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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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ehemaligen Mentor ins erschrockene Gesicht. »Ohne die blasseste Ahnung von ihrer Bestimmung, und auch wenn sie eindringlich danach gefragt würden, könnten sie nicht beantworten, warum sie überhaupt geboren wurden. Viele sind berufen, hast du gesagt. Das stimmt, und die meisten sind taub! Und die Mehrheit davon ist blind! Ich bin keins von beidem. Ich habe den Ruf gehört. Ich habe den Weg gesehen. Ich bin derjenige. Ich bin derjenige .«
    Er befand sich vollständig in der Gewalt des Fiebers. Es war der Ruf des Schicksals – seines Schicksals –, der Grund, aus dem er so viel geopfert, so viel ertragen, so viel verloren hatte. Dies war Fatum – für einen Mann, der nicht an Fatum glaubte. Dies war Erlösung – für einen Mann, der keine Vorstellung von persönlichem Seelenheil guthieß. Dies war Errettung – für einen Mann, für den der Gedanke der Errettung ein Stück nutzlose Esoterik war.
    Ach, Warthrop! Wie oft hast du mich ermahnt, meine Leidenschaft zu beherrschen, damit nicht meine Leidenschaften mich beherrschen. Was nun? Bändigst du das Feuer oder bändigt das Feuer dich? Jetzt sehe ich es klar – damals nicht so sehr.
    Von Helrung sah es allerdings auch. Sah es und war machtlos gegen seine infernalische Kraft. In all seinen Jahren als Meisterunterweiser in der Kunst der Monstrumologie hatte er nie einen großartigeren Schüler gehabt – und er hatte Dutzende unterrichtet. Warthrop war die Krönung seiner großen Leistungen – ein Monstrumologe ohne Bedenken, ein Wissenschaftler ohne dasgeringste Vorurteil oder Skrupel. Und dennoch! Manchmal ist unsere größte Stärke auch unsere größte Schwäche: Die Flamme, die Pellinore Warthrops Genie erleuchtete, war Teil desselben Höllenfeuers, das ihn Hals über Kopf auf den Abgrund zutrieb.
    Von Helrung sah diesen Abgrund, und von Helrung hatte Angst.

Elf
    »Was wissen Sie von meinen Angelegenheiten?«

    Von Helrung, der wusste, wo das wahre Monstrum horribilis der Angelegenheit lauerte, sagte: »Dann ist der Ruf also gekommen, und du musst ihm folgen, aber du darfst ihm nicht alleine folgen.«
    »Nun, selbstverständlich. Will Henry kommt mit mir.«
    »Selbstverständlich«, echote von Helrung. Seine strahlend blauen Augen fielen auf mich. »Will Henry.«
    »Will Henry … was? Unterschätze ihn nicht, von Helrung. Ich würde ein Dutzend Pierre Lebroques für einen William James Henry eintauschen.«
    »Nein, nein, du missverstehst mich, Pellinore. Der Junge hat sich als unentbehrlich für dich erwiesen, das vorzeitige Ableben seines Vaters als tragischer Segen. Aber deine rechte Hand, so will ich ihn einmal nennen, ist schwer verwundet an der linken …«
    »Er hat einen Finger verloren. Einen Finger! Ha, ich hatte einmal einen Sherpa, der mich über den Himalaya geführt hat, während ihm der Dünndarm aus dem Bauch hing – im Winter!«
    »Es gibt viele hervorragende Monstrumologen, die sich auf die Chance stürzen würden, mit …«
    »Zweifelsohne!« Warthrop lachte harsch. »Ich bin sicher, ich hätte genug Freiwillige, um der gesamten Magnificum -Population zehn zu eins überlegen zu sein. Hältst du mich für einen ausgemachten Narren?«
    »Ich schlage ja nicht vor, dass wir eine Anzeige im Journal aufgeben, Pellinore«, erwiderte von Helrung mit übertriebener Geduld, wie ein nachsichtiger Vater einem widerspenstigen Kind. »Wie ist es mit Walker? Er ist ein angesehener Wissenschaftler und Brite reinsten Wassers. Er wird niemandem ein Sterbenswörtchen davon sagen.«
    »Sir Hiram … dieser Einfaltspinsel? Er war schon immer mehr damit beschäftigt, seine eigenen Interessen zu fördern als die der Wissenschaft.«
    »Dann eben ein Amerikaner. Torrance hast du doch immer gemocht.«
    »Das stimmt. Ich habe eine Schwäche für Jacob, aber er ist zu unbesonnen. Und ein zügelloser Mensch. Ich würde ihn nie aus den Kneipen rauskriegen.«
    »Caleb Pelt. Nun komm schon, Pellinore, ich weiß, dass du Pelt respektierst!«
    »Ich respektiere Pelt ja auch. Und ich weiß zufällig, dass Pelt sich in Amazonien aufhält und vor sechs Monaten nicht zurückerwartet wird.«
    Von Helrung richtete sich auf, warf sich in die dicke Brust und sagte: »Dann werde ich dich begleiten.«
    »Du?« Warthrop wollte schon lächeln und hielt sich gerade noch zurück, als er merkte, dass es dem alten Mann todernst war. Stattdessen nickte er ernst. »Eine perfekte Wahl, wenn der Nidus nur fünfzehn Jahre früher zu uns gekommen wäre.«
    »Ich bin noch nicht

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