Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
Vom Netzwerk:
kurzerhand zurückgewiesen.«
    »Aber wie können Sie das wissen, Sir? Sie haben zu der Zeit doch gar nicht hier gelebt!«
    Er blickte mich stirnrunzelnd an. »Woher willst du wissen, wo ich zu der Zeit gelebt habe?«
    Ich senkte den Kopf, um der Intensität seines funkelnden Blicks auszuweichen.
    »Sie haben mir erzählt, dass er sie während des Kriegs weggeschickt hat, um die Schule zu besuchen.«
    »Ich entsinne mich nicht, dir das erzählt zu haben, Will Henry.«
    Natürlich hatte er das nicht; ich hatte es aus dem Brief geschlossen, den ich aus dem alten Koffer genommen hatte. Aber manche Lügen entspringen der Notwendigkeit.

    »Es ist schon lange her«, brachte ich unterwürfig vor.
    »Nun, das muss es wohl, denn ich habe keine Erinnerung daran. Wie dem auch sei, dass die beiden Ereignisse zeitlich nahe beieinander liegen, bedeutet nicht, dass eines mit dem anderen zusammenhängt, Will Henry.«
    »Aber es könnte etwas damit zu tun haben«, beharrte ich. Ich war entschlossen, ihn mit der Eleganz meiner Begründung zu beeindrucken. »Wenn sie Spione der Konföderierten waren, dann hätte er es niemandem gesagt oder irgendeine Aufzeichnung seines Vertrags mit Captain Varner zurückgelassen. Deshalb können Sie nichts finden, Sir! Und es könnte erklären, weshalb er mehr als eins der Wesen mitgebracht haben wollte. Sie haben gesagt, sie konnten nicht für Studienzwecke gewesen sein, wofür waren sie dann also? Vielleicht waren sie ja überhaupt nicht für Ihren Vater, sondern für sie , Slidell und Mason. Vielleicht wollten sie die Anthropophagen, Doktor!«
    »Und wozu hätten sie die haben wollen?«, fragte er mich, während er mir zusah, wie ich in meiner Aufregung von einem Fuß auf den anderen hüpfte.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete ich. »Vielleicht um sie zu züchten. Um eine Armee mit ihnen aufzustellen! Können Sie sich die Nordstaatentruppen vorstellen, wie hundert von diesen Dingern mitten in der Nacht in ihren Reihen losgelassen werden?«
    »Die Anthropophagen bringen nur ein oder zwei Nachkommen im Jahr hervor«, rief er mir ins Gedächtnis. »Es wäre eine ziemlich lange Zeit erforderlich, um einhundert von ihnen zu bekommen.«
    »Es waren nur zwei von ihnen nötig, um die gesamte Besatzung der Feronia auszulöschen.«
    »Ein glücklicher Umstand – ich meine natürlich für die Anthropophagen. Gegen ein Regiment kampferprobter Soldaten wäre es ihnen nicht so gut ergangen. Es ist eine interessanteHypothese, Will Henry, auch wenn sie von keinerlei Fakten unterstützt wird. Selbst wenn wir einmal davon ausgehen, dass diese mysteriösen Besucher meinen Vater ausfindig machten, um die Rebellion mit Kreaturen zu versorgen, die den Feind terrorisieren oder töten sollten, so gibt es ein halbes Dutzend davon, die er ihnen mit geringerem Aufwand und Risiko hätte besorgen können als ein fortpflanzungsfähiges Anthropophagen-Pärchen. Kannst du mir folgen, Will Henry? Wenn das ihr Anliegen war, so hätte er es, bei allem, was ich von ihm weiß, zurückgewiesen. Und selbst wenn er angenommen hätte, so hätte er nicht diese besondere Spezies gewählt.«
    »Aber das können Sie doch gar nicht mit Bestimmtheit wissen!«, wandte ich ein, denn ich war nicht gewillt, das Thema fallen zu lassen. Ich wollte unbedingt recht haben, nicht sosehr um zu beweisen, dass der Doktor unrecht hatte, sondern um recht zu haben.
    Seine Reaktion erfolgte augenblicklich. Der Doktor schoss aus dem Sessel hoch, und sein knochiges Gesicht war vor Wut verzerrt. Ich erbleichte: Ich hatte ihn noch nie so zornig gesehen. Ich rechnete voll und ganz damit, dass er mir für meine Widerspenstigkeit einen Schlag auf die Wange versetzen würde.
    »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden!«, schrie er. »Wer bist du, dass du die Integrität meines Vaters infrage stellst? Wer bist du, dass du den guten Namen meiner Familie in den Schmutz ziehst? Nicht genug, dass die ganze Stadt Schmähungen über mich verbreitet; jetzt gibt sich auch noch mein eigener Assistent, der Junge, dem ich nur Freundlichkeit und Mitgefühl entgegengebracht habe, mit dem ich mein Haus und meine Arbeit teile, für den ich mein heiliges Recht auf Privatsphäre geopfert habe, dazu her, in ihre Verleumdungen einzustimmen! Und als ob das noch nicht genug wäre, missachtet der Junge, der mir alles zu verdanken hat, bis hin sogar zu seinem Leben , den einzigen ausdrücklichen Befehl – den einzigen ausdrücklichen Befehl –, den ich ihm gegeben habe! Wie

Weitere Kostenlose Bücher