Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
Vom Netzwerk:
still, dann nickte
sie, als hätte sie einen Entschluss gefasst. »Heinrich«, sagte sie. »Ich … kann
ich Sie … wenn ich dran bin, sorgen Sie dafür, dass es anders ist?«
    Ich schuldete Frau Kramer mehr, als ich jemals ausgleichen konnte.
    »Ja«, antwortete ich genauso leise. »Versprochen.«

    Ganz
ausgestanden war die Sache für mich nicht, denn als ich in meinem
verschlüsselten Postfach nachsah, fand ich dort den Obduktionsbericht vor, den
Brockhaus mir besorgt hatte, und ich erfuhr, wie es Opa Niemann ergangen war.
Sie hatten ihm den Schädel eingeschlagen und jeden zweiten Knochen im Körper gebrochen.
Als wahrscheinliches Tatwerkzeug wurde ein Baseballschläger genannt. Vielleicht
aus Aluminium, da ein Holzschläger Spuren hinterlassen hätte.
    Es
bereitete mir keine Mühe, mich an das freche Grinsen dieser Typen zu erinnern.
Ich löschte die Akte und wusste, was ich jetzt am liebsten tun würde.
    Noch ein Grund, auf diesen Ungar sauer zu sein. Hätte er Lucio nicht
ausgerechnet dann erschossen, als ich daneben saß, hätte ich mich um die Kerle
kümmern können. So aber hatte die Polizei ihr Augenmerk sowieso auf mich
gerichtet … ich konnte nichts tun.
    Wenigstens nicht, bis die Sache mit Valente ausgestanden war.
    Brockhaus hatte mir noch eine zweite Akte geschickt. Frau Richter
war auch heute wieder Gast im Krankenhaus gewesen, diesmal hatte sie sich zwei
Mittelhandknochen am Türrahmen gebrochen, als sie ungeschickt dagegen fiel.
Ludwig hatte eine Art elektronisches Post-it daran geklebt. »Mach was«, stand
drauf.
    Ich rief die Kamera auf, die ich in der leeren Wohnung ihr gegenüber
installiert hatte. Das Zeug war natürlich offiziell verboten, aber man konnte
es leicht für ein paar Euros im Internet finden, man musste nur versprechen,
dass man sie nicht für den Zweck benutzte, für den sie gebaut wurden.
    Das Setup war einfach. Die Kamera übertrug ihre Daten in ein
WLAN-Netz eines Nachbarn und von dort zu einem Server in Russland, den mir
Brockhaus eingerichtet hatte. Von dort konnte ich sie abrufen. In Russland ging
alles, wenn man die richtigen Leute kannte. Nur wenn man erfahren wollte, was
genau sich in zweihundert Tonnen Elektroschrott verbarg, wurde es schwierig.
    Dank moderner Technik war es mir jetzt möglich, zu Hause vor meinem
Computer in aller Ruhe zu verfolgen, wie ihr Traumprinz Frau Richter durch die
halbe Wohnung drosch. Er gab sich nicht einmal die Mühe, die Rollläden
herunterzulassen. Ich konnte nicht alles sehen, aber ich sah, wie der Unfall
mit der Türkante geschah. Er hatte ihre Hand in eine Schublade hineingehalten
und diese mehrfach zugeschlagen.
    Gott, warum rannte sie ihm nicht einfach davon? Verschwand einfach,
wenn er mal wieder auf Sauftour war? Das Richtmikrofon war auch eines von den
billigeren, aber es war gut genug, um teilweise Ton dazuzubekommen. Gut genug,
um zu hören, wie ihre Knochen brachen.
    Diesmal hatte er nicht einmal die Entschuldigung, dass er besoffen
war, er hatte ihr die Hand gebrochen, damit sie ihm verriet, wo sie ihr Geld
versteckte. Mit Klebeband auf der Unterseite derselben Schublade angeklebt …
aber sie hatte sich lieber die Hand brechen lassen, als es ihm zu verraten.
    Als er wutentbrannt davon stürmte, trat sie ans Fenster, hielt sich
die Hand und sah direkt hoch in die Kamera, als wüsste sie, dass es dort eine
gab. So wie sie dastand, kannte ich mit einem Mal die Antwort, warum sie nicht
vor ihm floh. Nein, sie würde nicht fliehen. Sie wollte ihn tot.
    Das Geld unter der Schublade war ihre letzte Sicherheit. Natürlich
hatte sie es ihm nicht gegeben, wer weiß, wie lange sie dazu gebraucht hatte,
um das Geld zusammenzukratzen.
    Ich löschte Akte und Aufzeichnung und lehnte mich in meinem Stuhl
zurück. Genug war genug.
    Wie nennen das die Anwälte in den Ami-Fernsehserien? Pro bono? Für
das Gute?
    Am besten holte ich mir noch ein Kostüm, vielleicht reichte es ja
noch zum Superhelden.

    Damit
Brockhaus sich nicht langweilte, gab ich ihm eine neue Aufgabe, ein
Autokennzeichen. Dann musste ich aber wirklich los.

    Es gab hier in der Nähe einen großen Recyclinghof, mit dem
ich schon seit Jahren zusammenarbeitete. Aber nicht immer lief alles glatt.
    »Kannst du
mir sagen, was ich mit dem Scheiß machen soll?«, fragte Theo entnervt und
deutete anklagend auf zwei Eisenbahnwagen, auf denen jeweils acht Spezialcontainer
standen, die mit Warnhinweisen nur so vollgepflastert waren. Doppelwandige Container,
mit einer zugeschraubten

Weitere Kostenlose Bücher