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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fragen Sie ihn, wie es seiner Patientin geht. Wir würden Lorna wirklich gern ein paar Fragen stellen.«
    Ich wusste auch nicht, warum er plötzlich lächelte, aber er stand ohne ein Widerwort auf und ging auf seinen Schreibtisch zu. Ich ging mit ihm und ließ mir die Nummer zeigen. Dahinter stand tatsächlich Professor Hutchinson.
    »Darf ich wählen, Mr. Sinclair?«
    »Bitte.«
    Er tat es. Ich hatte das Gefühl, am kürzeren Ende zu stehen. Erskine reagierte einfach zu gelassen und lehnte sich auch entspannt zurück, als der Ruf durchging.
    Nur die Verbindung kam nicht zustande. Es hob kein Professor ab, und damit ich mich davon überzeugen konnte, reichte er mir den Hörer. »Hören Sie selbst, er ist nicht da.«
    »Danke, das ist nicht nötig.«
    »Und nun?«
    »Sie können auflegen.«
    Das tat er auch und fühlte sich wie der King. Das sah ich seinem Gesicht an. »Was wollen Sie jetzt noch von mir? Ich war Ihnen behilflich, und wenn der Professor nicht zu erreichen ist, kann ich auch nichts dafür. Ich habe meine Pflicht getan.«
    Äußerlich sah es schon so aus. Nur traute ich ihm nicht über den Weg. Ich hatte auch weiterhin das Gefühl, dass er uns reingelegt hatte. Wenn eine Kapazität wie dieser Professor tatsächlich nicht anwesend war, dann hinterließ jemand wie er zumeist eine Nachricht, wo er zu erreichen war. Es hatte sich kein Anrufbeantworter eingeschaltet, auf dem wir eine Handynummer erfahren hätten.
    »Kann ich Ihnen sonst noch weiterhelfen?«, erkundigte er sich mit scheinheiliger Freundlichkeit.
    »Im Moment nicht«, erwiderte ich freundlich. »Aber wer weiß, vielleicht treffen wir wieder zusammen.«
    »Ja, dann mit Lorna.«
    »Bestimmt.«
    Er drehte sich von mir weg, um sich um Bill zu kümmern. Mit ebenso blumigen wie falschen Worten dankte er dem Reporter noch für dessen Spende, und Bill stellte ihm noch eine Frage.
    »Können Sie mir bitte sagen, wo ich Ihren Vorgänger finde, mit dem meine Frau und ich den Vertrag geschlossen haben?«
    »Auf dem Friedhof. Er ist vor etwas mehr als einem halben Jahr leider verstorben.«
    »Oh. Er war doch nicht alt.«
    »Das stimmt, aber darauf nimmt das Schicksal keine Rücksicht. Er ist leider kurz vor der Küste ertrunken. Bei einem Segeltörn ging er über Bord. Seine Leiche wurde einige Tage später weiter östlich von hier angeschwemmt. Danach habe ich dieses Heim übernommen und führe es nach bestem Wissen und Gewissen.«
    »Ja, Mr. Erskine, das glaube ich Ihnen.«
    »Wollen Sie jetzt wieder fahren?«, fragte der Heimleiter, weil er mich an der Tür stehen sah.
    »Ich denke schon.«
    »Zurück nach London?«
    »Das muss nicht sein«, sagte ich gedehnt und ließ alles Weitere offen, was Erskine nicht passte, denn er warf mir einen nicht eben freundlichen Blick zu.
    »Vielleicht schauen wir uns auch noch die Umgebung an«, meinte Bill Conolly.
    »Die Sümpfe?«
    »Sollen auch interessant sein.«
    »Ja, und gefährlich. Nicht wenige Menschen sind darin schon umgekommen.«
    »Danke für die Warnung.«
    Mehr sagten wir nicht. Wir waren froh, das Büro verlassen zu können. Erst vor dem Haus sprachen wir wieder miteinander, und auch außer Hörweite der Fenster.
    »Na?«
    Ich schüttelte nur den Kopf. »Der hat uns perfekt auflaufen lassen, mein Lieber.«
    »Genau das denke ich auch, und ich bekomme allmählich Angst um Lorna. Jetzt weiß ich, dass sie den Brief nicht grundlos geschrieben hat.«
    Da hatte mir Bill aus dem Herzen gesprochen. Erskine wusste mehr. Vielleicht sogar alles, und er würde jetzt nach unserem Besuch handeln müssen. Er war ja nicht dumm. Er konnte sich ausrechnen, dass wir nicht locker lassen würden und unsere Nachforschungen intensivierten.
    Langsam schlenderten wir nebeneinander her zu dem Platz, an dem mein Dienst-Rover stand. Ich hatte das Gefühl, die Blicke des Heimleiters in meinem Rücken brennen zu spüren. Er war ein Mensch, der nicht so leicht zu durchschauen war. Sicherlich konnte er freundlich sein, aber seine Freundlichkeit war für mich gespielt. In ihm versteckte sich etwas, das von der menschlichen Hülle verborgen wurde. Er wusste meiner Ansicht nach mehr über den geheimnisvollen Nachtschwärmer, falls wir ihn nicht selbst schon erlebt hatten. Dass er der Nachtschwärmer war und bei Dunkelheit in seine zweite Gestalt hineinglitt. Ähnlich wie ein Vampir oder Werwolf, der sich in der Nacht verwandelte.
    Mein Kreuz hatte nicht auf ihn reagiert. Aber das musste nicht unbedingt etwas heißen. Manche

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