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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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notwendig.«
    »Immer?«, fragte sie.
    »In den Fällen, in denen ich mehr wusste, ja. In anderen Fällen
musste man darauf vertrauen, dass derjenige, der den Auftrag gab, wusste, was
er tat.« Na ja, dachte ich. Die Sache mit dem Hundetreter Meinert fiel etwas
aus dem Raster. Das war einfach dumm gelaufen.
    »Also warst du so etwas wie ein deutscher James Bond?«, fragte sie
und lächelte, doch es gelang ihr nicht ganz.
    »Von wegen«, knurrte ich. »Es gab nie und wird es auch nie geben
eine Gesetzesgrundlage für unser Handeln. Außerdem hat der gute alte James
immer die heißen Frauen abgekriegt … irgendwie hat der Teil nicht geklappt.«
    »Das würde ich jetzt so nicht sagen«, meinte Marietta und zog mich
am Hemdkragen zu sich heran. »Von mir aus kannst du dein Hemd anbehalten«,
flüsterte sie. »Solange du keine Socken trägst …«

    »Guten
Morgen!«, begrüßte uns am nächsten Morgen Ana Lena mit einem strahlenden
Lächeln, als wir uns in die Küche schleichen wollten. »Ich habe euch schon
Kaffee gemacht.« Sie musterte Marietta und grinste spitzbübisch. »Schickes
Hemd, Frau Hauptkommissarin. Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Danke«,
meinte Marietta trocken.
    »Sie hat es mir zum Geburtstag geschenkt«, erklärte ich, und sie
lachte leise.
    »Ich hoffe, es stört dich nicht?«, fragte sie vorsichtig, doch Ana
Lena schüttelte nur den Kopf.
    »Das Hemd steht Ihnen besser als ihm. Und falls Sie das andere
meinen, es war überfällig, er hat ja gelebt wie ein Mönch!«
    »Ana Lena …«, fing ich an, doch sie unterbrach mich. »Ist doch
wahr!«
    »Wieso bist du schon auf? Es ist noch nicht einmal fünf!«
    »Zum einen konnte ich doch nicht schlafen. Zum anderen wollte ich
nicht, dass Frau Steiler denkt, es wäre nötig, sich aus dem Haus zu schleichen.
Ich bin keine fünfzehn mehr.« Sie grinste breit. »Nur Jenny wird enttäuscht
sein, wenn ich es ihr erzähle.«
    »Mir wäre lieb, wenn du es niemandem erzählst«, knurrte ich. »Ich …«
    »Oben klingelt ein Telefon«, meinte Ana Lena. »Ich nehme an, es ist
Ihres?«, fragte sie Marietta, die den Kopf schräg legte und dann aufsprang.
    Ana Lena und ich sahen ihr hinterher, dann wandte ich mich Ana Lena
zu. »Hast du damit Probleme?«, fragte ich. »Ich meine …«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Ana Lena überraschend ernst. »Nein.
Ist alles cool. Ich mag sie. Sie ist nett. Und du brauchst jemanden wie sie.«
    Bevor ich etwas sagen konnte, kam Marietta wieder. Sie hatte sich
hastig angezogen und ihr Haar wieder in einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
»Ich muss weg«, sagte sie, während sie mir einen Kuss auf die Wange gab. »Es
hat sich etwas ergeben. Und du hattest recht.«
    »Womit?«
    »Unser Mann ist tatsächlich ein Ungar.«
    »Habt ihr etwas herausgefunden?«
    »Ja … aber ich erzähle es dir später.« Sie trank rasch den Kaffee
aus, schenkte Ana Lena und mir ein Lächeln. »Wir telefonieren«, versprach sie
und zog die Tür hinter sich zu. Durch das Fenster sahen wir zu, wie sie den Weg
entlangeilte und in einen alten, verbeulten Porsche einstieg, um dann rasant
loszufahren. Ohne dass jemand auf sie schoss oder versuchte, sie zu überfahren.
    Du solltest ihr trotzdem reinen
Wein einschenken.
    Besser nicht.
    Nun, wenn du meinst, du kannst es
dir verzeihen, wenn ihr etwas geschieht, nur zu. Dann sag nichts.
    »Sie ist hübsch«, stellte Ana Lena fest und grinste breit. »Hast du
tatsächlich mal etwas mit ihr gehabt und sie wieder gehen lassen?«
    »Ja. Aber das ist …«
    »Fail, Onkel Heinrich. Einfach nur fail«, grinste Ana Lena. »Lass
es«, lachte sie, als ich noch etwas sagen wollte. »Hauptsache, es passt zwischen
euch beiden.« Ihr Lächeln schwand. »Kannst du mich zum Krankenhaus fahren? Die
Besuchszeiten fangen zwar erst um neun an, aber ich glaube nicht, dass sie mich
rauswerfen werden.«
    »Vielleicht solltest du noch etwas schlafen?«, schlug ich vor. »Du
hast noch etwas Zeit. Ich kann dich um neun wecken und dann hinfahren. Bevor du
doch nur vor verschlossener Tür stehst, und vielleicht will Nina so früh gar
nicht Besuch.«
    »Vielleicht hast du ja recht«, gab sie zu. »Aber vergiss nicht, mich
zu wecken, ja?« Sie wandte sich ab, blieb dann aber in der Tür stehen, während
Captain Jack um ihre Füße strich. »Ich habe vergessen, dir auszurichten, dass
Frau Kramer gestern Abend angerufen hat. Sie bat dich vorbeizukommen. Sie hat
sich aufgewühlt angehört. Und George muss auch noch Gassi. Kannst

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