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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Innenhof.
    Der Mond schien silbern auf den Brunnen herab. Daneben stand Valenuru und schöpfte mit beiden Händen Wasser aus dem Eimer, um die Verletzung an seiner Seite zu reinigen. Reste von schwarzem Schorf bedeckten einen Schnitt eine Elle unterhalb der Achsel. Inzwischen war sein entblößter Oberkörper völlig mit Wasser bedeckt. Mondlicht glitzerte auf den sanften Wölbungen der Brustmuskeln, die in den kleineren Wellen der Bauchmuskeln ausliefen.
    »Falls Ihr die Verletzung sucht, die ist weiter oben.« Valenuru grinste.
    »Ich ... hm, wollte nur sichergehen, dass Ihr keine weiteren Wunden davon getragen habt.« Hoffentlich konnte man in dem Licht nicht sehen, wie sie errötete. Dadalore kam näher. »Das sieht ja furchtbar aus!«
    »Das Schlimmste liegt schon hinter mir. Die Spitze war abgebrochen und steckte noch drin.« Er deutete auf eine Messer- oder Dolchspitze, die am Boden lag.
    »Wer hat Euch das angetan? Einen Capitaloberobservator Ihrer Majestät angreifen, das ist ungeheuerlich.«
    »Euer Göttervertrauen in Ehren, Dadalore, aber in Kamboburg laufen eine Menge Menschen herum, die vor nichts zurückschrecken.«
    »Wir werden den Täter fassen. Niemand vergreift sich ungestraft an den Ordnungskräften der Krone! Ihr müsst mir alles sagen, was Ihr über ihn in Erinnerung habt. Aber wartet, zunächst muss Eure Wunde versorgt werden. Ihr wisst, wo sich das Verbandszeug befindet?«
    »Nein, man versäumte wohl, mich durch das Gebäude zu führen.«
    Dadalore hielt die Hand vor den Mund. Schon wieder ihr Versagen. »Das tut mir leid. Ich ... ich hatte so viel um die Ohren in letzter Zeit. Ich verspreche, ich werde es nachholen, sobald es Euch besser geht. Wartet!« Sie lief zurück ins Gebäude, froh einen Augenblick mit ihrer Scham allein zu sein. Nur gut, dass die Lakaien noch wirkten, sonst hätte sie wieder die Kontrolle verloren.
    Kurz darauf kehrte sie mit einer Rolle weißen Tuches und einem Schwamm zurück. »Hier, Ihr müsst das auf die Wunde pressen, auch wenn es weh tut. Ich fixiere es mit dem Verband. Es sind Kräuter darin, die gegen Wundbrand helfen sollen.«
    Valenuru nahm den Schwamm entgegen und drückte ihn direkt gegen den Schnitt in seiner Seite. Er verzog keine Miene, aber Dadalore konnte hören, wie er den Atem anhielt. Sie schlang das Tuch mehrfach um seinen Leib und zog es stramm. Die Muskeln oberhalb des Verbandes traten deutlich hervor. »Entschuldigt, ist es zu eng?«
    »Nur im ersten Moment.« Er klang angestrengt.
    »Wenn ich noch irgendetwas für Euch tun kann?«
    »Das könnt Ihr!« Er fasste ihren Arm, der noch immer in Höhe des letzten Zipfels Tuch hing und drückte ihn sacht gegen seinen Bauch.
    Plötzlich war die Knochenhand wieder da. Dadalore sah sie so deutlich vor sich, als griffe sie tatsächlich nach ihr und presste die Augen zusammen.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich ...«, hob sie an. Aber was sollte sie sagen? Dass sie in ihrer grenzenlosen Einfalt dabei war, sich aus dem Dienst in die Capitalstrafkammer zu katapultieren? Er würde sie verachten, wenn er es erführe. Sicher, spätestens übermorgen würden es ohnehin alle wissen. Aber jetzt, da sie ihre letzten achtundvierzig Stunden in Freiheit verbrachte, wollte sie nicht auch noch seinen Respekt verspielen. »Es ist nur ... es war ein furchtbarer Tag.«
    »Wem sagt Ihr das?«
    Dadalore schreckte auf. »Oh, entschuldigt. Ich rede von mir und Euch ist Schlimmes widerfahren. Ihr wolltet erzählen, was sich zugetragen hat.«
    Valenuru verfiel in ein kaum merkliches Streicheln ihres Unterarms. »Kennt Ihr die Ruine des Alten Badehauses ganz in der Nähe des Eremitenturms?«
    »Nein, ich glaube nicht. Möglich, dass ich sie mal gesehen habe.«
    »Ich war gerade auf dem Wege, meine Pflicht zu erfüllen. Ihr wisst, die hohen Würdenträger ... Da hörte ich Geräusche aus den Ruinen.«
    »Der Eremitenturm liegt aber nicht im Mindesten auf dem Weg zum Palast«, stellte Dadalore fest.
    »Ja«, erwiderte er langsam und das Streicheln erstarb für einen Augenblick. »Das wisst Ihr mit Eurer Ortskenntnis. Aber ich bin erst gestern hierher versetzt worden, Ihr entsinnt Euch? Ich muss wohl ein wenig vom Weg abgekommen sein. Also hörte ich nun dieses Tuscheln aus dem alten Gemäuer, ganz so, als ob dort jemand etwas zu verbergen habe. Ich dachte mir gleich: Valenuru, sei ein guter Capitaloberobservator und gehe der Sache auf den Grund! Schon schlich ich zwischen geborstenen Torbögen und Mauerresten hindurch. Lautlos

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