Der Montagsmann: Roman (German Edition)
womit unser guter Junge hier seinem bescheuerten Cousin vielleicht eine erste Rate bezahlen kann.«
»Wenn ihr mich fragt, ist diese blöde Erbgeschichte nur ein Vorwand für Giulio«, widersprach Harry. »Ich persönlich glaube, dass er hauptsächlich wegen Raphaela sauer ist.«
»Wenn die beiden erst verheiratet sind, ist dieses Problem hoffentlich auch Schnee von gestern«, sagte Natascha. »Ein kleines Vögelchen vom Rathaus hat mir gezwitschert, dass die zwei schon einen Hochzeitstermin bestellt haben.«
»Ist nicht wahr!« Harry riss die Augen auf. »Echt? Für wann denn?«
»In drei Wochen.«
Fabio wusste es bereits, sie hatte es ihm schon heute Nachmittag erzählt. Wo immer Männer in entscheidenden Positionen saßen – Natascha kannte stets die, auf die es gerade ankam. In diesem Fall war es der Leiter der Baubehörde, mit dem sie wegen diverser unangenehmer baulicher Auflagen in Kontakt getreten war. Er wollte ebenfalls demnächst zum Abendessen vorbeikommen. Das Vögelchen war eine gute Bekannte von ihm und zugleich Leiterin des Standesamtes.
»Ihr meint – dann wäre der ganze Spuk hier vorbei?« Harry schien es nicht fassen zu können. »Hören diese kranken Heimsuchungen dann endlich auf?«
»Wenn nichts dazwischenkommt.« Natascha hob die Grappaflasche und klopfte sich damit sanft gegen die Stirn. »Drei Mal auf Holz.« Sie winkte mit der Flasche, dann zog sie wieder ab.
»Was sollte denn noch dazwischenkommen?«, fragte Harry, nachdem sie verschwunden war.
»Da wüsste ich eine ganze Menge«, sagte Fabio düster. Ihm war soeben wieder eingefallen, mit welchen Blicken Raphaela ihn heute in der Stadt gemustert hatte. Am besten, er dachte gar nicht erst dran. Sonst fing er womöglich noch an, sich auszumalen, wie Giulio sie alle erschoss.
Gemeinsam mit Harry brachte er die Küche auf Vordermann, bis alles wieder blinkte, dann verschwand Harry, um ins Bett zu gehen.
Fabio räumte noch die Pfannen weg. Morgen würde er nicht umhinkönnen, Frau Hasenkemper anzurufen und ihr die Pistole auf die Brust zu setzen. Natascha und Isabel konnten unmöglich die ganze Putzarbeit allein erledigen. Je näher die Eröffnung rückte, umso mehr andere Arbeiten mussten erledigt werden. Tischwäsche bereitlegen, Dekorationen anbringen, Silber und Gläser polieren, Geschirr sortieren, Hilfskräfte einweisen. Harry würde genau wie er selbst alle Hände voll damit zu tun haben, sich um die Getränkebestände zu kümmern und Vorräte einzukaufen und bei den letzten handwerklichen Arbeiten mit anzupacken. Und dabei zu helfen, noch die Außenanlagen aufzumöbeln. Pflanzkübel mussten her, ein paar Schilder ebenfalls. Ach ja, und die Parkplatzbeleuchtung stand auch noch auf der Liste, die abgearbeitet werden musste.
Alles nur eine Sache des richtigen Timings, sagte Fabio sich. Bis jetzt hatte doch auch alles funktioniert, oder nicht?
Aber dann dachte er wieder an den größten Stress- und Störfaktor, der sich derzeit in seinem Leben breit machte, und prompt sackte ihm das Herz in die Hose.
Isabel van Helsing.
Wie hatte er vorhin nur so aus der Rolle fallen können? Wenn es ihn derartig juckte, warum konnte er nicht einfach zu Sandra fahren? Sie war zwar fest liiert, aber das hatte den Vorteil, dass sie keine feste Beziehung mit ihm wollte, nur ein bisschen Abwechslung. Ihr Freund war ständig auf Geschäftsreise, und wenn er heimkam, stand ihm der Sinn nur nach Bier und Fußball. Fabio hatte keine Ahnung, ob es stimmte, aber jedenfalls beschwerte Sandra sich ständig darüber. Sie hatte schon durchblicken lassen, dass sie nichts dagegen hatte, wenn er gelegentlich vorbeischaute.
Oder er konnte sich mit Janine treffen, die eine wirklich treue Seele war und keinen seiner Geburtstage vergaß. Okay, zu seinem letzten hatte sie ihm ein Buch mit dem Titel Tantrischer Sex und was Männer darüber wissen sollten geschenkt und darin gleich mehrere Abbildungen mit merkwürdigen Stellungen angekreuzt, und danach hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Sie hatte zwei-, dreimal auf seine Mailbox gesprochen, aber das hatte er ebenfalls ignoriert. Was sie ihm wohl mit dem Buch hatte sagen wollen? Dass die kurzen Treffen, die alle paar Monate mal stattfanden, nicht mehr so prickelnd waren? Hm, vielleicht doch lieber Sandra.
»Hallo. Bist du fertig mit Aufräumen, oder soll ich dir noch helfen?« Isabel stand in der Tür, und Fabio ließ um ein Haar die Pfanne fallen.
Fabio lächelte gezwungen. »Ach, du bist’s. Ich
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