Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
Erster Offizier, den ich noch nie sonderlich gut leiden konnte.
    »Wieso hast du dich dann als Pilot in Zivil verkleidet?«, fragte die Chef-Flugbegleiterin Jennifer und machte eine Kopfbewegung, die seinen strahlend weißen Sneakers von Reebok und seinen gestärkten khakibraunen Shorts galt.
    »Sind wir so weit?«, fragte Clay in die Runde.
    »Nicht ganz, wir warten noch auf jemanden«, sagte Bob. »Die beiden haben eben erst eingecheckt. Sie waren schon so gut wie auf dem Rückweg nach New York, als ihr Flug gestrichen wurde. Ist wohl ein Orkan im Anmarsch. Soll angeblich an der Küste Floridas an Land gehen. Ich schätze, die beiden werden hier einige Tage festsitzen.«
    »Wirklich? Wo sind sie denn stationiert?«, wollte Clay wissen und ließ sich in einen breiten Sessel fallen.
    Gerade, als Bob antworten wollte, bog Michael um die Ecke.

Sicherheitsposition
     
    In Notfällen sind rasches Handel und lautes Rufen unerlässlich: Beugen Sie sich nach vorne! Umfassen Sie Ihre Fußgelenke! Kopf nach unten! Bleiben Sie so!
     
6
     
    Ich wollte nicht lügen. Seitdem ich Michael mit heruntergelassenen Hosen erwischt hatte, hatte ich mir etwa hunderttausendmal ausgemalt, wie eine erneute Begegnung ablaufen könnte. In meiner Phantasie wog ich allerdings fünf Kilo weniger, hatte wundervoll glattes Haar und verbrachte einen Zwischenstopp im Ritz-Carlton auf Bali (wie auch immer es dazu gekommen sein mochte). Ich saß mit einem hautengen, tief ausgeschnittenen Gucci-Kleid an der Bar, nippte an meinem Martini und beobachtete mit einem lasziven Lächeln, wie Bono von U2 und Johnny Depp um meine Gunst buhlten … In dem Moment erschien Michael. Unsere Blicke trafen sich. Er fiel vor mir auf die Knie und winselte um Vergebung – auch wenn ich mittlerweile vermutete, dass Michael lieber vor Bono oder Johnny in die Knie gegangen wäre und mich vermutlich nicht einmal bemerkt hätte. Aber das war meine Phantasie, und da führte noch immer ich Regie.
    Auch wenn ich das Grundthema in allen möglichen Varianten durchexerziert hatte – manchmal trug ich ein Versace-Kleid, dann wieder befand sich das Hotel auf Capri –, eines hätte ich mir nicht im Traum ausgemalt: in einer Hotellobby in San Juan zu stehen, wie ein Überbleibsel aus den Achtzigern auszusehen, noch dazu mit einer Frisur gestraft, die an einen verwilderten Garten erinnerte, während mein ehemaliger, sonnengebräunter Freund-Schrägstrich-Mitbewohner, dem ich um ein Haar einen Ring an den Finger gesteckt hätte, mit einer jungen und beneidenswert attraktiven Flugbegleiterin am Arm die Bühne betrat.
    »Ich habe für acht Uhr einen Tisch in einem wunderhübschen kleinen Restaurant reserviert, dem Peacock Club«, sagte er. Sein ach so vertrauter Mund verzog sich zu einem jovialen Lächeln, während ich mich wie der letzte Trottel auf Erden fühlte. Mir wurde speiübel, und ich war mir nicht sicher, ob ich mich nicht jeden Augenblick im hohen Bogen auf den frisch gewienerten Marmorfußboden übergeben müsste. Genau in dem Moment sah er zu mir herüber und sagte, ohne mit der Wimper zu zucken: »Oh, hallo, Hailey, hätte dich fast nicht erkannt.«
    Wie gerne hätte ich etwas Brillantes erwidert, etwas, das die anderen zum Lachen brachte – auf seine Kosten natürlich. Aber es war, als wäre mein Kopf schockgefrostet. Als er endlich auftaute, bemerkte ich, dass Michael bereits auf den Ausgang zuhielt, um Taxis zu organisieren.
     
    »Ich kann mich unmöglich mit ihm an einen Tisch setzen und essen.« Ich klemmte zwischen Jennifer und Clay auf der Rückbank des versifften Taxis, das so dicht auf den Wagen davor auffuhr, dass meine Hoffnung, wir könnten die anderen verlieren, mehr als illusorisch war.
    »Ich bitte dich. Du hast eine Million Abendessen mit diesem Mann überstanden, bei denen ihr euch größtenteils angeschwiegen habt«, rief Clay mir in Erinnerung. »Der heutige Abend dürfte wohl kaum anders ablaufen.«
    Der Punkt ging an ihn.
    »Hailey, ich muss dir was sagen. Ich habe nie verstanden, was du an Michael findest«, gestand Jennifer mit einem Schulterzucken.
    »Offenbar denken alle so.« Ich starrte auf meine Knie, die sich wegen der Erhöhung, auf der ich saß, direkt unter meinem Kinn befanden.
    »Ihr beide habt irgendwie … nicht zusammengepasst. Er wirkt immer wie ein Navi, das die Route im Voraus berechnet. Du hingegen …« Clay und ich sahen sie an. Gleich würde ich erfahren, was andere wirklich über mich dachten. »… nicht.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher