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Der Musikversteher

Der Musikversteher

Titel: Der Musikversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hartmut Fladt
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klingt, aber eine Variante der Strophe ist; hier zeigt Beth Gibbons, dass sie eine ausgebildete Jazz-Stimme hat.
    Noch eine »Bridge« (2’30’’– 2’50’’) wird angetäuscht, also eine »Brücke«, als ein dazwischengebauter verbindender Formteil; aber jetzt singt die Gitarre »ihre« Strophe.
    Ein charakteristisches Element gibt dem ganzen Song von Anfang an größte Einheitlichkeit – und dieses Element ist auch von Lalo Schifrins Stück gesampelt (was allerdings nur auf der CD zu hören ist, nicht bei der Live-Aufnahme): ein wunderbar melancholisches »tremolo« auf einem Instrument aus der ungarischen Folklore, dem Cimbalom (Cymbal), das viele aus den Zigeuner-Kapellen kennen werden (eine kleinere Ausgabe des Cimbalom ist das süddeutsche Hackbrett ): das tischähnliche Instrument mit offen liegenden Saiten wird mir 2 Schlägeln traktiert, die unterschiedliches Material haben können – was dann unterschiedliche Anschlags-Geräusche und -Farben bewirkt.
    Das alles ist sehr professionell gemacht, in der Struktur, in den Sounds, im poetischen Text; die Stimme ist nicht »groß«, aber sehr schön und eindringlich.
Sophie Hunger CITYLIGHTS FOREVER (2010)
    – http://www.youtube.com/watch?v=npr3uwNJS6I&feature=results_main&playnext=1&list=PLDF0899D9C81CD971
    Sophie Hunger, eine Schweizerin aus Bern, nannte ihr Album 1983 (nach ihrem Geburtsjahr); sie singt, textet, komponiert, spielt Klavier und Gitarre.
    »Coole« Intro (0’00’’– 0’18’’) aus Sprechgesang plus Percussion; von einem »Projekt in Berlin« ist die Rede – wir wissen nicht, welches, aber es muss »ordentlich« und gleichzeitig absurd sein. Der rasche 4/4-Takt wird durch drums und woodblocks markiert (CD-Aufnahme); bei – wie hier – Live-Aufnahmen gibt es wechselnde Klangerzeugung wie Hand-Clapping, Klopfen auf den Corpus der Gitarre etc.
    In Strophe 1 (0’17’’– 0’36’’) hören wir eine deklamierende Erzählung in d-Moll auf zwei Tönen, a und g. Einfluss von Latin-Cooljazz, sowohl rhythmisch (u. a. 3 + 3 + 2 Achtel) als auch in der Harmonik: »Klangband«-Technik, indem der permanent erklingende Ton a wechselnde Bedeutung hat: er ist Quinte vond-Moll, Septime von B-Dur maj 7 , Sexte von C-Dur 6 , Grundton von A-Dur b6 b10 (in der Jazz-Theorie als A #5 #9 bezeichnet) etc.
    Ein Karussell von Absurditäten dreht sich, nach der Überleitung, hin zur Strophen-Variante, die bei der CD-Version sogar Chorus-Charakter hat: hohes Register, vervielfachte Stimme, Bilder der Melancholie: Leerer Traum, Mädchen in der Welt, nicht genug … (0’44’’– 1’10’’).
    Nach der zweiten Strophe dann endlich die Hookline (1’12’’–1’41’’): City Lights – das erinnert an den melancholischsten Chaplin-Film, Lichter der Großstadt .
    Bei der CD-Version hören wir eine ätherische Klangfläche vom Keyboard, im Sound angelehnt an das Fender-Piano, eines der beliebtesten Instrumente des Cool Jazz. Danach ein (auch bei Sophies Gitarre) sehr percussives instrumentales Break (1’41’’– 2’08’’ nur auf dem oben angegebenen Video).
    Jetzt eine dritte Strophe (ab 2’07’’) mit vielen neuen Elementen; aber auch da das Resultat: »when a dream goes empty« .
    Die Coda (ab 2’38’’)endet mit einer instrumentalen Klangtechnik aus der E-Avantgarde, die auch in den avantgardistischen Jazz einwanderte: gehauchte Töne der Posaune (kaum zu identifizieren) mit stolpernden Herztönen.
    Das ist insgesamt eine Großstadtmelancholie mit Absurditäten; dieser »Pop« hat Cooljazz-Wurzeln und exquisite avantgardistische Klangfarben. Zu konstatieren sind Annäherungen an den britischen Triphop (z. B. Portishead). Ein November-Blues auf sehr hohem Niveau.
Hanna im Glück
    Es war einmal eine mehr oder weniger junge Schlagersängerin, die hatte ihrem Manager sieben Jahre in Treue gedient. Da trat er eines Tages vor sie hin und sprach: »Mir reicht’s jetzt. Sieben Jahre sind eine lange Zeit, und du bringst es nicht mehr. Damit du einigermaßen aus dem Schlamassel rauskommst, übergebe ich dir hier einen schönen Batzen Pfandbriefe und Kommunalobligationen. Mit Aktienund mit Geld konntest du eh noch nie umgehen, und Goldklumpen gibt’s nur im Märchen. Viel Glück auch und mach dich vom Acker.«
    Da freute sich Hanna von Herzen ob seiner Großzügigkeit, packte das Nötigste zusammen und ging in die Welt hinaus, das Glück zu suchen und es gebührend zu besingen. Und wie sie so beherzt ausschritt und sang, da kam

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