Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
Vom Netzwerk:
dazu einen der Kekse, die sie eigenhändig gebacken hatte. Fabio hatte ihr die Zutaten auf die Arbeitsplatte geklatscht und ihr dann die einzelnen Zubereitungsschritte quer durch die Küche zugerufen, während er sich mit dem Soufflé befasste. Die Kekse hießen Brutti ma buoni , was so viel bedeutete wie hässlich, aber gut , und das Rezept stammte aus irgendeinem italienischen Kaff, dessen Namen sie schon wieder vergessen hatte. Isabel fand, dass sie ausgezeichnet schmeckten, und sie war stolz, dass sie mit ihren eigenen Händen dieses Meisterwerk der Backkunst geschaffen hatte. Na gut, die Mandelmasse war beim Einkochen ein bisschen zu dunkel geworden, und als sie nach dem Backen das Blech aus dem Ofen geholt hatte, hatte sie sich prompt einen Finger verbrannt. Aber da es derselbe Finger war, den sie vorher mit dem Messer traktiert hatte, fiel das kaum ins Gewicht. Sie hatte sowieso noch ein Pflaster drüberkleben müssen.
    Beim Verpflastern hatte ihr Harry geholfen. Fabio hatte derweil ganz den Eindruck gemacht, als würde er nicht mehr in ihre Nähe kommen wollen.
    Das war … merkwürdig. Sie waren schließlich verlobt, und sie hatten sich nach ihrem Streit wieder vertragen. Wieso hatte er sich dann so angestellt, als Harry unerwartet aufgetaucht war? Und, was noch eigenartiger war – wieso hatte er sie den ganzen Abend links liegen lassen? Sie beschloss, bei der nächsten Gelegenheit mit ihm darüber zu reden.
    F abio verstand die Welt nicht mehr. Er musste verrückt geworden sein.
    »Alter, du bist verrückt geworden«, sagte Harry, als sie gemeinsam das Geschirr abräumten und in einer der drei großen Spülmaschinen verstauten.
    »Das musst du mir nicht erst unter die Nase reiben. Ich weiß selber, was für ein Trottel ich bin.«
    »Wer hat angefangen, du oder sie?«
    »Ich«, brummte Fabio. Er blickte sich kurz um, doch es war niemand in Sicht. Natascha war mit ihrem Olaf im Obergeschoss verschwunden, und Isabel war ebenfalls nach oben gegangen. Allerdings hatte sie ihnen noch nicht gute Nacht gesagt, folglich war damit zu rechnen, dass sie gleich wieder runterkommen würde.
    »Hat sie sich erinnert?«, wollte Harry wissen.
    »Nein«, antwortete Fabio wortkarg.
    »Wie konntest du ihr bloß an die Wäsche gehen?«
    »Ich weiß auch nicht. Sie war so … Und dann war sie so …« Fabio fielen nicht die richtigen Worte ein. Was hätte er denn auch sagen sollen? Dass sie ausgesehen hatte wie ein besonders köstliches Dessert und dass er sich unpassenderweise gefühlt hatte wie jemand, der seit Jahren nichts Süßes bekommen hatte?
    »Hat sie sich dir an den Hals geworfen?«
    Hatte sie das? Fabio dachte kurz nach. »Nein«, gab er schließlich zu. »Nicht so direkt. Aber …«
    Aber sie hatte es gewollt, oder nicht? Oder hatte er sich das in seiner grenzenlosen Dämlichkeit vielleicht nur eingebildet? Na ja, als es dann zur Sache gegangen war, hatte sie mitgemacht. Sogar mehr als das. Sie war richtig scharf auf ihn gewesen …
    »Du warst also einfach scharf auf sie, oder?«
    »Äh … irgendwie ja.«
    »Du bist bescheuert. War es denn wenigstens gut?«
    »Bis du reingeplatzt bist, ja.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Soll das ein Verhör werden, oder was?«
    »He, ich frage nur aus Selbstschutz! Was glaubst du denn, wen sie immerzu mit ihren Fragen nach ihrer Vergangenheit löchert, wenn sie nicht mehr weiter weiß?«
    »Tut mir Leid«, sagte Fabio zerknirscht. Und das war die reine Wahrheit. Er fühlte sich elend. Nicht nur, dass es idiotisch von ihm gewesen war, Isabels Zutraulichkeit auf diese miese Art auszunutzen und alles rettungslos zu verkomplizieren – er war so heiß und nervös gewesen wie damals in der elften Klasse, als ihn Bibi Kronmüller auf dieser Party aufgefordert hatte, sie zur Toilette zu begleiten.
    »Wann willst du ihr endlich reinen Wein einschenken?«
    Natascha kam in die Küche. »Auf keinen Fall vor der Eröffnung«, sagte sie. »Sonst wäre der Laden hier schneller verbranntes Kleinholz, als wir alle Piep sagen können. Ich würde doch sehr dafür plädieren, Giulio nicht schon wieder unnötig zu reizen.«
    »Schon fertig mit dem Klempner?«, wollte Harry wissen.
    Natascha schnaubte nur verächtlich. Aus einem der Schränke holte sie eine Flasche Grappa, aus einem anderen zwei Gläser.
    »Was soll nach der Eröffnung denn anders sein als vorher?« Harry warf mit einem Knall die Spülmaschine zu.
    »Dann kommt Geld rein, was die Bank dazu bringen wird, neue Mittel auszuspucken,

Weitere Kostenlose Bücher