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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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andere Gäste gegeben, auch Jugendliche und Anette, die
als alleinerziehende Mutter eine Tochter zu versorgen hatte.
    Was für ein Arschloch. Man geht einfach nicht in ein Café, um
jemanden zu erschießen. Wenn etwas schiefgeht, trifft es viel zu leicht auch
andere.

    Die
Haustür fiel mit einem lauten Schlag ins Schloss. Ich öffnete die Tür zum Flur.
»Ana Lena?«
    Keine
Antwort, dafür hörte ich draußen ihren Motorroller knattern. In der Küche sah
es halbwegs manierlich aus, ich schaltete die Spülmaschine ein und wollte ihren
Internetstecker wieder einstöpseln und sah dann, dass sie es schon getan hat.
    Auf einmal war mir das Haus zu ruhig und zu leer.
    Captain Jack strich mir um die Beine und schnurrte mich an. Ich
wischte noch die Küchentheke ab und säuberte das Waschbecken, dann ging ich
zurück an meinen Computer, um einen Brief ans Ordnungsamt und meine Anwältin zu
schreiben. Wofür hatte ich eine Rechtschutzversicherung? Jedenfalls fiel es mir
schwer einzusehen, warum ich das Knöllchen bezahlen sollte.
    Und die ganze Zeit ging mir der Idiot mit seiner Walther nicht mehr
aus dem Kopf.
    In Ordnung.
    So viele gab es von der Sorte nicht, es sollte sich herausfinden
lassen, wer der Mistkerl war.
    Die Nummer, die ich jetzt anwählte, brauchte ich nicht
nachzuschlagen, so schnell würde ich sie nicht vergessen.
    »Heinrich«, meldete sich Brockhaus. »Was brauchst du diesmal?«
    »Warum gehst du automatisch davon aus, dass ich von dir etwas will?
Ich könnte dich ja auch mal so anrufen.«
    »Lass mich nachdenken«, sagte er, und ich hörte ihn lachen. »Nein.«
    »Irgendwann werde ich dich überraschen«, versprach ich, während ich
daran dachte, wie wir das erste Mal zusammen abgehangen hatten. In einem
kleinen, kalten, gekachelten Raum, an Fleischerhaken an der Decke baumelnd.
Bosnien, 1993. Auch so ein Kurzurlaub, der bleibende Spuren hinterlassen hatte.
    Ludwig Anton Maier, Spitzname Brockhaus, weil er immer alles besser
wusste, war ein Dieb der neuen Generation. Man könnte fast sagen, dass er den
Datendiebstahl erfunden hatte, bevor die Leute wussten, dass es das Internet
gab. Er hing seinerzeit an diesem Haken, weil er einer jungen Frau falsche
Papiere besorgt hatte und dabei erwischt worden war. Ich hing daneben, weil ich
ihn hatte rausholen sollen. Manchmal lief eben nicht alles nach Plan.
    Seitdem waren wir befreundet. Er hat mir geschworen, dass er mir nie
vergessen würde, was ich für ihn getan hatte.
    Was ihn nicht daran hinderte, mich arm zu machen.
    »Du könntest mal anrufen, um mit mir ein Bier zu trinken, nicht
immer erst dann, wenn du mich brauchst«, köderte er mich.
    »Okay«, sagte ich. »Wie wäre es mit heute Abend?«
    »Geht nicht. Ich bin in El Salvador.« Die Nummer, die ich eben
angerufen habe, gehört zu einem Anschluss in den Bahamas und nicht zu El
Salvador. Ein bisschen weit weg, um mal eben ein Bier trinken zu gehen. Aber
bei ihm brauchte das ja nicht viel zu bedeuten. Es konnte auch gut sein, dass
er nur drei Straßen weiter wohnte. Es war ein Spiel für ihn. Aber ein ernstes.
Er würde eine Menge für mich tun, aber wo er zu finden war, verriet er nicht.
Zumindest nicht über eine Telefonleitung, die auch angezapft werden konnte. In
manchen Dingen war er vielleicht sogar paranoider als ich.
    »Also gut«, seufzte ich. »Du erinnerst dich an Lucio Valente?«
    »Den Zuhälter, über den du letzte Woche alles wissen wolltest?«
    »Genau den.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er wurde heute in einem Café erschossen, während ich nur zwei
Tische weiter saß. Ein Typ kam rein, zog eine Waffe, erschoss ihn und ist mit
dem Aktenkoffer unseres Freundes abgehauen.«
    Brockhaus pfiff leise durch die Zähne.
    »Sag mal, ich dachte, du hältst dich aus solchen Sachen mittlerweile
heraus?«
    »Wenn ich es kann.«
    »Und hier kannst du nicht?«
    »Der Kerl hat mir zugenickt, als ob er mich kennen würde.«
    »Der Killer hat dir zugenickt?«, fragte Brockhaus ungläubig.
    »Genau das.«
    »Und, weißt du, wer er ist?«
    »Ich habe den Kerl noch nie zuvor gesehen. Keine Ahnung.«
    »Okay«, gab er zu. »Das sieht nach Ärger aus. Beschreib mir den Kerl
mal.«
    »Etwa ein Meter fünfundsiebzig groß, um die zweiundsiebzig Kilo
schwer, dunkler Teint, eher südländischer Typ, schwarze Haare. Viel mehr habe
ich nicht erkennen können. Er trug eine Lederjacke und eine Sonnenbrille. Ach,
noch etwas. Eine alte Breitling-Fliegeruhr am Handgelenk.«
    »Das ist nicht gerade viel.«
    »Das weiß ich.

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