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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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vier Cocktails = Pool. Also rieb ich mich noch einmal mit Sonnencreme ein, legte mich wieder hin und dachte über Clays Worte nach.
    Es stimmte, ich hatte mich unter Wert verkauft. Oder, um es ein wenig freundlicher auszudrücken: Ich hatte mich auf einen extrem einseitigen Kompromiss eingelassen. So schwer es mir auch fiel, ich kam nicht umhin, zuzugeben, dass ich gemeinsame Interessen und wahre Kameradschaft zugunsten der Illusion von Bequemlichkeit und Sicherheit eingetauscht hatte. Im Grunde waren unsere Abendessen in den schicken Restaurants immer nach demselben Schema abgelaufen: Michael gab eine seiner abgehalfterten Top-Gun-Möchtegern-Geschichten zum Besten, während ich verstohlene Blicke zu den Nachbartischen warf und mich fragte, ob die anderen Frauen sich auch so sehr langweilten wie ich. Sobald sein Repertoire an ruhmreichen Anekdoten erschöpft war, setzte eine Stille ein, die nicht das Geringste mit inniger Vertrautheit zu tun hatte. Meistens konnte ich es gar nicht abwarten, bis die Rechnung kam, damit wir in eine Bar gehen konnten, wo sich jeder von uns mit seinen Freunden traf und wir uns ignorierten, bis es an der Zeit war, nach Hause zu gehen.
    Klar, es war sein Gehalt, das es mir ermöglichte, in den angesagten Restaurants der Stadt zu verkehren, in einem Komplex samt Concierge zu wohnen und nach Lust und Laune shoppen zu gehen – aber das war nicht der Hauptgrund, warum ich so lange Zeit mit ihm zusammen war. Bis ich Michael kennengelernt hatte, hatte mein Leben aus ersten und zweiten Verabredungen bestanden. Hin und wieder hatte ich mich auch zu einem dritten Date hinreißen lassen. Doch sobald die Sache ernst zu werden drohte, hatte ich mich aus dem Staub gemacht. Bindungsangst, wie es heutzutage so schön heißt. Als Michael in mein Leben getreten war, litt ich unter ausgeprägter Torschlusspanik. Plötzlich hatten alle um mich herum den Partner fürs Leben gefunden, und weil ich nicht außen vor bleiben wollte, hatte ich die letzten vier Jahre damit verbracht, meine integrierten Alarmglocken und sämtliche Zweifel zu ignorieren. Das war so weit gegangen, dass ich mir eingeredet hatte, Michael sei der Richtige. Dabei hatte ich nur Bequemlichkeit mit Liebe verwechselt.
    Als Clay mir auf die Schulter tippte und sagte: »Hailey, wach auf. Lass uns aufs Zimmer gehen und uns umziehen. Was hältst du davon, wenn wir uns mit den anderen zum Abendessen in der Altstadt treffen?«, stand die Sonne bereits ziemlich tief. Außer uns war niemand mehr am Pool.
    »Was?«, fragte ich verwirrt, schob die Sonnenbrille hoch und rieb mir die Augen. »Ich hab wohl eine kleine Siesta gemacht.« Ich legte die Arme hinter den Kopf, um mich genüsslich zu strecken.
    »Sieht eher aus, als wärst du ins Koma gefallen«, sagte er, nahm Sonnencreme und Zeitung und warf sie in unsere gemeinsame Strandtasche. »Es ist sechs Uhr durch, die Happy Hour ruft.«
    »Ich dachte, die wäre schon vorbei.« Ich schlüpfte in meine Flip-Flops und schlurfte hinter ihm her.
    »Hier in Puerto Rico ticken die Uhren ein bisschen anders.«
    »O ja, Livin’ la Vida Loca’. Ich kenne das Video.«
    »Dann lass dich überraschen. Es ist noch viel besser«, versprach er.
    Im Zimmer angekommen, ging ich schnurstracks ins Bad und drehte das heiße Wasser auf. Es war nicht das erste Mal, dass Clay und ich uns ein Zimmer teilten. Wir hatten ein stillschweigendes Abkommen getroffen, dass ich als Erste duschte, damit ich genügend Zeit für mein Styling hatte. Obwohl er nicht minder besessen war, wenn es um seine Haare ging, gehörte er nicht zu jenen Schwulen, die Stunden vor Spiegel und Kleiderschrank verbrachten.
    Ich legte meine Sonnenbrille auf die Ablage, stieg in die Dusche und spürte, wie das warme Wasser meine Löwenmähne (dank der hohen Luftfeuchtigkeit war sie noch voluminöser als sonst) in die Knie zwang und handzahm machte. Ich wickelte die winzige Hotelseife aus, schäumte sie auf und seifte mich von Kopf bis Fuß ein. Es war ein wunderbares Gefühl, mal wieder ein wenig Sonne getankt zu haben. Natürlich war ich mir im Klaren darüber, dass exzessive Sonnenbäder die Hautalterung vorantrieben, aber jeder wusste, dass eine natürliche Bräune einem Menschen etwas Gesundes, Schlankes und Strahlendes verlieh. Nach dem Fressgelage mit Clay, dem Blähbauch vom Fliegen und den dreieinhalb Mojitos am Pool war ich mehr als reif für ein ausgedehntes Sonnenbad gewesen.
    Ich trat aus der Dusche, wickelte mich in ein Badehandtuch und

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