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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Heftigkeit mit denen des Krakatau hätten aufnehmen können, weshalb ich sozusagen »den vollen Warthrop« erwartet hatte.
    Der Kurator klemmte sich ein Stückchen des klebrigen Harzes zwischen behandschuhten Daumen und Zeigefinger und riss es ab. Er rollte es zu einem winzigen Ball zusammen und schnupperte daran, wobei es in gefährliche Nähe zum Ende seiner Nase geriet.
    »Nicht schlecht«, meinte er. »Nicht schlecht – sehr nah dran. Etwas – wie ist das Wort? – beißender als der Lakshadweep- Nidus , aber das war nicht anders zu erwarten … Aber was ist das? Da sind ja Fingerabdrücke !« Er sah Warthrop über den Schreibtisch hinweg an. »Jemand hat es mit bloßen Händen angefasst!« Dann wanderte sein Blick zu dem Verband an meiner linken Hand. »Na sicher! Ich hätte es mir denken können!«
    »Ich habe es nicht berührt!«, verwahrte ich mich.
    »Und was ist dann mit deinem Finger passiert?« Er wandte sich an den Monstrumologen. »Ich bin überrascht und enttäuscht, Dr. Warthrop. Von allen, die bei Ihnen in die Lehre gehen wollen – und ich weiß, dass es davon viele gibt –, suchen Sie sich einen Lügner und Leisetreter aus!«
    »Ich habe ihn mir nicht ausgesucht«, erwiderte der Doktor, schonungslos offen wie immer.
    »Sie sollten ihn in ein Waisenhaus geben. Er tut Ihnen oder sich selbst nicht gut. Eines Tages wird er Sie beide ins Verderben stürzen.«
    »Ich lasse es darauf ankommen«, entgegnete Warthrop mit einem matten Lächeln. Er wies mit einem Kopfnicken auf den N idus zwischen ihnen; es war keine leichte Aufgabe, Professor Ainsworth beim Thema zu halten. »Sie werden feststellen, dass er nahezu identisch in jeder Hinsicht ist – na ja, mit Ausnahme vielleicht des Geruchs, den mit dem Lakshadweep- Nidus zu vergleichen ich natürlich nicht die Mittel hatte.«

»Wissen Sie, dass er versucht hat, mich zu bestechen!«, blaffte der alte Mann auf einmal unter Gehstockschütteln.
    Überrascht fragte der Monstrumologe: »Wer? Wer hat versucht …«
    »Mr P. T. Barnum! Der alte Lump bot mir siebzehntausend Dollar dafür an – nur um es sich für sechs Monate auszuleihen , um es direkt neben Daumerling und der Fidschi-Meerjungfrau ausstellen zu können!«
    »Den Lakshadweep- Nidus ?«
    »Nein, Warthrop, meine Zehennägelschnipsel! Bah! Sie waren doch mal ziemlich gescheit. Was in Gottes Namen ist bloß aus Ihnen geworden?« Klick, klick, klick machten die Zähne seines Sohnes. »Ich habe selbstverständlich abgelehnt. Leugnete, auch nur zu wissen, wovon er sprach. Wie er davon erfahren hat, tja, das ist mir ein Rätsel. Er hat sich oft mit diesem widerlichen russischen Monstrumologen rumgetrieben. Wie hieß er noch gleich?«
    »Sidorov«, sagte mein Herr. Offenbar brauchte er nur die Worte »widerlich« und »russisch« zu hören, um die Antwort zu kennen.
    »Shish kebob? Nein, nein …«
    »Sidorov!«, schrie Warthrop, dessen Geduld sich endlich erschöpfte.
    »Sidorov! Das ist er. Dicke Freunde, die beiden, und diebisch wie die Elstern. Ich nehme an, dass es Sidorov war, der ihm vom Nidus erzählt hat. Es war nämlich meine Idee.«
    »Verzeihung, Professor – Ihre Idee?«
    »Ihn rauszuschmeißen! Ihm einen Tritt in seinen habgierigen, heuchlerischen Arsch zu verpassen!«
    »Wessen heuchlerischen Arsch? Barnums?«
    »Sidorovs! ›Er ist ein Intrigant‹, habe ich von Helrung gesagt. ›Führt nichts Gutes im Schilde. Schließen Sie ihn aus! Berauben Sie ihn seiner Referenzen!‹ Ich wusste aus verlässlicher Quelle, dass Sidorov ein Agent der Ochranka war.« Mit vor Aufregung zitternden Koteletten schaute mich Adolphus an. »Die Geheimpolizei des Zaren. Ich wette, das haben Sie nicht gewusst, und deshalb sage ich auch, dass die Monstrumologie keine Beschäftigung für Kinder ist! Wirklich, Warthrop, Sie sollten sich was schämen! Wenn es Sie nach Gesellschaft verlangt, wieso besorgen Sie sich dann nicht einfach einen Hund? Jedenfalls kann man es ihm schwerlich verübeln.«
    »Verübeln … Will Henry?«
    »Dem Zaren! Wenn ich er wäre, ich würde einen Monstrumologen in meiner Geheimpolizei wollen! Jedenfalls hat Barnum so davon Wind bekommen, ist meine Vermutung. Was ist überhaupt aus ihm geworden, wissen Sie das?«
    »Barnum?«
    »Sidorov!«
    »Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass er wieder in St. Petersburg ist«, sagte der Doktor und fuhr dann eilends fort. »Professor Ainsworth, ich verspreche Ihnen, dass ich kein Freund von Mr P. T. Barnum oder Anton Sidorov oder

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