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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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gut, aber …«
    »Laß mich doch erst mal ausreden!« unterbrach mich Charlie lachend. »Fuzzy kriegt die Lok also irgendwie wieder hin, und dieses Riesenbaby fängt an, ihm vor lauter Freude wie verrückt auf die Schultern zu klopfen, so daß Fuzzys Kronen zu wackeln anfangen. Schließlich kriegt Fuzzy dann aus dem Blödmann heraus, daß er sozusagen die Putzfrau in diesem Haus ist – wahrscheinlich ein zurückgebliebener Verwandter des Besitzers. Er wohnt in diesem Kellerloch, schrubbt im ganzen Haus die Böden, putzt die Fenster und macht alles, was eben sonst noch so anfällt. Fuzzy findet schließlich auch heraus, daß es im ersten Stock ein paar Büros mit einem eigenen Treppenaufgang gibt. Und diese verschlossene Tür ist der einzige Zugang zum zweiten Stock – außer natürlich der Feuerleiter, die aber hochgezogen und angekettet ist. Dieses Riesenbaby erzählt Fuzzy dann, daß der zweite Stock praktisch nur ein Lager für eines der Büros im ersten Stock ist. Nur ›Miß Terrys Büro‹ ist noch da oben. Und dann fängt er Fuzzy zu erzählen an, wie gern er Miß Terry mag und wie sie ihm jeden Tag alle möglichen leckeren Sachen zum Essen bringt. Du kannst dir natürlich vorstellen, wie Fuzzy da die Ohren gespitzt hat. Er hat versucht, diesen Kerl weiter auszuquetschen. Aber Bobby ist wohl noch nie in Miß Terrys Büro gewesen, außer daß er ihr ab und zu die Fenster putzt und ihr bei irgendwelchen Arbeiten hilft. Fuzzy läßt also nicht locker, und der Kerl erzählt ihm schließlich von den ganzen Holzgestellen und all den gelben Karten mit den Nummern drauf. Das sind natürlich die üblichen Karteikarten, und dann erwähnt er auch noch zwei Rechenmaschinen. Und als ihm Fuzzy dann noch das angesengte Notizbuch zeigt, sagt Bobby, von den Dingern würde dort immer eine Menge rumliegen. Kurzum, er hat ihm praktisch die vollständige Beschreibung eines Buchmacherbüros geliefert, einschließlich der Art, wie sie ihre Unterlagen gebündelt und gestapelt haben.«
    »Ihr habt euch also aufgrund der Aussagen dieses Bobby den Haussuchungsbefehl ausstellen lassen?«
    »Genau. Reba konnten wir deshalb völlig aus dem Spiel lassen. Der Haussuchungsbefehl wurde uns nur aufgrund von Bobbys Angaben und unserer eigenen Ermittlungsergebnisse ausgestellt.«
    »Werdet ihr auch vor Gericht auf den armen Teufel zurückgreifen?«
    »Zumindest werden wir seinen Namen nennen müssen«, erwiderte Charlie.
    »Wie alt ist der Bursche denn eigentlich?«
    »Keine Ahnung. Fünfzig, vielleicht auch fünfundvierzig.«
    »Glaubst du, diese Schufte werden ihm was antun?«
    »Weshalb sollten sie das? Er weiß doch nicht einmal, was er da angerichtet hat. Das werden sie sicher einsehen. Sie haben einfach nur einen Fehler gemacht – das ist alles. Weshalb sollten sie diesem Idioten etwas antun?«
    »Weil sie Dreckskerle sind.«
    »Na ja, man kann natürlich nie wissen.« Charlie zuckte mit den Schultern. »Möglich wäre es schon. Jedenfalls haben wir den Haussuchungsbefehl, Bumper. Und ich habe mein Versprechen gehalten, das ich dir gestern gegeben habe.«
    »Vielen Dank, Charlie. Das hast du wirklich toll gemacht. Läßt du das Gebäude eigentlich von jemandem überwachen?«
    »Ja, das macht Milburn, einer aus unserem Büro. Wir brauchen nur diese Miß Terry zu verhaften. Wie dieser Blödmann gesagt hat, ist außer ihr nie jemand im Büro. Nur ab und zu kommt auch ein Mann, hat er gesagt. Wie der Mann aussieht, konnte er allerdings nicht beschreiben. Wir haben heute Donnerstag. Das heißt also, daß dort ziemlich viele Wetteingänge rumliegen dürften. Wenn wir genügend erwischen, können wir denen ganz empfindlich auf die Pelle rücken, Bumper.«
    »Eine Zweihundertfünfzig-Dollar-Strafe?« brummte ich verächtlich.
    »Wenn wir die richtigen Aufzeichnungen erwischen, können wir ihnen die Steuerfahnder auf den Hals hetzen. Die können ihnen dann rückwirkend auf fünf Jahre zehn Prozent Nachzahlung aufbrummen. Und dabei kommt einiges zusammen, Bumper. Das wird selbst für einen Mann wie Red Scalotta keine Kleinigkeit. Aber einfach wird es natürlich nicht werden, das durchzuziehen.«
    »Wie wollt ihr denn eigentlich vorgehen, wenn ihr das Büro hochgehen läßt?«
    »Zuerst hatten wir die Absicht, Bobby einzusetzen. Wenn wir das Gericht davon überzeugen, daß wir berechtigten Anlaß zu der Befürchtung hatten, diese Organisation würde ihre Aufzeichnungen vernichten, können wir uns auch durch einen Trick Zugang zu dem Büro

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