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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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verwandelt, das nicht Vampir war, nicht Mensch, nicht... na ja, das genau genommen gar nichts war. Sie passten in keine der beiden Gesellschaften.
    Kein Wunder, dass sie sich hier versteckten.
    »Schau mich nicht so an«, sagte Myrnin. »Es ist nicht meine Schuld, dass der Prozess nicht perfekt ablief, weißt du? Ich bin kein Monster.«
    Claire schüttelte den Kopf.
    »Doch, manchmal schon.«
    ***
    Eve ging es gut - sie war erschöpft, zittrig und tränenüberströmt, aber okay. »Er hat es nicht getan, weißt du?«, sagte sie und legte demonstrativ zwei Finger auf ihren Hals. »Eigentlich ist er ganz süß, wenn man mal gegen diesen ganzen Wahnsinn ankommt. Obwohl er davon eine ganze Menge an sich hat.«
    Wie Claire nur allzu gut wusste, führte kein Weg an diesem Wahnsinn vorbei. Nicht wirklich. Aber sie musste zugeben, dass sich Myrnin mehr wie ein Gentleman benommen hatte als erwartet.
    Noblesse oblige. Vielleicht fühlte er sich verpflichtet.
    Der Ort, an den er Eve gebracht hatte, war einst eine Art Lagerschrank innerhalb des Reifenwerks gewesen - solide Wände und eine einzige Tür, die er mit einem verbogenen Rohr verschlossen hatte. Shane war darüber nicht gerade glücklich. »Was wäre passiert, wenn Ihnen irgendetwas zugestoßen wäre?«, hatte er gefragt, während Myrnin das Metall aufdrehte, als wäre es Lötzinn und nicht Eisen. »Sie wäre hier ganz allein eingeschlossen gewesen, ohne Ausweg. Sie wäre verhungert.«
    »Eigentlich«, hatte Myrnin geantwortet, »ist das nicht sehr wahrscheinlich. Innerhalb von vier Tagen wäre sie verdurstet, nehme ich an. Es hätte also nie die Möglichkeit bestanden, dass sie verhungert.« Claire starrte ihn an. Er zog die Augenbrauen hoch. »Was?«
    Sie schüttelte nur den Kopf. »Ich glaube, Sie haben gar nicht verstanden, worum es hier eigentlich geht.«
    Monica schloss sich Claire an, was nervig war; sie warf Shane immer wieder nervöse Blicke zu und hatte jetzt unverhohlen Angst vor Myrnin, was im Grunde wahrscheinlich das einzig Richtige war. Aber wenigstens hielt sie die Klappe und sogar der Anblick einer weiteren Ratte, die riesig war und eine Art Albino, brachte sie dieses Mal nicht zum Kreischen.
    Eve war jedoch ganz und gar nicht begeistert, Monica zu sehen. »Machst du Witze?«, fragte sie rundheraus und starrte dabei zuerst Claire an, danach Shane. »Ist das okay für euch?«
    »Okay wäre zu viel gesagt. Schicksalsergeben käme dem näher«, sagte Shane. Hannah hielt ihr Gewehr diagonal vor der Brust, sie stieß ein Lachen aus, das eher wie ein Schnauben klang. »Solange sie den Mund hält, kann ich so tun, als wäre sie gar nicht da.«
    »Echt? Also, ich kann das nicht«, sagte Eve. Sie funkelte Monica an, die unverhohlen zurückfunkelte. »Claire, du musst damit aufhören, Streuner aufzulesen. Man weiß nie, ob sie sich nicht doch was eingefangen haben.«
    »Das sagt genau die Richtige«, schoss Monica zurück, »schließlich bist du selbst so etwas wie ein wandelnder Flohzirkus.«
    »Du sitzt im Glashaus und wirfst mit Steinen, nein, eher mit Felsbrocken, Hexe!«
    »Schlampe!«
    »Möchtest du vielleicht lieber mit deinen neuen Freunden dahinten spielen gehen?«, blaffte Shane sie an. »Mit diesen ultrablassen Kerlen, die auf Plasma stehen? Glaub mir, ich setze dich und deinen nuttigen Hintern direkt in ihr Nest, wenn du nicht die Fresse hältst, Monica.«
    »Du jagst mir keine Angst ein, Collins!«
    Hannah rollte mit den Augen und lud ihr Gewehr durch. »Und wie steht's mit mir?«
    Das beendete den ganzen Streit.
    Myrnin lehnte mit über der Brust verschränkten Armen an der Wand und verfolgte mit großem Interesse, was vor sich ging. »Deine Freunde«, sagte er zu Claire. »Sie sind ziemlich... lebhaft. So voller Energie.«
    »Finger weg von meinen Freunden.« Nicht dass dieser Kommentar Monica direkt mit eingeschlossen hätte, aber was soll's.
    »Oh, selbstverständlich. Das würde ich nie tun.« Myrnin legte sich die Hand aufs Herz und schaffte es, engelhaft auszusehen, was eigentlich unmöglich war in seinem Lord-Byron-auf-Sauftour-Outfit. »Ich war einfach schon so lange nicht mehr in normaler menschlicher Gesellschaft. Sag mal, ist das immer so... unterhaltsam?«
    »Normalerweise nicht«, seufzte sie. »Monica ist etwas Besonderes.« Yeah, im Sinne von zurückgeblieben, denn Monica hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Nicht, dass Claire Zeit oder Lust gehabt hätte, ausgerechnet jetzt Myrnin die Dynamiken der Monica-Shane-Eve-Beziehung

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