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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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unten«, sagte er. Ein seltsames Pulver leuchtete im Schein seiner Lampe wie ein Stern auf dem Boden.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Krumen, Will Henry, die unseren Heimweg markieren!«
    Es war der Inhalt der kleinen Papierpäckchen, die er in die Segeltuchsäcke gepackt hatte, ein phosphoreszierendes Pulver, das im Lampenlicht wie ein winziges Signalfeuer strahlte. »Du wirst ungefähr alle zwanzig Yards einen finden«, informierte ermich. »Halte dich an den Weg. Kehr nicht um. Falls du dich irgendwie verirrst, gehst du denselben Weg zurück, bis du die Spur wieder aufnimmst. Hier, nimm die Lampe.«
    »Sie kommen nicht mit?« Mein Herz begann zu flattern.
    »Ich muss Monster jagen, schon vergessen?«
    »Aber Sie werden die Lampe brauchen.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich habe notfalls die Leuchtstäbe. Oh, und ich glaube, das hier hast du fallen lassen.«
    Es war der Revolver des Doktors. Er drückte ihn mir in die Hand. »Schieß erst, wenn du das Schwarze in ihren Augen siehst!« Seine eigenen grauen Augen tanzten fröhlich bei diesem Witz. »Um die siebenhundert Schritte insgesamt, Will.«
    »Schritte, Sir?«
    »Vielleicht ein paar mehr für dich; deine Beine sind nicht ganz so lang wie meine. Ungefähr vierhundert Schritte, dann biegst du rechts ab in den Hauptgang. Verpass die Abzweigung nicht – ganz wichtig! Der Weg verläuft ein bisschen abwärts, aber nicht die Hoffnung aufgeben. Er wird wieder anfangen, aufwärts zu führen. Wenn du wieder oben bist, sag dem Wachtmeister, dass ich ihn schrecklich vermisse. Diese Knopfnase. Dieses gewinnende Lächeln. Falls wir in zwei Stunden noch nicht wieder oben sind, sollen er und seine Männer runterkommen. Diese Biester haben eifrig im Dunkel gegraben, und wir werden vielleicht die Hilfe der übrigen Männer brauchen. Viel Glück, Juniormonstrumologe. Viel Glück und Gottes Segen!«
    Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verflüchtigte sich wie ein Geist mit schnell verklingenden Schritten aus dem Lampenschein. Es schien ihn nicht aus der Fassung zu bringen, ohne ein Licht weiterzureisen. Tatsächlich machte er sogar den Eindruck, als sei er über diese Aussicht entzückt: John Kearns war ein Mann, der im Dunkel zu Hause war.
    Wie schnell sich doch Verzweiflung in Freude wandeln kann! Ich war so voll Feuer wie das kleine Licht hoch oben in meiner Hand, und mein Herz schlug noch höher; schon konnteich den süßen Duft der Freiheit riechen, ihre ambrosische Würze schmecken. Im Taumel der Begeisterung, den dieses erhörte Gebet nach Erlösung zur Folge hatte, vergaß ich, meine Schritte zu zählen, dachte zu spät ans Zählen, als dass es noch Wert gehabt hätte, aber das schien kaum wichtig. Der Weg war mit dem leuchtenden Pulver gut gekennzeichnet.
    Ich erreichte die Abzweigung, die Kearns markiert hatte, den Tunnel, der mich zu den aufgegebenen Nestern der Anthropophagen und von dort zu Morgans »gewinnendem« Lächeln führen würde. Ich hielt einen Moment verwirrt inne, denn es waren zwei Wege markiert worden – einer in den quer verlaufenden Gang und ein zweiter geradeaus, weiter in der Richtung, die ich eingeschlagen hatte. Na ja , dachte ich, er muss zuerst nach rechts abgebogen sein, ein Stück weit gegangen und dann wieder umgekehrt sein, weil er den Weg blockiert vorgefunden oder vielleicht die verzweifelten Rufe eines verletzten »Juniormonstrumologen« gehört hat. Seine Anweisungen waren deutlich gewesen. Verpass die Abzweigung nicht – ganz wichtig! Also duckte ich mich schulterzuckend in die Öffnung. Wenn es insgesamt siebenhundert Schritte waren und die erste Etappe vierhundert betrug, dann war dieses letzte Stück noch dreihundert lang, und ich begann zu zählen.
    Der Tunnel war schmäler, die Decke viel tiefer; mehrere Male war ich gezwungen, den Kopf einzuziehen oder so gekrümmt vorwärtszuschlurfen, dass die Lampe über den Boden scheuerte. Der Gang war außerordentlich gewunden und schlängelte sich hierhin und dorthin und der Weg rutschig und stetig abfallend, wie Kearns angekündigt hatte.
    Beim hundertsten Schritt hörte ich, wie etwas ein Geräusch hinter mir machte – wenigstens dachte ich, es sei hinter mir. In dieser räumlichen Beengtheit war es schwer zu sagen. Ich blieb stehen und hielt den Atem an. Nichts. Nur das Herabfallen von Erde und Steinchen, die sich durch mein Vorbeigehen gelöst hatten, wie ich vermutete, weiter nichts. Ich setzte mich wieder in Bewegung und fuhr mit dem Zählen

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