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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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dich bestimmt längst durch jemanden in deiner Nähe beobachten.«
    Unwillkürlich sah Dadalore sich um. Bärtige Bürger, Sklaven mit entrückten Mienen, die dem Fest entgegen fieberten. Was hatte sie auch erwartet? Dass sie jemand wie blöde anstierte?
    »Ich sitze in der Falle«, erwiderte sie gepresst.
    Er schwieg. In seinem Gesicht arbeitete es. »Vielleicht nicht. Ich weiß, wo du dich verstecken kannst. Gib mir etwa zehn Minuten Vorsprung und komme dann zur Bühne. Dort, an der Ostseite, direkt neben dem Koloss.« Er strich ihr über die Wange. Darauf verschwand er auf dem gleichen, akrobatischen Weg, auf dem er gekommen war.
    »Zur Bühne?«, rief Dadalore erschrocken aus, doch das konnte er schon nicht mehr hören.
     
    Unmittelbar vor der Bühne befanden sich offenbar eine Menge Leute, die der Auffassung waren, es sei ihr besonders Anrecht, gerade hier herumzustehen. Manche von ihnen waren hinreichend reich oder wichtig, um diese Hybris zu rechtfertigen. Andere hingegen standen hier offenbar einfach schon unglaublich lange, um sich die besten Plätze zu sichern. Immerhin war es ein Ereignis, das man seit achthundert Jahren kommen sehen konnte. Allerdings schienen viele dieser Leute die Grundregel missachtet zu haben, dass, wer lange warten musste, sich zuvor Gedanken über ausreichend frisches Wasser und einen Abort machen sollte.
    Dadalore kämpfte sich durch die schwitzende und stinkende Meute. Der Widerstand, den man ihr entgegensetzte, wurde tatsächlich mit jedem Schritt größer.
    »Sucht Euch einen eigenen Platz!«
    »Typisch Capitalobservatoren, glauben, Ihnen würde die Welt gehören.«
    »Geht doch selber zur Seite!«
    »Ich stehe, wo es mir passt.«
    »Wenn die Götter wollten, dass Ihr hier langgeht, würde ich hier nicht stehen.«
    Die Menge wurde immer dreister.
    Dadalore ebenfalls. Sie drängelte und schubste, fluchte und kratzte. Sie musste zur Bühne oder es würde bald einen König und eine Capitalobservatorin weniger geben.
    Nachdem sie den letzten Unverständigen roh beiseite gedrückt hatte, erreichte sie den Rand der Bühne, ganz an der östlichen Seite des König-Jokabi-Platzes im Schatten des alles überragenden Kolosses. Es waren fast nur noch die Rittari vor ihr. »Lasst mich durch, ich muss in wichtiger Angelegenheit zur Bühne.«
    Da quetschte sich eine große Gestalt mit Halbglatze und goldener Uniform vor ihr durch die Masse. Die Edelsteine auf den Schultern des Mannes blitzten nur so. Es war Patmelu. Er gab sich keine Mühe, seine Häme zu verbergen. »Soso, Ihr möchtet also zur Bühne?«
    »Verflucht, Prinzipalprotektor, ich habe keine Zeit für so etwas. Es ist dringend!«
    »Zur Bühne also.« Der Mann strich sich mit der flachen Hand über den Haaransatz. »Und wenn Ihr eine grobe Vermutung anstellen würdet, was glaubt Ihr, wo die anderen Leute hier alle hinwollen, hm?«
    »Tyrtalla, schenk mir Weisheit«, flehte Dadalore. »Falls ich Euch im Palast nicht mit der gebührenden Freundlichkeit behandelt haben sollte, bitte ich dafür hiermit untertänigst um Entschuldigung.«
    Der Mann sah geradewegs über sie hinweg.
    Dadalore seufzte und hob erneut an: »Ich bitte wirklich vielmals, mein ungebührliches und in jeder Weise unangemessenes Verhalten zu verzeihen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Patmelu, ohne den Blick zu senken, »ich nehme Eure Entschuldigung an.«
    »Sehr gut, wenn Ihr mich nun bitte zur Bühne durchließet.«
    »Macht Euch nicht lächerlich, Ihr seht doch, was hier los ist.«
    Dadalore starrte den Mann fünf Atemzüge lang an, ohne sich zu rühren. Sie verengte die Augen zu Schlitzen: »Ihr verdammter, arroganter Haufen Kameldung. Es geht um die Sicherheit des Königs. Was glaubt Ihr, warum ich diese Uniform trage? Also macht jetzt gefälligst Platz oder wollt Ihr Euch an allem mitschuldig machen, was Ihrer Majestät gleich zustößt?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihre Majestät vor allem schützen kann«, näselte er zurück, »aber ganz gewiss werde ich Ihre königliche Hoheit vor schlechter Gesellschaft schützen.«
    »Interessant«, fauchte Dadalore, »wo geht Ihr denn hin?«
    »Ich sehe, Ihr habt nichts von Eurer Impertinenz eingebüßt.«
    »Gar nichts seht Ihr. Ihr habt einen Notfall vor Augen und seht es nicht. Aber jeden bluttriefenden Ruptu lasst Ihr durch, wenn er sich nur mit Bart und Mütze tarnt.«
    »Ihr redet Unsinn.«
    »Ach, wirklich? Und was ist mit der Dicken da vorne? Friss mich ein Krokodil, wenn das kein verkleideter Ruptu ist.«
    »Ihr

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