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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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verstehen.
    »Diesmal kommst du nicht davon, du Arsch«, schrie sie und duckte
sich unter den Händen des anderen Typen weg, der sie festhalten wollte. »Und du
lässt deine Finger von mir, sonst setzt es was!«
    Die kalte Art, wie das Frettchen sie ansah, ließ nichts Gutes
erahnen. Langsam hob er seine Hand an die Wange, an der sich Jennys Finger
deutlich abzeichneten. Doch er blieb ruhig.
    »Ich weiß nicht, was du hast«, sagte er und lächelte kühl. »Womit
soll ich nicht durchkommen? Willst du mich aufklären?« Sein Lächeln wurde
breiter. »Am besten sagst du es laut genug, damit jeder es mitbekommt!«
    Sein Freund versuchte noch immer, ihrer habhaft zu werden, doch
jetzt war ich auch nahe genug, um einfach einen Schritt nach vorne zu tun, als
Jenny sich wieder unter den Armen des anderen hinweg duckte.
    »Lass es lieber«, sagte ich ruhig. »Ich mag es nicht, wenn man
Frauen grob anfasst.« Eigentlich hatte ich den anderen Typen gemeint, der jetzt
bewies, dass seine Instinkte noch funktionierten, und hastig einen Schritt nach
hinten tat und die Hände hochhob, als wollte er sagen, hey, ich tue doch gar
nichts. Doch auch das Frettchen fühlte sich angesprochen.
    »Manche Schlampen muss man hart anfassen, die meisten mögen’s
sogar«, gab er von sich, dann fiel bei ihm wohl auch der Groschen. »Hey, du
bist doch der Alte von Al, nicht wahr?« Sein süffisantes Grinsen wurde breiter.
»Ich sehe, du brauchst noch immer Baldrian.«
    Da beide abgelenkt waren, nutzte Jenny die Gelegenheit, ihm vors
Schienbein zu treten. Sie trug nicht die üblichen Plateaustiefel, in ihrem Fall
waren es Arbeitsstiefel mit verchromten, aber dennoch funktionsfähigen
Stahlkappen … und bewies erneut ihre Treffsicherheit. Ich konnte es fast
knirschen hören, und auch das Frettchen zeigte sich beeindruckt. Er zog scharf
die Luft ein und holte mit der Faust aus. Nur dass ich sie mit einer Hand in
der Luft einfing. »Lass mich los, alter Mann«, forderte Henri mit hochrotem
Gesicht. »Die Schlampe hat mich getreten!«
    Ich widerstand der Versuchung, ihm den Arm zu brechen, und ließ ihn
wieder los. »Sie wird einen Grund haben, nicht wahr?«, meinte ich ruhig. »Egal.
Wenn du oder dein Freund sie noch einmal bedrohst, werde ich dir wehtun.«
    »Was ist das denn für ein Spruch?«, lachte Henri. »Sind wir hier in
einem schlechten Film oder was?« Aber er schien dann doch zu verstehen, dass
ich nicht zum Spaßen aufgelegt war, denn er ließ den Arm sinken. »Wir gehen«,
teilte er seinem Freund mit. »Mit so einem Pack gebe ich mich nicht ab.«
    Jenny und ich sahen den beiden nach.
    »Er hinkt, nicht wahr?«, rief Jenny über die Musik, und ich musste
fast wider Willen schmunzeln. In der Tat, das Frettchen hinkte.
    »Ist das nicht ein cooler Abgang?«, meinte Jenny bitter und berührte
leicht meine Hand, die auf ihrer Schulter lag. »Sie können mich jetzt
loslassen, ich bin ganz ruhig«, rief sie über den Bass hinweg. »Und danke, ich
glaube, der hätte mir wirklich eine geballert, wären Sie nicht gewesen.« Sie
sah mit großen, blauen Augen zu mir hoch. »Warum sind Sie hier?«, fragte sie,
aber über die Musik fiel es mir schwer, sie zu verstehen. Also bedeutete ich
ihr, dass sie mir nach draußen folgen sollte, erst schien sie zu zögern, dann
nickte sie.
    »Ich will wissen, wer der Kerl ist«, beantwortete ich ihre Frage,
nachdem wir uns vor der Disco eine Ecke gesucht hatten, in der wir
weitestgehend ungestört waren. Mittlerweile war es kühler geworden und als ich
sah, wie sie frierend die Arme um sich schlang, legte ich ihr meine Jacke über die
Schulter.
    »Danke«, meinte sie leise, während ich mir eine Zigarette anzündete.
»Aber was soll das bringen? Ich habe mittlerweile einiges über ihn gehört, das
ich fast nicht glauben kann. Wenn es wahr ist, dann kommt man einfach nicht an
ihn heran.« Sie rieb sich ihre Hand. »Ich befürchte, bei der Ohrfeige wird es
bleiben.«
    »Vielleicht nicht. Bevor wir weitersprechen, ist Ana Lena auch
hier?«
    »Nein. Mama hat ihr etwas gegeben, und sie schläft wie ein Stein.
Paul passt auf sie auf und hat versprochen, mich anzurufen, wenn sie sich regt.
Ich wollte eigentlich auch schlafen, aber ich habe es nicht mehr ausgehalten!
Irgendwie musste ich dem Arsch meine Meinung sagen.« Sie schüttelte den Kopf.
»Es ist unglaublich, was ich da gehört habe«, fuhr sie fort und zog mein
Jackett enger um sich. »Angeblich hat er so etwas schon oft getan. Dreimal soll
er sogar Schweigegeld

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