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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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verbarrikadieren sollen. Ich hätte das Fenster, das keine zwei Schritt weit weg war, einschlagen und fliehen können. Aber ich machte nichts! Ich lag im Bett und hielt Elizabeth festund drückte ihr die Hand auf den Mund, damit ihre Schreie sie nicht zu uns führten, und durch die Tür konnte ich sie vorbeiziehen sehen, kopflose Schatten mit Armen, die so lang waren, dass die Knöchel fast auf dem Boden schleiften. Vor der Tür fingen zwei unter wütendem Grunzen und wildem Zischen eine Rauferei an, fauchten sich an und schnappten nach einander, weil sie um die Leiche meines Bruders wetteiferten. Ich wusste, dass es Matthew sein musste; sie war zu groß für Michael.
    Sie zerfetzten ihn vor meinen Augen. Rissen ihn in Stücke und schleuderten seinen gliedmaßenlosen Körper durch die Diele, wo ich ihn auf dem Boden aufklatschen hörte, und dann wurden die Schläge und das Fauchen lauter, als sie um ihn herum zusammenströmten. Das war der Moment, in dem ich spürte, wie Elizabeth erschlaffte. Sie war ohnmächtig geworden.
    Inzwischen hatte das Schreien fast aufgehört, obwohl ich die Bestien noch im Flur und im vorderen Teil des Hauses hören konnte, ihr Fauchen und ihr Zischen, ihr entsetzliches Grunzen und das Knirschen und Krachen von Knochen. Dennoch konnte ich mich nicht rühren. Was, wenn sie mich hören würden? Sie bewegten sich so schnell; ich fürchtete, dass, selbst wenn ich es bis zum Fenster schaffen sollte, sie über mir wären, ehe ich es öffnen könnte … und welches Grauen mochte draußen auf der Lauer liegen? Patrouillierten noch mehr den Hof ab? Ich strengte mich bis zum Äußersten an, um aus dem Bett aufzustehen, aber ich konnte nicht. Ich konnte nicht. Ich konnte nicht.«
    Er verstummte. Sein Blick hatte sich wieder nach innen gekehrt. Der Wachtmeister hatte sich, während Malachi sprach, von der Bank erhoben und war mit schweren Schritten zu einem der Buntglasfenster gegangen, wo er das Gesicht der Szene von Christus als dem guten Hirten, der seine Herde hütet, zuwandte.
    »Aber natürlich bist du doch aufgestanden«, half der Doktor nach.
    Malachi nickte langsam.
    »Du konntest das Fenster nicht aufbekommen«, drängte Warthrop ihn.
    »Ja! Woher wissen Sie das?«
    »Also hast du es aufgebrochen.«
    »Ich hatte keine andere Wahl!«
    »Und das Geräusch hat sie auf euch aufmerksam gemacht.«
    »So muss es gewesen sein, ja.«
    »Und doch bist du nicht geflohen, obwohl nur ein paar Schritt weiter Freiheit und Sicherheit warteten.«
    »Ich konnte sie nicht im Stich lassen.«
    »Wieder zurück ans Bett, um sie zu holen?«
    »Sie kamen.«
    »Du hast sie gehört.«
    »Ich zog sie in meine Arme. Sie war so leblos wie die Toten. Ich stolperte zum Fenster, verlor sie aus dem Griff, ließ sie fallen. Ich bückte mich, um sie aufzuheben. Dann …«
    »Du sahst es in der Tür.«
    Wieder nickte Malachi, schnell jetzt, und seine Augen waren groß vor Staunen.
    »Woher wissen Sie das?«
    »War es männlich oder weiblich, konntest du das erkennen?«
    »Bei der Liebe Gottes, Pellinore!«, rief der Wachtmeister bestürzt.
    »Na schön.« Der Doktor seufzte. »Du hast deine Schwester im Stich gelassen und bist geflohen.«
    »Nein! Nein, das hätte ich nie getan!«, schrie Malachi. »Niemals hätte ich sie diesem … diesem Ding überlassen … Ich packte sie bei den Armen und schleifte sie ans Fenster …«
    »Es war zu spät«, murmelte der Doktor. »Das Wesen war über euch.«
    »Es bewegte sich so schnell! Mit einem einzigen Satz durchquerte es das Zimmer, legte die Pranken um ihren Knöchel und entriss sie mir so mühelos wie ein Mann einem Baby eine Puppe. Es schleuderte sie hoch, und Elizabeths Kopf pralltemit einem grässlichen Geräusch gegen die Decke; ich hörte, wie ihr Schädel zerbrach, und dann regnete ihr Blut auf meinen Kopf herab – das Blut meiner Schwester auf meinen Kopf!«
    An dieser Stelle verlor er völlig die Fassung; er barg das Gesicht in den Händen, während sein Körper von herzzerreißenden Schluchzern gepeinigt wurde.
    Der Doktor erduldete es einen Moment lang, aber nur einen Moment.
    »Beschreibe es, Malachi«, verlangte er gebieterisch. »Wie hat es ausgesehen?«
    »Sieben Fuß … vielleicht auch mehr. Lange Arme, kräftige Beine, leichenblass, kopflos, aber mit Augen in den Schultern … besser gesagt mit einem Auge. Das andere war weg.«
    »Weg?«
    »Bloß ein … ein Loch, wo das Auge hätte sein sollen.«
    Der Doktor warf mir einen schnellen Blick zu. Er brauchte

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