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Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collins
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mit einem Auftritt von Mrs Nack geködert; doch leider würde sie Howe nicht die Genugtuung geben, über sie herzufallen. »Die Beweisführung der Staatsanwaltschaft ist ohne sie vollständig«, betonte ein Mitarbeiter Youngs’. Stattdessen lief nun ein schlankes, hübsch gekleidetes Mädchen an der Geschworenenbank vorbei, nahm im Zeugenstand Platz und blickte die tuschelnde Menge mit großen Augen an. Ref 828
    »Wer ist das?«, hörte man die Zuschauer flüstern.
    »Wo wohnen Sie?«, fragte Youngs das Mädchen, nachdem sie vereidigt war. Ref 829
    »439 Ninth Avenue.«
    »Gehen Sie zur Schule?«

    »Ja, Sir.« Clara nickte ernst.
    »Wie alt sind Sie?«
    »13.«
    Ihr Auftreten stand in sonderbarem Gegensatz zu Thorns Verhalten oder dem jedes anderen Erwachsenen im Zeugenstand – ihre Stimme war zart und klar, ohne jede Arglist. Ref 830
    »Erinnern Sie sich« – Youngs wog seine Worte sorgsam ab – »an Freitag, den 25. Juni?« Ref 831
    »Ja.« Sie nickte. »Ich bin an dem Tag um zwei Uhr nach Hause gekommen.«
    »Woher wissen Sie, dass es ein Freitag war?«
    »Weil ich früh nach Hause gekommen bin.«
    »Ist Freitag der einzige Tag in der Woche, an dem Sie früh nach Hause kommen?«
    »Ja, Sir«, erklärte sie und fügte hinzu, dass sie um diese Zeit immer zu einer Nachbarin, Mrs Stewart, ging, um auf deren Baby aufzupassen.
    »Was haben Sie mit dem Kind gemacht?«
    »Ich habe es in seinem Wagen hinuntergebracht.«
    »Wollten Sie Mrs Nack mit dem Kind besuchen?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Kennen Sie Mrs Nack?«
    »Ich kannte sie nicht einfach nur«, sagte das Schulmädchen lächelnd. »Sie wohnte in 439 Ninth Avenue.«
    »Haben Sie sie an diesem Tag angetroffen?«, fragte der Staatsanwalt.
    »Ja – zwischen halb drei und drei.«
    »Was machte Mrs Nack zu diesem Zeitpunkt gerade?«, fragte er bedeutungsvoll.
    »Sie dekorierte ihren Hut«, erwiderte Clara.
    Ein Raunen ging durch den Saal. Das Mädchen hatte mit Mrs Nack zusammengesessen – an einem Nähtisch, in aller Ruhe Bänder um einen braunen Hut gewickelt – genau zu dem Zeitpunkt,
als sie Thorns Aussage zufolge kilometerweit entfernt eine Leiche in Stücke teilte.
    »Keine weiteren Fragen«, sagte Youngs, als er an Howe vorbei zurück an seinen Platz ging. Es war ein Kind an einem Pier am East River, mit dem der Fall an einem heißen Junitag begonnen hatte. Nun, fünf Monate später und im winterlichen Dunkel eines Gerichtssaales, endete er mit einem anderen Kind.
     
    »Ist das alles, was Sie an Beweisen zu bieten haben?«, fragte Howe spöttisch. Ref 832
    »Das will ich meinen«, erwiderte Youngs und deutete eine Verbeugung an.
    Als der Verteidiger am nächsten Morgen vor der Richterbank auf und ab schritt, hatte er einen letzten Antrag an Richter Maddox.
    »Ich erbitte, dass den Geschworenen gestattet wird, die Badewanne in Augenschein zu nehmen, in der die Leiche vorgeblich zerteilt wurde – in der Absicht aufzuzeigen, dass eine einzelne Person niemals in der Lage gewesen wäre, die Leiche in die Wanne zu wuchten, ohne dabei deren Oberfläche zu beschädigen. « Ref 833
    »Die Räumlichkeiten befinden sich im gleichen Zustand wie am oder um den 25. Juni?«, fragte Richter Maddox.
    »Im Grunde ja«, meldete sich der Staatsanwalt zu Wort. »Es befinden sich einige Markierungen an den Wänden und dergleichen mehr, aber die Räumlichkeiten sind praktisch im gleichen Zustand.«
    »Der Staatsanwalt hat Proben aus dem Holzboden entnehmen lassen, um sie auf Blutspuren zu untersuchen«, führte Howe aus. »Uns geht es darum, dass die Badewanne in Augenschein genommen werden soll.«
    Der Richter schien noch nicht ganz überzeugt. »Was sagen Sie, Mr Youngs?«

    »Wir haben absolut nichts zu verbergen«, erwiderte der Staatsanwalt schulterzuckend. »Detective Sullivan verwahrt den Schlüssel.«
    »Wie lange dauert die Fahrt von hier bis zu dem Cottage?« »Etwa 20 Minuten.«
    Nachdem er sich beinahe eines Besseren besonnen hatte, entschied der Richter, sie gehen zu lassen. Martin Thorn hatte, wie zu erwarten, kein Interesse, sich ihnen anzuschließen. Ref 834
    »Meine Herren Geschworenen« – Richter Maddox wandte sich an die zwölf Männer –, »man wird Sie nun zu dem Haus geleiten.«
    Und damit schickte er sie hinaus, um ihre Hüte und Mäntel zu holen. Captain Methven und die übrige Polizeieskorte bahnten sich einen Weg durch die Menge, und der Reihe nach traten die Geschworenen hinaus in die kalte Novemberluft und die Treppe hinunter zur

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