Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
Vom Netzwerk:
entschuldigen würdest, ich muss ein Bad nehmen und mich umziehen. Versuche noch nicht, aufzustehen! Benutze die Bettpfanne, wenn du Blase oder Darm entleeren musst. Worüber lächelst du?«, fragte er brummig. »Hastdu gemeint, ich würde es zulassen, dass du dich in deinen eigenen Exkrementen suhlst?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich kann nicht erkennen, was so komisch an einer Bettpfanne ist.«
    »Nichts, Sir. Es ist die Vorstellung, wie Sie eine leeren.«
    Er versteifte sich und sagte mit großer Würde: »Ich bin Naturwissenschaftler. Wir sind an den Umgang mit Scheiße gewöhnt.«
    * * *
    Als die Sonne unterging, kam er zurück, erkundigte sich, wie es mir ging, und setzte mich davon in Kenntnis, dass es nicht verkehrt wäre, wenn ich versuchte, das Bett zu verlassen.
    »Dir wird schwindlig sein und du wirst Schmerzen haben, aber je eher du wieder imstande bist zu gehen, desto besser. Wir haben viel zu tun, bevor wir nach New York aufbrechen.«
    »Was gibt es zu tun, Dr. Warthrop?« Ich nahm an, er meinte das Packen, eine langweilige Arbeit, die immer mir zufiel.
    »Ich hätte es ja schon erledigt, aber ich wollte nicht weg … Ich hielt es für das Beste, wenn du das Bewusstsein wiedererlangst … Na ja, ich konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein«, endete er ungeduldig.
    Ich schon , hätte ich ihm fast gesagt. Ich verkniff mir die Worte. Er hätte über die Vorstellung meines körperlosen Geistes, der ihn von der Zimmerdecke aus beobachtete, gespottet.
    »Was hätten Sie schon erledigt?«
    »Mr Kendall, Will Henry. Wir müssen …« Er hielt inne, als suche er nach dem richtigen Wort. »Dieses Problem mit Mr Kendall lösen.«
    * * *
    Wir müssen dieses Problem mit Mr   Kendall lösen.
    Damit meinte der Monstrumologe nicht die Benachrichtigung der Familie über sein Ableben oder das Treffen von Vorkehrungen für die Rücksendung des Leichnams zur Beisetzung im heimatlichen England.
    Ich weiß nicht, warum ich diesen Gedanken auch nur einen Moment lang gehabt hatte. Wie sollte man es anstellen, seinen Lieben – oder übrigens auch den britischen Behörden – eine stark verweste Leiche mit einer frischen Schusswunde im Kopf zu erklären? Überdies war da noch die heikle Angelegenheit der potenziellen Bösartigkeit der Ansteckung. Wie Warthrop es ausdrückte: »Es könnte der Funke sein, der einen Großbrand auslöst, im Vergleich zu dem die Pest wie ein Lagerfeuer aussieht.«
    Nein, diesen ersten Abend meiner Genesung brachten wir zur Gänze damit zu, Wymond Kendall im Kellerlaboratorium zu zerstückeln.
    Der Monstrumologe wollte Proben von jedem wichtigen Organ, einschließlich des Gehirns (er war ganz aufgeregt, einen Blick auf Mr Kendalls Gehirn werfen zu können), welches er in toto entnahm, nachdem er ihm die Schädeldecke abgesägt hatte. Ich wurde genötigt, es zu halten – ein unbeholfenes Unterfangen in Anbetracht der dicken Bandagen an meiner linken Hand –, während der Doktor die Medulla durchtrennte. Ich hatte noch nie zuvor ein menschliches Gehirn gehalten. Seine Zartheit überraschte mich; ich war davon ausgegangen, es wäre viel schwerer.
    »Das durchschnittliche menschliche Gehirn wiegt ungefähr drei Pfund, Will Henry«, sagte der Doktor als Antwort auf meinen verblüfften Gesichtsausdruck. »Vergleiche dies mit dem Gesamtgewicht unserer Haut, in etwa sechs Pfund, und du hast eine Tatsache, die ebenso zwingend wie beängstigend ist.«
    Er nahm mir den dreipfündigen Sitz von Kendalls Bewusstsein aus den Händen und fuhr fort: »Betrachte den Stirnlappen, Will Henry. Die Sulci – diese tiefen Furchen hier, die den restlichen Teil des Gehirns noch überziehen – sind alle verschwunden. Der Abschnitt des Gehirns, der für das Denken verantwortlich ist, ist so glatt wie eine Billardkugel.«
    Ich fragte ihn, was das zu bedeuten hatte.
    »Nun, wir dürfen annehmen, dass es sich um keinen Geburtsfehler handelt, auch wenn er mir nicht besonders helle vorkam – mehr Gyri als Sulci. Entschuldige – ein bisschen anatomische Albernheit. Wir können davon ausgehen, dass es eine Manifestation des Toxins ist. Dies steht völlig im Einklang mit der Literatur, die behauptet, dass das Opfer im Endstadium kaum noch mehr als ein wildes Tier ist, unfähig der Vernunft, aber völlig fähig einer mörderischen, kannibalischen Raserei. Gewisse auf den Lakshadweep-Inseln heimische Stämme berichten von ganzen Dörfern, die durch einen einzigen Kontakt mit dem Pwdre ser ausgelöscht wurden, wobei der

Weitere Kostenlose Bücher