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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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angedeutet, dass du sogar kochen
kannst.«
    »Und du hast gesagt, dass wir dann im Bett landen würden.«
    »Stimmt«, sagte sie und zog sich das Haarband vom Pferdeschwanz.
»Hast du etwas dagegen?«

    »Das war kein Toilettenpapier«, meinte Marietta viel später
und strich sanft über eine meiner Narben. »Wie viele sind es?«
    »Ich hab’s
vergessen«, log ich. »Es ist alles lange her.«
    »Vier«, stellte Marietta fest. »Dreimal von vorne, einmal von
hinten. Keine Austrittswunde für den Schuss in den Rücken … eine Pistole nehme
ich an.«
    »Ich will nicht darüber reden«, sagte ich und setzte mich auf, um
nach meinem Hemd zu greifen, doch sie hielt mich davon ab.
    »Was ist mit deinem Rücken passiert?«, fragte sie leise. »Das sieht
aus …«
    »Ich sagte doch, ich habe im Irak etwas Pech gehabt. Die stehen dort
auf Stockhiebe.« Ich schüttelte sie ab und zog mein Hemd an, stand auf und ging
zu meiner Jacke, um mir die Zigaretten herauszuholen. Sie sah mir schweigend
zu, wie ich ans Fenster ging, es öffnete und eine Zigarette anzündete. Die
Straßenlaternen waren vor Kurzem ausgeschaltet worden, es war stockdunkel da
draußen. Ein halbes Bataillon konnte sich da verstecken, ohne dass es jemand
sehen würde.
    Kalte Luft strömte in das Zimmer, und sie zog die Decke höher. Sie
sah zu meinem Schulterholster hin, das neben ihrem auf dem Nachttisch lag. »Was
ist los?«, fragte sie leise. »Ich weiß, dass du dafür eine Lizenz besitzt, aber
du musst einen Grund haben, warum du eine Waffe trägst.«
    »Habe ich«, antwortete ich ihr. »Aber ich will nicht darüber reden.«
    »Es ist meine Schuld, nicht wahr?«, sagte sie zögernd. »Ich kann
halt meine Klappe nicht halten und … und du interessierst mich. Ich will alles
über dich wissen. Berufskrankheit. Ich wollte die Stimmung nicht kaputt
machen.«
    Ich sagte noch immer nichts.
    »Du hast nicht oft Damenbesuch«, meinte sie dann.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte ich, ohne vom Fenster wegzusehen. Es
war zu dunkel, aber dennoch meinte ich, irgendwo eine Bewegung gesehen zu haben.
    »Kleinigkeiten. Ein Doppelbett, aber nur ein Kopfkissen und eine
Decke. Abgesehen von Ana Lenas Kosmetikartikeln gibt es keinen Hinweis, dass du
in den letzten Jahren anderen Frauenbesuch gehabt hast. Was ist mit dir los,
Heinrich?«
    »Ich mag die Fragen nicht.« Ich drehte mich um, zog an der Zigarette
und sah auf die Glut herab, bevor ich sie nach draußen abschnippte, dann zu ihr
hin. Sie zog die Knie hoch und stützte ihr Kinn darauf ab, während sie mich
nachdenklich betrachtete.
    »Willst du mich loswerden?«
    »Ich weiß es nicht … nein.«
    »Gut. So leicht wird man mich nicht los. Ich mache das nicht oft.
Eigentlich nie.«
    Das erklärte die gewisse Unschuld, die ich bei ihr gespürt hatte.
Mein Gott, dachte ich, was für ein Schlamassel. Und trotzdem, die letzten
Stunden hätte ich nicht missen wollen.
    »Es ist mir ernst, Heinrich. Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Es war eine Dummheit.«
    »Sag ich ja auch«, meinte sie und lächelte. »Aber irgendwie kann ich
es nicht bereuen. Nur, jetzt tut es mir leid, dass ich gefragt habe.«
    »Mir auch.« Ich fuhr mir durch das Haar. »Ich glaube nicht, dass dir
die Antworten auf deine Fragen gefallen würden.«
    »Das befürchte ich auch«, sagte sie. »Aber ich habe trotzdem
gefragt.«
    »Du hast einen Amtseid geschworen.«
    Sie nickte.
    »Ich auch.« Ich seufzte und ging zum Bett zurück. »In einem
Rechtsstaat zu leben, ist eine feine Sache. Aber es gibt Menschen, die das
ausnutzen. Nicht alles kann man in einem Gerichtssaal verhandeln. Es gibt
manchmal Notwendigkeiten. Ein Staat muss sich auch schützen können, wenn die
üblichen Regeln nicht greifen. Bei einer Geiselnahme kann es unter Umständen
nötig sein, einen gezielten Schuss abzusetzen.«
    »Geht es darum, was du beim BND gemacht hast?«, fragte sie leise.
    Ich nickte. »Die Idee ist, dass der Staat seinem Schutzauftrag
nachkommt. Dafür sind wir alle zuständig, ob nun die Polizei, der
Verfassungsschutz, MAD, BND, welcher Buchstabensalat auch immer. In der
Beziehung haben wir alle denselben Auftrag. Aber auch der Staat muss geschützt
werden. Manchmal eben auch auf unkonventionelle Art und Weise. Wie bei deinem
Kollegen, der dem Entführer Folter angedroht hat … es ging ihm ja darum, den
Jungen zu retten.«
    Sie nickte wieder.
    »Es gibt für alles Ausnahmen«, fuhr ich leise fort, während ich mich
daran erinnerte, wie es gewesen war. Gott, es kam mir

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