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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Helrung war betroffen. »Wieso gehst du nach England?«
    »Um John Kearns zu finden natürlich.«
    »Der sich wie der Nebel verzogen und keine Spur zurückgelassen hat. Wie willst du ihn finden?«
    »Ich fange an, indem ich unter dem größten Stein auf dem Kontinent nachsehe«, entgegnete der Doktor grimmig.
    Von Helrung gluckste. »Und wenn er da nicht ist?«
    »Dann mache ich mit den kleineren Steinen weiter.«
    »Und wenn du ihn dann findest – falls du ihn findest –, was, wenn er sich weigert, dir zu sagen, was du wissen willst? Oder noch schlimmer, wenn er gar nicht weiß, was du wissen willst?«
    »Wissen, wissen, wissen!«, ahmte Warthrop ihn verdrießlich nach. »Du willst wissen, was ich weiß, Meister Abram? Ich weiß , dass John Kearns wollte, dass ich den Nidus habe. Er hat sich große Mühe gegeben, um sicherzugehen, dass ich ihn schnell bekomme. Ebenso wollte er, dass ich weiß, dass er im Begriff war, England zu verlassen – schnell. Es kann nur eine Erklärung geben: Er weiß, wo der Nidus herkommt. Und deshalb hat er ihn weggegeben. Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die wertvoller ist als ein echter Nidus ex magnificum , und das ist das Magnificum selbst. Der Nidus ist ein großartiger Preis, aber Der Ungesehene ist der Preis, der Preis aller Preise.« Warthrop nickte heftig. »Es ist die einzige Erklärung.«
    »Aber wieso sollte er dir überhaupt etwas schicken? Was war dafür der Grund? Er will doch bestimmt nicht, dass jemand erfährt, dass sich der Preis aller Preise in seiner Reichweite befindet, schon gar nicht, dass derjenige Pellinore Warthrop heißt.«
    Der Doktor nickte. »Das hat mich tatsächlich ein bisschen gestört. Wieso hat er das getan? Das Einzige, was Sinn macht, macht nur Sinn, wenn man John Kearns kennt.«
    Von Helrung dachte einen Moment lang nach. »Er verspottet dich?«
    »Ich denke ja. Auf die grausamste aller Arten. Du kennst Kearns, Meister Abram; du kennst ebenso gut wie ich die Schlechtigkeiten, zu denen er sich herablassen wird.«
    Dann verscheuchte mein Herr den Gedanken mit einer Handbewegung. Er wollte nicht bei John Kearns oder dessenBeweggründen verweilen. Er war zu sehr in den Klauen seiner eigenen Dämonen.
    »Er ist ein grausamer Mann«, sagte er. »Manche würden sagen, ein Monster von einem Mann. Aber das geht mich nichts an.«
    »Hör dir doch nur zu; hör dir zu! Mein einstiger Schüler! Vater im Himmel, vergib mir meine Verfehlungen, denn ich habe dich enttäuscht – und meinen lieben Studenten! Pellinore, noch vor dem Wissenschaftler sind wir Mensch; es ist das menschliche Monster, das uns am meisten angehen sollte!«
    »Warum?«, erwiderte der Doktor scharf. »Monströse Menschen – na und? Ich kann mir nichts Banaleres vorstellen. Ich habe keinen Zweifel – überhaupt keinen Zweifel –, dass die Spezies, sobald sie die Mittel dazu erlangt hat, sich selbst vom Angesicht der Erde tilgen wird. Daran ist nichts Mysteriöses; es liegt in unserer Natur. Oh, man könnte sich auf Einzelheiten einlassen, aber wirklich, was könnten wir über die Spezies sagen, die den Mord erfunden hat? Was können wir sagen?«
    Ich vergaß mich einen Augenblick und sagte: »Sie hören sich wie er an.«
    Warthrop wirbelte zu mir herum. »Was hast du gesagt?«
    »Was Sie gerade gesagt haben … Es klang wie etwas, das Dr. Kearns sagen würde.«
    »Nur weil ein Mensch ein mordlustiger Wahnsinniger ist, heißt das noch lange nicht, dass er unrecht haben muss«, knurrte der Monstrumologe.
    »Nein«, sagte von Helrung leise, wobei seine hellen Augen gefährlich blitzten. »Es heißt nur, dass er böse ist.«
    »Wir sind Wissenschaftler, von Helrung; solche Begriffe sind unserem Vokabular fremd. In Indien ist es eine Sünde, eine Kuh zu töten. Sind wir Bewohner des Westens böse, weil wir sie schlachten?«
    »Menschen, mein Freund «, erwiderte von Helrung, »sind keine Kühe.«
    Darauf hatte Warthrop keine schlagfertige Antwort paratund schwieg, während sein alter Freund ihn bat, es sich noch einmal zu überlegen. Sofort nach England aufzubrechen wäre übereilt. Kearns war fort, und schließlich galt die Suche ja nicht Kearns, sondern dem Ort, wo der Nidus gemacht worden war.
    Warthrop hörte kaum hin. Ihm, dem eingesperrten Löwen, mochten die Wände des Zimmers beim Auf-und-ab-Gehen Schranken gesetzt haben, doch seiner Leidenschaft nicht – nichts konnte die zügeln.
    »Es gibt welche, die ihr ganzes Leben in Ignoranz verbringen!«, schrie er seinem

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