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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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mit der Kneifzange anfassen.«
    »Weil er Angst vor seinem Cousin hat?«
    Natascha ließ sich auf einen der beiden Sessel fallen, die vor dem Fenster standen. »Jeder, der halbwegs normal ist, hat Angst vor ihm.«
    »Ist er so mächtig?« Isabel schluckte. »Ich meine, ist er so ein großer …« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »Boss?«
    »Nach meiner Theorie ist er in Neapel die Lachnummer vom Dienst, deshalb ist er nach Deutschland gekommen. Nicht, um die hiesigen Pizzabäcker einzuschüchtern, sondern weil hier jede Menge Russen sind, mit denen er zusammenarbeiten kann.«
    »Handelt er mit … Rauschgift?«, fragte Isabel, fasziniert und abgestoßen von den Abgründen, die sich da im Familienumfeld von Fabio auftaten.
    »Nein, mit gebrauchten Autos.«
    Isabel erschauerte. Entschlossen trat sie wieder vor den Spiegel. Falls man ihr jetzt noch eine Regung ansah, dann ganz sicher keine Eifersucht. Höchstens eine Spur von Sensationslust, gepaart mit leiser Bangigkeit. Immer, wenn sie an solche Arten des Broterwerbs dachte, kam ihr die Frage in den Sinn, auf welche Art sie selbst sich wohl früher ihren Lebensunterhalt verdient haben mochte. Möglicherweise konnte sie froh sein, dass sie alles vergessen hatte! Woher wollte sie wissen, ob sie in ihrem früheren Leben nicht genauso schlimm gewesen war wie Giulio! Sie sah ganze Kolonnen gestohlener Edelkarossen vor sich, die auf einen Wink dieses Italo-Mafiosos unwiederbringlich gen Osten verschwanden und diesem durchgeknallten Wicht genug Geld einbrachten, um eigene Luxusschlitten zu finanzieren. »Das Problem ist nicht das, was er beruflich macht«, erläuterte Natascha, als hätte sie soeben Isabels Gedanken mitgelesen. »Sondern seine Wut auf Fabio.«
    »Wegen der Erbschaft von ihrer Oma?«
    »Ich weiß nicht. Auch wenn Fabio ihm diese angeblichen Schulden bezahlen würde – es würde aus meiner Sicht nicht viel nützen.«
    »Du liebe Zeit, wieso das denn?«, fragte Isabel verwirrt.
    »Weil Giulio dann keinen Hebel mehr hat, um Druck auszuüben.«
    »Es geht also um Raphaela, oder? Sie ist der eigentliche Grund für Giulios Hass!«
    Natascha schüttelte den Kopf. »Das alles hat seine Ursachen in der Vergangenheit. Sie konnten sich schon als Jungs nicht ausstehen. Fabio hatte die schönere Mutter und das bessere Fahrrad. Fabio hatte ein Mountainbike, Giulio nur ein Hollandrad. Ein Damenfahrrad«, setzte Natascha bedeutungsvoll hinzu. »Ohne Gänge!«
    Isabel hob verblüfft die Brauen. »Das ist ja kaum zu glauben!«
    »Du sagst es.«
    »Anscheinend ein Fall von Überkompensation«, sagte Isabel nachdenklich. »Vor allem die Sache mit Raphaela. Ich verstehe nur nicht, was sie dazu brachte, sich ihm zuzuwenden. Nach einem Mann wie Fabio!«
    »Du meinst, warum eine Frau wie sie so einen Kotzbrocken nimmt, wenn sie doch ein Sahneschnittchen haben kann?«
    Fabio als Sahneschnittchen zu bezeichnen wäre Isabel nicht unbedingt in den Sinn gekommen, aber sie musste zugeben, dass der Vergleich passte. »Dass die Macht des Geldes so stark ist, hätte ich nie gedacht.«
    »Das ist die Frage.«
    »Welche Frage?«
    »Ob es wirklich allein die Macht des Geldes ist.«
    »Welche sollte es denn bei Giulio sonst sein? Etwa sein sonniges Wesen? Sein gutes Aussehen? Seine ausgeglichene Art?«
    »Manche Männer sehen unter aller Kanone aus und haben ein Rad ab«, philosophierte Natascha. »Aber trotzdem haben sie was an sich …«
    »Das ist krank«, protestierte Isabel.
    »Eben. Es gibt Frauen, die darauf abfahren. In Vegas kannte ich mal eine, die stand darauf, wenn ein Kerl ihr beim Sex an den Haaren zog. Wir anderen Mädels waren froh, als sie endlich einen fand, der sie heiratete.«
    »Wieso, hat sie danach mit ihren alten Vorlieben gebrochen?«
    »Nein, sie wurde in den Flitterwochen endgültig kahl und konnte danach nur noch mit Perücke auftreten.« Natascha blickte Isabel forschend an. »Du bist so richtig in ihn verknallt, oder?«
    Isabel holte Luft. »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so.« Natascha stand auf. »Wir sollten essen gehen. Ich hab Hunger.«
    B eim Essen war die Stimmung leicht gezwungen, obwohl alles hervorragend schmeckte.
    Es gab Hühnersalat nach einem Rezept aus dem siebzehnten Jahrhundert, eine eigenwillige Komposition mit Kräutern, Rosinen und Zitronat und mit frischen gekochten Hühnerbrüstchen, die mit den übrigen Zutaten mariniert und auf einem dekorativen Salatbett angerichtet waren. Als Hauptgang gab es Hechtfilets mit Oliven, Mangold und

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