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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Loyalität einem Mann gegenüber, der offensichtlich verrückt geworden war!«
    »Das denke ich nicht, Sir«, sagte ich so höflich ich konnte. »Ich denke nicht, er glaubte, dass seinem Vater die Schuld zuzuschreiben war, bis wir die Geheimtür fanden.«
    »Phh!«, schnaubte der Wachtmeister. »Selbst wenn das stimmt, spricht es ihn noch lange nicht von Schuld frei, William Henry. Deine Loyalität ist bewundernswert, wenn auch auf tragische Weise falsch verstanden. Ich weiß, dass du, der du so viel verloren hast, Angst davor haben musst, ihn auch noch zu verlieren, aber ich werde mich persönlich darum kümmern, dass für dich ein anständiges Zuhause gefunden wird, egal, wie diese scheußliche Angelegenheit hier ausgeht. Du hast mein Wort: Ich werde nicht ruhen, bis du in der geeigneten Umgebung untergebracht bist.«
    »Ich will nicht untergebracht werden. Ich will bei ihm bleiben.«
    »Einmal angenommen, er bleibt am Leben – wo er hingehen wird, kannst du nicht mit.«
    »Sie wollen ihn festnehmen? Weswegen?« Ich war entsetzt.
    »Und diesen verabscheuungswürdigen Cory oder Kearns oder wie er auch heißen mag. Ich glaube nicht, dass mir jemals ein widerlicherer Mensch begegnet ist. Er sollte besser darum beten, dass die arme Frau die unvorstellbare Tortur überlebt, die er ihr zugemutet hat. Ha, ich glaube, es hat ihm tatsächlich Spaß gemacht! Ich glaube, sie leiden zu sehen, hat ihm Vergnügen bereitet. Nun, mir wird es ein außerordentliches Vergnügen sein, ihn unterm Galgen stehen zu sehen! Soll er doch seine gotteslästerlichen Witze reißen und mit seinem affektierten Grinsen seine verwerflichen Schmähungen von sich geben, wenn die Schlinge um seinen Hals liegt! Und wenn es das Letzte sein sollte, was ich im Leben sehe, die gerechte Bestrafung von dem werde ich mir nicht entgehen lassen!«
    »Es war ein Fehler«, beteuerte ich, wobei ich immer noch vom Doktor sprach. Was aus John Kearns wurde, kümmerte mich wenig. »Sie können ihn nicht dafür festnehmen, dass er einen Fehler gemacht hat«, führte ich an.
    »Oh, und ob ich das kann!«
    »Aber der Doktor ist Ihr Freund!«
    »Meine oberste Pflicht ist es, dem Gesetz Geltung zu verschaffen, Will Henry. Und die Wahrheit ist, obwohl ich ihn schon mein Leben lang kenne, kenne ich ihn eigentlich kaum. Du hast ein ganzes Jahr unter seinem Dach verbracht, sein einziger und ständiger Gefährte. Kannst du mit voller Überzeugung sagen, dass du ihn kennst oder die Dämonen verstehst, die ihn treiben?«
    Es war natürlich wahr, wie ich vordem schon zugegeben habe: Ich kannte ihn nicht besser, als er seinen eigenen Vater gekannt hatte. Vielleicht ist das unser Verhängnis, der Fluch von uns Menschen, einander nie wirklich zu kennen. Wir errichten Gedankengebäude um das windige Gerüst von Wort und Tat herum, bloße Totems der wahren Person, die, wie die Götter, denen die Tempel gebaut wurden, verborgen bleibt. Wir verstehen unsere eigene Konstruktion; wir kennen unsereeigene Theorie; wir lieben unseren Bau. Dennoch … macht der Kunstgriff unserer Zuneigung unsere Liebe denn weniger real? Nicht dass ich den Monstrumologen jemals geliebt hätte; das sage ich nicht. Ich fühle mich weder dem Mann noch seiner Erinnerung verpflichtet, obschon ich seiner seit all diesen Jahren beraubt bin und von dieser zugegebenermaßen verzehrt werde. Nicht ein Tag vergeht, da ich nicht an ihn und an unsere vielen gemeinsamen Abenteuer denke, aber das ist kein Beweis von Liebe. Nicht eine Nacht verstreicht, ohne dass ich vor meinem geistigen Auge sein hageres, gut aussehendes Gesicht sehe oder in der akustischen Perfektion meiner Erinnerung das ferne Echo seiner Stimme höre, aber das beweist nichts. Ich habe den Monstrumologen damals nicht – noch tue ich es jetzt – oder jemals  – ich sage es noch einmal – ich denke nicht, dass ich es zu sehr beteure – ich habe den Monstrumologen nie geliebt.
    »Jemand ruft«, stellte Brock fest, und seine lakonische Bekanntgabe wurde von hektischen Zuckungen des Seils kontrapunktiert, an dessen unterem Ende jemand zerrte. Ich schaute durch die Öffnung und sah unten den Doktor stehen, der die Lampe hochhielt. »Will Henry!«, rief er. »Wo ist Will Henry?«
    »Hier, Sir«, rief ich zurück.
    »Wir brauchen dich. Komm sofort runter, Will Henry.«
    »›Komm runter‹?«, wiederholte der Wachtmeister. »Was meinen Sie damit, ›komm runter‹?«
    »Hierher, Robert. Lassen Sie ihn unverzüglich zu uns runter. Mach fix, Will

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