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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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nie in ein Hotel eingecheckt, das dezentral vernetzt ist. Ich glaube,
dieser Achim Krüger ist ein Köder.«
    Ja, dachte ich, als ich auflegte. Was aber nichts daran ändert.
    Du musst anbeißen. Auch wenn es
ein Köder ist. Es ist die einzige Spur.
    Schon richtig. Aber es gab ja auch noch andere, die diesen Köder
schlucken würden.

    Ich rief Alexej an. Offenbar war er gerade erst in
Frankfurt gelandet. »Was gibt’s so Wichtiges?«, fragte er in seinem russischen
Akzent, den er pflegte, obwohl er auch akzentfrei sprechen konnte. Weil es die
Weiber verrückt machte, wie er meinte. »Wir sind gerade gelandet, und ich
schleppe mich an Nataschas Paketen kaputt. Sie hat halb London aufgekauft.«
    »Ich
dachte, du hast einen Fahrer, der dir die Koffer trägt?«, grinste ich.
    Er lachte. »Sie hat so viel gekauft, dass selbst Dimitri nicht alles
tragen kann.«
    »Können wir uns sehen?«, fragte ich.
    »Nein, mein Freund«, antwortete er lachend. »Kommt nicht infrage!
Weißt du, wie fertig ich bin? Meine Tochter hat mich in Grund und Boden gerammt
… sie hat die Energie dafür, doch ich bin ein alter Mann! Ich geh jetzt nach
Hause, betrinke mich, lass mich von Irina und ein paar anderen Weibern trösten
und schlafe dann bis nächste Woche.«
    »Guter Plan so weit«, stimmte ich zu. »Schade, dass nichts daraus
wird.«
    »Heinrich«, grollte er. »Du bist mein Freund. Aber …«
    »Es geht um Natascha. Ein alter Feind hat mir geflüstert, dass die
Hintergründe ganz anders waren, als wir dachten.«
    Stille.
    »Ich bin um vier zu Hause«, sagte er dann. »Sei pünktlich.« Damit
legte er auf. Ich sah auf die Uhr. Kurz vor zwei. Etwas Zeit hatte ich also
noch. Aber es gab ja noch jemanden, der mir vielleicht etwas erklären konnte.
Marvin. Bei der Gelegenheit fiel mir ein, dass er mich gestern hatte
zurückrufen wollen, es aber nicht getan hatte. Ans Funktelefon ging er nicht,
also rief ich in der Firma an. Wo seine Frau ans Telefon ging und mir mitteilte,
dass sie ihn seit gestern Nachmittag nicht mehr gesehen hätte. »Ich bin etwas
beunruhigt«, fügte sie hinzu. »Manchmal, wenn er einen neuen Lover gefunden
hat, verschwindet er mal ein oder zwei Tage … aber meistens sagt er mir Bescheid.
Diesmal war es anders. Er sagte, er müsse einen dringenden Geschäftstermin wahrnehmen,
und eilte aus dem Büro. Das Seltsame daran ist, dass er heute Morgen einen
wichtigen Termin bei der Bank hatte und ihn ebenfalls versäumte. Das sieht ihm
gar nicht ähnlich.«
    Sie hatte recht. Das sah dem zuverlässigen Marvin nicht ähnlich.
    »Was war das für ein Termin?«
    »Wir wollen unsere Lasterflotte modernisieren, und es gab ein paar
Dinge mit der Bank abzugleichen. Wir …«
    »Nein. Der Termin gestern.«
    »Keine Ahnung. Er erhielt einen Anruf, und ein paar Minuten später
war er weg.«
    »Hhm…«
    »Sag, Margaret, war er schon bei der Polizei?«
    »Bei der Polizei?«, fragte sie überrascht. »Nein. Weswegen sollte
er?«
    »Hat er dir etwas von einer CD erzählt?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Er soll sich melden, wenn er wieder da ist, ja?«
    »Ich richte es ihm aus. Um was geht es hier eigentlich?«
    »Da fragst du lieber Marvin«, wich ich aus und beendete das
Gespräch.

    Das alles gefiel mir nicht. Brockhaus mochte sich im Chaos
wohlfühlen, aber ich mochte das Leben lieber in geordneten Bahnen. Wenn etwas
anders lief als gedacht, brachte mich das aus der Ruhe.
    Schöne Umschreibung.
    Ich versuchte noch, Marietta zu erreichen, aber die war dienstlich
unterwegs. Ana Lena hatte ihr Telefon noch immer ausgeschaltet, wahrscheinlich
weil sie noch im Krankenhaus war.
    Ich suchte aus Lucios Brieftasche die Nummer von der Wohnung in
Bornheim heraus, von der Brockhaus gesprochen hatte. Aber auch dort ging
niemand dran. Also versuchte ich es noch mal mit Brockhaus und erhielt ein
»Kein Anschluss unter dieser Nummer«. Ich war nahe dran, das Telefon gegen die
Wand zu werfen. Also gut. Mit dem zu erwartenden Verkehr war es sowieso schon
Zeit, zu Alexej zu fahren. Allerdings sollte ich vorher noch etwas aus dem
Keller holen.

    Als
mich diesmal einer von Alexejs Panzerschränken abtasten wollte, öffnete ich mit
spitzen Fingern mein Jackett. »Ich will sie wiederhaben«, teilte ich dem Russen
mit. Der nickte nur, zog mir die Glock aus dem Schulterholster und tastete mich
weiter ab, bevor er mir die Tür aufhielt.
    Diesmal
waren nur Irina und Alexej anwesend. Alexej stand am Kamin, wo der Fernseher
hing, Irina hatte sich elegant

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