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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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immerhin hatte er bereits seine Ablage eingerichtet. Sie war genau in der Mitte der Schreibfläche und diente ihrer Natur entsprechend der Ablage seiner Füße.
    Nach einer ganzen Weile seligen Friedens war auf dem Flur zu hören, dass irgendein Besucher erschienen war. Jemand, der mit sehr gedämpfter Stimme, aber dafür umso eindringlicher sprach. Die zweite Stimme, die nur gelegentlich hörbar wurde, gehörte Bamulaus. In den seltenen Momenten, in denen er zu Wort kam, sagte er solche Dinge wie »Ich verstehe«, »Wie Ihr befehlt« oder »Wie Ihr wünscht.«
    Valenuru wackelte mit den Zehen. Die Bewegung war durch seine Stiefel aus schwarzem Leder kaum zu sehen. Also wackelte er mit den ganzen Füßen.
    Die Stimme des Capitalprotektors wurde lauter. Er schien über irgendetwas sehr erbost.
    Valenuru hielt die filigrane Nase in die Luft und schnüffelte. Er verharrte und schnüffelte erneut. Seine Augen verfärbten sich blutrot. Darauf nahm er die Füße vom Tisch und erhob sich. Er nährte sich dem Platz seiner Vorgesetzten und schritt um diesen herum. Unmittelbar neben Dadalores Stuhl ging er in die Hocke. Mit zwei schlanken, weißen Fingern hob er etwas auf, das unterhalb der Tischkante auf dem Boden lag und betrachtete es mit einem feinen Lächeln auf den Lippen.
    Es war eine Tonscherbe.
     
    Dadalore erreichte ihre Dienststelle schweißüberströmt, hauptsächlich, weil sie gelaufen war. Diese Rettaröcke mochten einen guten Schutz in schwierigen Situationen darstellen, aber für längere Anstrengungen waren sie offensichtlich nicht geschaffen.
    Sie kam gerade noch rechtzeitig, um den Aufbruch einer von vier hellhäutigen Sklaven getragenen Sänfte zu sehen. So hoher Besuch und das ausgerechnet, wenn sie außer Haus war?
    Sie riss die Eingangstür auf und starrte direkt einen erschrockenen Bamulaus an.
    »Was macht Ihr denn schon hier? Wolltet Ihr nicht zum Palast, Eure Capitalobservatorin?«
    »Es ist etwas dazwischen gekommen. Stelle eine Einsatzgruppe zusammen und begib dich zur Königin-Tönnaka-Allee. Dort werdet ihr eine Drude antreffen, die einige Dinge zu Protokoll geben und euch eine Leiche zeigen wird. Zeichnet alles wie gewohnt auf und kümmert euch um den Toten.«
    »Wie Ihr wünscht.« Bamulaus schien seine Überraschung überwunden zu haben. Er stierte allerdings immer noch auf Dadalores blutverschmierten Rettarock. »Sollen wir die Drude festsetzen?«
    Dadalore stockte. »Nein, ich glaube nicht. Lasst euch nur ihre Adresse geben.« Die Capitalobservatorin hastete zur Tür ihrer Dienststube, griff nach der Klinke und drehte sich doch noch einmal um. »Hast du in letzter Zeit vielleicht den Dienstsold erhöht bekommen?«
    Bamulaus sah sie fragend an.
    Dadalore blickte auf den prall gefüllten Geldbeutel, den er in der Rechten hielt.
    Die Augen des Capitalprotektors wanderten nach unten und fixierten das Säckchen, als müsse er sich erst daran erinnern. »Nein«, antwortete er reserviert. »Das sind nur die Mittel der Zentralkommandantur für dieses Quartal.«
    Die Capitalobservatorin umklammerte noch immer die Klinke und hob gerade zu einer Erwiderung an, da flog die Tür so heftig auf, dass Dadalore in die Stube mitgerissen wurde. Ihr Sturz endete rasch, weil sie gegen Valenuru prallte. Ein eigentümlicher Geruch ging von ihm aus, nein, ein Duft! Die Verwunderung darüber wurde allerdings sofort von ihrem Ärger verdrängt. »Könnt Ihr nicht aufpassen? Ihr hättet mir fast den Arm ausgerenkt.«
    »Verzeihung, Eure Capitalobservatorin, wenn mich der Diensteifer packt, kenne ich einfach kein Halten mehr. Wenn Ihr bitte beiseitetreten würdet, Ihr wisst ja, dass ich allerhand zu erledigen habe.« Er sah sie aus seinen grünen Augen herausfordernd an.
     
    Wenig später unternahm Dadalore den zweiten Versuch, den Palast zu erreichen. Sie hatte sorgfältig die Spuren des Kampfes mit Hilfe von Badezuber und Bürste getilgt und auch ihren Rettarock gründlich gereinigt. Auch steckte in jeder Seitentasche ihrer Uniform ein Lakaie, weil die Wirkung der Eule inzwischen verflogen war. Der Löwe wirkte zwar noch, aber Dadalore traf lieber überflüssige Vorsorge, als im entscheidenden Moment ohne dazustehen.
    Während sie sich durch einen Pulk von Straßenkindern voller Dreck schob, rauschten ihr die Erinnerungen an die zurückliegenden Ereignisse durch den Kopf. Es war noch ein Mord geschehen und dieser stand den Ruptu-Morden an Mysteriösität in nichts nach. Gut, dass der Lakai noch wirkte, sie malte

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