Der Name Der Dunkelheit
und schenkte Lilly Saft in ein Glas, das mit Bamsebären bedruckt war.
»Jaaa«, begann er. »Die haben wir gesehen.«
Die ganze Tatortarbeit ein Chaos, dachte Kjell. »Wann war das genau?«
»Villa!«, rief er über seine rechte Schulter zur Küche. »Wann sind wir am Freitag von den Kindern gekommen?«
»Du meinst Montag«, sagte Kjell. »Heute ist Mittwoch, und vorgestern an Heiligabend war Montag.«
»Ne.« Der Mann hatte den Kopf noch zur Küche gedreht und wartete auf eine Antwort.
Villa, wahrscheinlich Vilhelmina, trat ins Wohnzimmer. »Wir sind um zwei losgefahren. Dann muss es drei gewesen sein oder etwas später.«
Der Mann drehte sich wieder zu Kjell. »Freitag war das. Zwischen drei und vier also.«
»Am Freitag?«
»Ja. Der einundzwanzigste Dezember.«
»Und da habt ihr eine Frau im Liegestuhl gesehen? Am Freitag, dem einundzwanzigsten, und nicht am Montag, dem vierundzwanzigsten?«
Beide nickten. Sie ließen sich nicht von dem Entsetzen beeindrucken, das in Kjells Gesicht getreten war. »Am Montag waren wir überhaupt nicht hier«, sagte die Frau.
Drei Tage, dachte Kjell und blickte skeptisch drein. Elin konnte nicht drei Tage lang dort gesessen haben.
»Am Freitag hat meine Tochter Geburtstag«, sagte jetzt der Mann. »Seit vierzig Jahren hat sie am 21. Dezember Geburtstag. Wintersonnenwende.«
Die beiden hatten bei der Fahrt zum Haus den Liegestuhl unten am Strand gesehen und den Kopf geschüttelt. Wer darin saß, war vom Weg aus nicht zu erkennen gewesen.
»Welche Farbe hatten der Liegestuhl und der Sonnenschirm?«
»Sonnenschirm? Das hätte noch gefehlt! Der Liegestuhl war schon verrückt genug. Aber wir haben uns nicht weiter darum geschert. Soll da jemand sitzen, haben wir uns gedacht.«
Obwohl es zu verrückt war anzunehmen, dass ein weiterer Mensch auf die Idee kommen könnte, sich bei der Kälte mit einem Liegestuhl an den Strand von Långholmen zu setzen, fragte Kjell zur Sicherheit doch noch einmal nach der Farbe. Und tatsächlich waren beide Liegestühle blau.
»Und am Samstag und am Sonntag?«, fragte Kjell. »Wart ihr da vor der Tür?«
Mehrmals am Tag sogar. Das Paar bewohnte das Holzhaus das ganze Jahr über. »Am Freitagabend saß da niemand mehr«, sagte der Alte. »Ich habe ja noch Holz reingeholt. Und am Wochenende auch nicht.«
19
Noch bevor Sofi Johansson die Augen öffnete, wusste sie, wo sie sich befand. Und sie bereute nichts. Keiner der vielen Überschläge in ihrem bald siebenundzwanzigjährigen Leben hatte je Reue nach sich gezogen.
Sie setzte sich auf und blickte über ihre linke Schulter. Es sah nicht danach aus, als würde Joakim Karlström in nächster Zeit erwachen. Das Schlafzimmer lag in goldenem Licht, das durch die Fenster hereinkam. Sie reichten von der hohen Decke bis zum Boden.
Sofi kroch lautlos vom Bett. Viel hatte sie in der Nacht nicht von der Wohnung gesehen, doch als sie durch die offene Tür ins nächste Zimmer schlich, erkannte sie das Sofa wieder, die vor- oder vorvorletzte Station in der letzten Nacht. Darauf und davor lagen kreuz und quer ihre Kleider als erkalteter Schnappschuss.
Erst jetzt ermaß sie die ungeheure Höhe des Raums. Bis hinauf zur schrägen Decke waren es sechs bis sieben Meter. An der entgegengesetzten Wand gab es auf halber Höhe eine Galerie, auf die man über eine Wendeltreppe gelangte.
Sofi verharrte vor dem Sofa. Auch in diesem Raum nahmen die Fenster beinahe die gesamte Wand ein. Eine Querstraße traf genau auf Höhe des Hauses auf die Straße, in der das Haus stand. Die Sonne schwebte als riesiger goldener Ball in der Straßenflucht. Sofi sah die Sonne an, und die Sonne sah sie an. Wann hat man schon die Ruhe dafür, dachten beide.
Da die Straße nach Nordwesten lief, musste die Wohnung nach Südwesten zeigen. Selbst bei einer so luxuriösen Wohnung war bei dieser Himmelsrichtung kein Sonnenaufgang inklusive. Sofi hob ihre Jacke vom Boden auf und kramte nach ihrem Telefon.
Es war 14 Uhr 10 - später, als sie befürchtet hatte. Darüber hinaus hatte sie vier Textnachrichten bekommen und neun Anrufe verpasst.
Sie drehte die Ärmel der Jacke auf rechts und sah sich nach ihrer Unterhose um. Die hing wie ein Sahnehäubchen oben auf der Sofalehne.
Das Telefon begann zu piepsen. Sie wühlte wieder in der Tasche, damit Joakim nicht davon erwachte.
Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme. »Sofi Johansson?«
»Ja.«
»Hier ist Jannika Fager. Wir haben uns auf dem Sommerfest
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