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Der Nachtzirkus

Der Nachtzirkus

Titel: Der Nachtzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Morgenstern
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Zukunft befasst, ist das vielleicht nicht ungewöhnlich.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragt Celia. Isobel blickt hoch, und die Überraschung in ihrem Gesicht ist unverkennbar, wird aber schnell durch ein strahlendes Lächeln ersetzt.
    »Natürlich.« Isobel markiert die Seite und legt dann das Buch beiseite. »Ich kann nicht fassen, dass du dich bei dem Wetter rausgetraut hast. Ich habe es gerade noch hierhergeschafft, bevor es anfing, und dachte mir, ich warte das Ende im Trockenen ab. Eigentlich war ich hier verabredet, aber ich glaube nicht, dass er noch kommt.«
    »Kann man ihm nicht verübeln«, sagt Celia und streift ihre feuchten Handschuhe ab. Sie schüttelt sie vorsichtig, und sie trocknen auf der Stelle. »Dort draußen hat man das Gefühl, durch einen Fluss zu laufen.«
    »Schwänzt du die Schlechtwetter-Party?«
    »Ich bin kurz dort gewesen, dann bin ich geflohen. Mir ist heute Abend nicht nach Party. Außerdem lasse ich mir nur ungern die Gelegenheit entgehen, dem Zirkus mal zu entkommen und in eine andere Atmosphäre einzutauchen, auch wenn ich dabei fast ertrinke.«
    »Hin und wieder entfliehe ich dem Ganzen auch ganz gern«, sagt Isobel. »Hast du dafür gesorgt, dass es regnet, damit du den Abend freihast?«
    »Natürlich nicht«, erwidert Celia. »Aber wenn dem so wäre, hätte ich ziemlich übertrieben.«
    Noch während sie spricht, trocknet ihr Kleid, und das regennasse Schwarz weicht einem kräftigen Weinrot, wobei unklar ist, ob das an der Nähe des Feuers liegt, das munter vor sich hin brennt, oder ob sie den subtilen Wandel selbst verursacht hat.
    Celia und Isobel plaudern über das Wetter und Prag und Bücher, ohne den Zirkus absichtlich zu vermeiden, allerdings suchen sie das Thema auch nicht unbedingt. Für einen Moment sitzen dort zwei Frauen an einem Tisch und nicht Wahrsagerin und Zauberkünstlerin – eine Gelegenheit, die sich ihnen nicht oft bietet.
    Die Tür fliegt auf und bläst eine regengespickte Windbö herein, der von Seiten der Gäste ärgerliches Geschrei folgt, zusammen mit dem Geklapper der Schirme in den Ständern.
    Eine gehetzt aussehende Bedienung kommt an ihren Tisch, und Celia bestellt einen Pfefferminztee. Als die Kellnerin geht, wirft Celia einen Blick durch den Raum und überfliegt die Menge, als suche sie jemanden.
    »Was ist denn los?«, fragt Isobel.
    »Ach, nichts«, antwortet Celia. »Nur so ein Gefühl, dass wir beobachtet werden, aber wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein.«
    »Vielleicht hat dich jemand erkannt«, meint Isobel.
    »Das bezweifle ich«, sagt Celia, während sie die Gäste in der näheren Umgebung mustert und feststellt, dass niemand in ihre Richtung blickt. »Die Leute sehen, was sie sehen wollen. Und hier sind sicherlich schon viele ungewöhnliche Gäste gewesen, seit der Zirkus in der Stadt ist. Das macht es uns leichter, uns unter die Leute zu mischen.«
    »Ich staune immer wieder, dass mich als Privatmensch niemand erkennt«, sagt Isobel. »An den letzten paar Abenden habe ich einer Handvoll Leuten in genau diesem Raum die Karten gelegt, und nicht einer hat mich weiter beachtet. Vielleicht sehe ich ganz normal aus, wenn ich nicht von Kerzen und Samt umgeben bin. Oder sie schenken den Karten mehr Aufmerksamkeit als mir.«
    »Hast du deine Karten dabei?«, fragt Celia.
    Isobel nickt. »Möchtest … möchtest du eine Lesung?«
    »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Du hast mich noch nie darum gebeten, dir die Karten zu legen.«
    »Meistens habe ich keine Lust, etwas über meine Zukunft zu hören«, sagt Celia. »Aber heute Abend bin ich ein bisschen neugierig.«
    Isobel wirft zögernd einen Blick auf die zumeist aus dem Künstlermilieu stammenden anderen Gäste, die Absinth trinken und über Kunst diskutieren.
    »Sie werden nichts merken«, sagt Celia. »Versprochen.«
    Isobel wendet sich wieder Celia zu und holt einen Kartensatz aus ihrer Tasche; nicht die schwarzweißen wie im Zirkus, sondern das abgewetzte und verblichene Tarot de Marseille .
    »Die sind hübsch«, sagt Celia, als Isobel anfängt zu mischen.
    »Danke.«
    »Aber es sind nur siebenundsiebzig.«
    Isobels Hände zögern kurz, und eine Karte fällt aus dem Stapel auf den Tisch. Celia hebt sie auf, betrachtet die beiden Kelche auf der Vorderseite und gibt Isobel die Karte zurück, die sie wieder in den Stapel steckt und weitermischt.
    »Eine ist … woanders«, erklärt Isobel.
    Celia fragt nicht weiter nach.
    Die Kellnerin bringt Celias Pfefferminztee und entfernt sich

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