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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Henry.«
    » Nur Will Henry. Du solltest dir mal zuhören, Alte.« Er lächelte mich an. »Hör nicht auf sie.«
    »Nein, Sir«, antwortete ich automatisch. Dann kam mir der Gedanke, dass ich damit möglicherweise seine messerschwingende Ehefrau beleidigte, und ich fügte rasch hinzu: »Hallo, Mrs. Flanagan, wie geht es Ihnen, gnädige Frau?«
    »Es ginge mir viel besser ohne diese ständigen Unterbrechungen«, brüllte sie. »Mein Gatte, den zu ehelichen meine selige Mutter mich gewarnt hat, meint, ich hätte nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag lang seine albernen Scherze und lächerlichen Rätsel über mich ergehen zu lassen.«
    »Sie hat schlechte Laune«, raunte der Lebensmittelhändler mir zu.
    »Ich habe immer schlechte Laune!«, schrie sie zurück.
    »Das ist so seit der Kartoffelknappheit von 48«, flüsterte Flanagan.
    »Das habe ich gehört!«
    »Vierzig Jahre, Will Henry. Vierzig Jahre«, sagte er mit einem theatralischen Seufzer. »Aber ich liebe sie. Ich liebe dich, Alte!«, rief er.
    »Ach, hör doch auf! Ich kann jedes Wort hören, das du sagst! Will Henry, du hast abgenommen, oder? Jetzt sei ehrlich!«
    »Nein, Mrs. Flanagan«, sagte ich. »Ich bin nur ein bisschen gewachsen.«
    »So ist es, Alte«, warf Flanagan dazwischen. »Es ist nicht verloren gegangen; es ist bloß umverteilt worden, was? Jawoll!«
    »Ach, Unsinn!«, polterte sie. » So schlecht sind diese Augen noch nicht! Schau ihn doch an, Flanagan. Schau dir seine hohlen Wangen und seine gewölbte Stirn an! Meine Güte, seine Handgelenke sind nicht dicker als Hühnerbeine! Da hast du deine Verknappung! Gerade jetzt herrscht eine in diesem fürchterlichen Haus in der Harrington Lane.«
    »Mehr als nur eine Verknappung, wenn in den Erzählungen, die mir zu Ohren kommen, auch nur ein Körnchen Wahrheit steckt«, wagte Flanagan unter Hochziehen einer schelmischen Augenbraue zu bemerken. »He, Will Henry? Du kennst die Geschichten, die wir hören: geheimnisvolles Kommen und Gehen, Pakete, die nachts zugestellt werden, mitternächtliche Besucher und die plötzlichen, langen Abwesenheiten deines Herrn – die kennst du doch, oder?«
    »Der Doktor spricht nicht über seine Arbeit mit mir«, sagte ich vorsichtig, denn ich erinnerte mich an seine Worte: Manche Unwahrheiten entspringen der Notwendigkeit, nicht der Torheit.
    »Der Doktor , aye. Aber wovon genau ist er ein Doktor?«, bellte Mrs. Flanagan wie ein unheimliches Echo des verstorbenen Erasmus Gray.
    Und ich wiederholte dieselbe lahme Antwort: »Philosophie, gnädige Frau.«
    »Er ist ein tiefgründiger Denker.« Mr. Flanagan nickte ernst. »Und von denen brauchen wir weiß Gott alle, die wir kriegen können!«
    »Er ist ein sonderbarer Mann mit noch sonderbareren Gewohnheiten«, widersprach sie und drohte ihm mit der Klinge. »Genau wie sein Vater und der Vater seines Vaters es waren! Die ganzen Warthrops waren sonderbar.«
    »Ich konnte seinen Vater eigentlich ganz gut leiden«, sagte ihr Mann. »Er war viel – hm, wie ist das Wort dafür? – sympathischer als Pellinore. Sehr freundlich, wenn auch auf eine königliche Art. Zurückhaltend, freilich, und ein bisschen – hm, wie hieß das noch gleich? – reserviert , aber nicht auf irgendwie arrogante oder hochmütige Art. Ein Mann mit Kultur und guten Manieren. Aus guter Familie, könnte man sagen.«
    »Ja, Mann, sagen könntest du, was immer du magst, und für gewöhnlich machst du das ja auch, aber Alistair Warthrop war nicht anders als einer der übrigen Warthrops. Geizig, hochnäsig und überheblich, das ist es, was er war, mit niemandem befreundet außer den unappetitlichen Durchreisenden, die oft seine Haustür verdunkelten.«
    »Nichts als Klatsch, Alte«, behauptete Flanagan. »Gerüchte und leeres Geschwätz.«
    »Er war ein Sympathisant. Das ist mal kein Klatsch.«
    »Hör nicht auf sie, Will«, warnte er mich. »Sie liebt es, ständig herumzunörgeln.«
    »Das habe ich gehört! Meine Ohren funktionieren ebenso gut wie meine Augen, Mr. Flanagan!«
    »Ist mir egal, ob du’s gehört hast oder nicht!«, brüllte er zurück.
    Diese lautstarke, eskalierende häusliche Auseinandersetzung machte mich allmählich nervös; ich schnappte mir einen Apfel aus dem Korb neben mir. Wenn ich meine Einkäufe auswählte, würde der Streit sich vielleicht unter der Wucht des Kommerzes verflüchtigen.
    »Sie kamen und erkundigten sich nach ihm«, versetzte seine Frau, wobei ihr breites Gesicht die Farbe des Red Delicious in meiner

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