Der Mord zum Sonnntag
zu Ted
gewandt: «Die Anwesenheit von Elizabeth Lange könnte
für Sie der Wendepunkt sein. Eine interessante Frau.»
Ted wartete ab. Craig drehte am Stiel des Glases.
Bartlett blickte nachdenklich drein. «Interessant in
vielfacher Hinsicht und ganz besonders wegen etwas, das
keiner von Ihnen bemerken konnte. Ihr Gesichtsausdruck
durchwanderte die ganze Gefühlsskala, wenn sie Sie
ansah, Teddy. Traurigkeit. Unsicherheit, Haß. Sie hat sehr
viel nachgedacht, und ich vermute, daß ihr eine innere
Stimme sagt – zwei plus zwei ergibt nicht fünf.»
«Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden», konterte Craig.
Bartlett öffnete die Schiebetür. Jetzt steigerte sich das
Crescendo des Ozeans zum Fortissimo. «Hören Sie das?»
fragte er. «Erschwert irgendwie die Konzentration,
stimmt’s? Sie zahlen mir einen Haufen Geld dafür, daß ich
Ted aus der Patsche helfe. Am besten läßt sich das
bewerkstelligen, wenn ich genau weiß, wo ich auflaufe
und wo ich Punkte sammeln kann.»
Ein kalter Windstoß unterbrach ihn. Er schloß eilends
die Schiebetür und kehrte zum Tisch zurück. «Mit der
Sitzordnung hatten wir großes Glück. Während des
Dinners habe ich viel Zeit darauf verwendet, Elizabeth
Lange zu beobachten. Gesichtsausdruck und
Körpersprache verraten eine Menge. Sie hat Sie keine
Sekunde aus den Augen gelassen, Teddy. Wenn jemals bei
einer Frau eine eindeutige Diagnose ‹Haßliebe› gestellt
werden konnte, dann bei ihr. Meine Aufgabe ist es nun,
herauszuklamüsern, wie wir das zu Ihren Gunsten
verwerten können.»
12
Syd begleitete eine ungewöhnlich schweigsame Cheryl zu
ihrem Bungalow. Er wußte, daß dieses Dinner eine Qual
für sie gewesen war. Sie hatte es nie verwunden, Ted
Winters an Leila verloren zu haben. Wie grenzenlos bitter
mußte es nun für sie sein, bei Ted keinerlei Echo zu
finden, obwohl Leila nicht mehr im Weg stand. Auf
absurde Weise war die Lotteriegewinnerin eine
ausgezeichnete Ablenkung für Cheryl. Alvirah Meehan
wußte genauestens Bescheid über sämtliche Fernsehserien
und hatte ihr mitgeteilt, sie sei wie geschaffen für die
Rolle der Amanda. «Sie kennen das doch, wie man
manchmal einen Star in einer bestimmten Rolle vor sich
sieht», hatte Alvirah erklärt. «Ich hab Till Tomorrow in
der Taschenbuchausgabe gelesen und gleich gesagt:
‹Willy, daraus läßt sich eine prima Fernsehserie machen,
und für die Amanda gibt’s auf der ganzen Welt nur eine
Schauspielerin, und die heißt Cheryl Manning.›» Natürlich
war es bedauerlich, daß sie Cheryl zugleich mitgeteilt
hatte, Leila sei ihre Lieblingsschauspielerin und mit keiner
anderen vergleichbar.
Sie gingen über die höchstgelegene Stelle des
Grundstücks zurück zu Cheryls Bungalow. Die Wege
wurden von japanischen Bodenlaternen beleuchtet, die die
Zypressen im Schatten stehen ließen. Die Nacht war
sternklar, aber laut Vorhersage sollte das Wetter
umschlagen, und man spürte bereits etwas von der
Luftfeuchtigkeit, die den für die Monterey-Halbinsel
typischen dichten Nebel ankündigte. Im Gegensatz zu den
Leuten, die Pebble Beach als wahres Paradies empfanden,
hatte Syd sich immer etwas unbehaglich gefühlt inmitten
dieser bizarren Zypressen. Kein Wunder, daß irgendein
Dichter sie mit Gespenstern verglichen hatte. Er
erschauerte.
Ohne Umschweife ergriff er Cheryls Arm, als sie vom
Hauptweg zu ihrem Bungalow einbogen. Er wartete
immer noch darauf, daß sie endlich zu reden anfing, doch
sie blieb stumm. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß
ihm ihre Launenhaftigkeit für einen Tag sowieso reichte,
aber als er sich verabschieden wollte, fiel sie ihm ins
Wort: «Komm rein.»
Innerlich stöhnend folgte er ihr. «Wo ist der Wodka?»
fragte er.
«In meinem Schmuckkasten eingeschlossen. Der einzige
sichere Aufbewahrungsort, an den sich die
Zimmermädchen bei ihrer verdammten Schnüffelei nach
Schnaps nicht rantrauen.» Sie warf ihm den Schlüssel zu
und ließ sich auf der gestreiften Satincouch nieder. Er
schenkte zwei Wodka auf Eis ein, reichte ihr das eine Glas
und setzte sich ihr gegenüber, nahm einen Schluck und
beobachtete sie. Sie sah ihn direkt an. «Nun, was hältst du
von diesem Abend?»
«Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst.»
Ein verächtlicher Blick und dann: «Natürlich weißt du’s.
Wenn Ted die Maske fallenläßt, macht er einen verstörten
Eindruck, wie von Furien gejagt. Daß Craig krank vor
Sorge ist, sieht ein Blinder. Min und der
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