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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Schwestern ihr Zäpfchen für zu Hause mitgegeben.
    Zu Hause.
    Isabel hörte ein krächzendes Geräusch und zuckte zusammen, als ihr aufging, dass sie es war, die dieses Geräusch von sich gegeben hatte. Eine Art Lachen, das sich so komisch angehört hatte, weil es im Grunde gar kein Lachen war. Eher ein Weinen.
    Im ersten Stockwerk angekommen, taumelte sie gegen die Wand und stützte sich ab. Wo war ihr Zimmer? Ach ja, noch eine Treppe höher.
    Himmel, tat ihr der Kopf weh! Es war fast so schlimm wie direkt nach dem Sturz. Das war ihre erste bewusste Empfindung gewesen in ihrem neuen Leben. Schmerz. Sie war im Dunkeln zu sich gekommen, und sie hatte gedacht, sie müsse sterben, weil es so wehtat.
    Da drüben war das Zimmer, sie war schon dort gewesen und hatte es sich angeschaut. In allen Einzelheiten, mit einer Taschenlampe. Es hatte eine Verbindungstreppe zum zweiten Obergeschoss, eine Art Geheimgang von unten nach oben. Oder umgekehrt. Sie war so alt wie das Haus, hatte Natascha gesagt, also an die zweihundertfünfzig Jahre. Über den Sinn der Treppe konnte man nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich hatte ein Bewohner des Hauses vor Urzeiten eine heimliche Affäre mit jemandem vom Personal gehabt. Zum Beispiel Hausherr und Kinderfrau. Oder Hausherrin und Kammerherr.
    Oder Hausherr und Kammerherr? Alles war möglich.
    Bloß – was hatte sie selbst auf der Treppe verloren? Es war dunkel da drin, es gab nirgends Licht, folglich machte es keinen Sinn, dass sie da Staub geputzt haben sollte, wie Natascha vermutet hatte. Oben in ihrem Zimmer stand der Schrank vor der Geheimtür, es gab also keinen Grund, über die Treppe von hier nach dort zu gehen.
    Es war alles sehr merkwürdig. Doch sie konnte nicht länger darüber nachdenken. Wenn sie überhaupt noch denken konnte, dann höchstens daran, dass sie jetzt sehr dringend eines von diesen blöden Zäpfchen brauchte.
    A n einem Abend in der Woche darauf lag sie auf dem Bett und starrte an die mit feinen Goldlinien ausgemalte Stuckdecke.
    Seit dem Vorfall neulich in der Küche war sie in ein derart tiefes emotionales Loch gefallen, dass sie in hundert Jahren nicht würde rauskrabbeln können. Ihr Leben bestand aus einer großen, runden, fetten Null. Nein, noch weniger als das. Es war ein riesiges Minuszeichen. Ihr fehlte so ziemlich alles. Familie, Freunde, Geld. Ach ja, und Klamotten. Von solchen Kleinigkeiten wie ein komplettes Leben mit ein paar netten Erinnerungen ganz zu schweigen.
    Alles, was sie besaß, war ein dicker Brillantring. Und ein Verlobter, der sich benahm, als könnte sie ihn beißen, wenn er ihr zu nahe kam. Und der, da sollte sie endlich aufhören, sich was vorzumachen, nicht gerade weltmännisch war. Oder besonders gebildet. Er war ein dickschädeliger, dämlicher Prolet aus Italien. Na schön, ein Prolet, der gut kochen konnte, aber das war auch schon alles. Wie kam er überhaupt dazu, sie derartig arrogant zu behandeln? Sie hatte mehr Niveau als er! Sie war intellektuell und kulturell beschlagen! Sie war belesen! In der Krankenhausbibliothek hatte sie die meisten Bücher schon gekannt, jedenfalls die wirklich guten, die zur Weltliteratur zählten. Krieg und Frieden. Schuld und Sühne. Der Steppenwolf. Von Menschen und Mäusen. Ja, sogar den Ulysses!
    Meine Güte, und dieser neapolitanische Obermacho, dessen blöde Schürzen sie bügeln durfte, hatte ein paar zerfledderte Krimis und Kochbücher in seinem Regal stehen! Das hatte sie selbst gesehen, denn in dem Zimmer, in dem sie immer zusammen aßen, befanden sich auch seine Arbeitsecke und sein Bücherregal. Und seine Hantelbank, auf der er garantiert mehr Zeit zubrachte als über guter Lektüre!
    Wer war er eigentlich, dass er sich weigerte, mit einer Frau zu schlafen, die den Ulysses gelesen hatte? Dieser … Dieser Montagsmann! Mit den Servierdamen und Küchenhilfen, die er für die Eröffnung anlernte, konnte er ohne Ende herumschäkern. Vorgestern waren zwei Frauen da gewesen, die für den Eröffnungsabend persönlich einen Tisch bestellt hatten. Zwei ganz normale weibliche Gäste, und er hatte sie angeflirtet und mit seinem strahlenden Macho-Grinsen bezirzt, als wären sie die ersten und letzten Frauen auf der Welt!
    Aber sobald sie selbst in seiner Nähe auftauchte, musste er sich immer dringend um andere Dinge kümmern. Es ließ sich nicht leugnen: Er ging ihr aus dem Weg. Beharrlich, schweigsam, kühl. Bloß keine Berührungen, nicht mal ein Küsschen auf die Wange zum Frühstück.
    Gut,

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