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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Stimme und schrie dem Mann geradezu ins Gesicht: »Wissen Sie, wer ich bin, Varner? Hat man Ihnen gesagt, wer gekommen ist, um Sie heute Abend zu besuchen?«
    Der fettleibige Kranke stöhnte. Der Doktor seufzte und schaute mich an.
    »Ich fürchte, wir sind vielleicht zu spät gekommen«, sagte er.
    »Wer …«, ächzte der alte Seemann, wie um ihn zu tadeln. »Wer ist gekommen?«
    »Warthrop«, antwortete der Monstrumologe. »Ich heiße Warthrop.«
    »Warthrop!«, schrie der Captain. Die Augen, als habe die Nennung des Namens sie gelöst, wurden so unstet wie seine Zunge und rutschten in ihren Höhlen hin und her, weigerten sich jedoch, sich auf das Gesicht des Doktors zu richten. Unermüdlich überquerten sie die Zimmerdecke, wo Warthrops verzerrter Schatten tanzte, dorthin geworfen von der Lampe auf dem Boden und über Varner dräuend wie ein dämonischer Geist, dunkel, grotesk, gewaltig.
    »Sie kennen den Namen«, sagte der Doktor.
    Fast unmerklich nickte der enorme Kopf.
    »Gott erbarme sich meiner, das tu ich! Ich kenne den Namen Warthrop«, brach von Spucke erstickt die heisere Antwort heraus. »’s war alles Warthrops Werk, der Teufel verfluche ihn und seine ganze Verwandtschaft!«
    »Ein Fluch ist die eine Erklärung«, meinte der Doktor trocken. »Ich meinerseits tendiere mehr zu derjenigen Darwins. Die Augenscheinlichkeit spricht für meine Seite, aber dennoch mag die Zeit beweisen, dass ich unrecht und Sie recht haben, Hezekiah Varner. Alistair Warthrop war mein Vater.«
    Außer den seltsamen, erstickten, pfeifenden Ächzlauten zeitigte diese Erklärung keine Reaktion.
    »Mein Vater«, fuhr der Monstrumologe fort, »der Sie irgendwann Ende 63 oder Anfang 64 beauftragt hat, wie ich annehme, nach Westafrika zu segeln, vielleicht nach Senegambia oder Niederguinea, und mit einer speziellen Fracht von besonderem Interesse für ihn zurückzukehren. Ja? War es nicht so?«
    »Nein …«, murmelte der alte Mann.
    »Nein?«, echote der Doktor stirnrunzelnd.
    »Nicht Senegambia oder Guinea. Benin«, ächzte er. »Das Königreich Benin! Heimat jener gottlosen Nachäffung des Königtums, des verfluchten Herrschers jenes verfluchten Landes,des Oba, und ich schwöre, dass auf der ganzen Welt kein abscheulicherer Heide oder ekelhafterer Wüstling zu finden ist!«
    »Der Oba von Benin hatte lebendige Exemplare von Anthropophagen gefangen?«, fragte der Doktor. Die Vorstellung schien ihn zu überraschen.
    »Er beherbergt eine ganze Schar der scheußlichen Bestien in einem Raum unter seinem Palast.«
    »Aber Anthropophagen können in Gefangenschaft nicht überleben. Sie verhungern.«
    »Nicht diese, Warthrop«, keuchte der alte Schmuggler. »Diese Monster waren ziemlich fett und zufrieden! Ich hab’s mit meinen eigenen Augen gesehen, und wäre ich ein mutigerer Mann, hätte ich sie für dieses Vergehen getötet!«
    »Sie wurden gefüttert?« Der Ton des Doktors war ungläubig. »Wie?«
    »Kinder, hauptsächlich. Zwölf- oder dreizehnjährige Mädchen. Mädchen an der Schwelle zur Fraulichkeit. Manchmal aber auch kleine Kinder, schreiende Säuglinge, die nackt in das Loch geschleudert wurden. Denn im Zentrum des Tempels befindet sich eine Grube, die durch einen Tunnel mit dem Raum verbunden ist, in dem die Bestien gehalten werden. In die Grube werfen die Priester sie; das habe ich gesehen, Warthrop; ich habe es gesehen! Zwanzig Fuß hinuntergeworfen auf den Boden, woraufhin sie sich gegen die glatten Seiten des Opferabgrunds wirft und mit Händen und Füßen verzweifelt nach Halt sucht, aber natürlich gibt es keinen. Es gibt kein Entkommen! Der Oberpriester gibt das Zeichen; das mächtige Holztor rollt hoch; und sie kommen. Zuerst riecht man es, ein fauliger Gestank wie die Verwesung des Todes, dann das laute Schnaufen und das durchdringende Klicken ihrer schnappenden Reißzähne, während die todgeweihte Unschuldige in frenetisches Geschrei ausbricht und ihre gefühllosen Richter oben um Erbarmen anfleht. Erbarmen, Warthrop! Sie starren mit steinernen Mienen auf sie herab, und, als die Bestien in die Grube stürmen, beraubt sie ihr Entsetzen des letzten FünkchensWürde: Ihre Blase entleert sich; ihre Gedärme lassen los. Sie bricht auf der Erde zusammen, überzogen mit ihrem eigenen Schmutz, während sie in wilder Jagd über sie herfallen, wobei die größeren Scheusale Sätze von dreißig Fuß machen von der Tunnelmündung bis dorthin, wo sie liegt, das Opferlamm unter jenen Heidenherren, deren wahnsinnige Laune sie

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