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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Gewicht ist er vielleicht ins Wasser gerollt, ohne je den Kontakt zum Boden zu verlieren. Kurz nach dem Ufer fällt der Grund steil ab. Unter Wasser ist er dann auf die Boje zugerollt oder -gepurzelt.«
    »Einen Tee vielleicht?«
    Trotz des verrohten Zustands der Teeküche nickte Snæfríður.
    Bis einige Minuten später die Teebeutel herausmussten, hatte Måns das Szenario zu Ende gedacht. »Aber wenn er wirklich auf dem Grund rollte, wäre bei der Boje Schluss gewesen. Der Rollstuhl müsste noch an der Stelle liegen. Das Gefälle endet dort.«
    »Verstehe«, antwortete Snæfríður und blies über ihren Tee.
    »Aber an Rollstühlen und Kinderwagen hängen doch immer Beutel. Damit man etwas reinlegen kann.«
    Snæfríður schwieg. Von Unterwasserzauber verstand sie nichts.
    »Komm mal mit.«

    Sie folgte ihm zurück ins Büro. Dort nahmen sie vor einem großen Bildschirm Platz.
    »Es liegt ja viel Gerümpel dort unten, aber das bleibt liegen und gefährdet die Bojen nicht.« Er griff nach der Maus. Auf dem Bildschirm erschien eine Karte des Gebiets.
    »Du fürchtest, der Rollstuhl könnte seine Teufelsfahrt fortsetzen?« Das würde sein Verschwinden erklären.
    Måns konnte auf seiner Karte mit einem Streich das Wasser aus dem gesamten Fjord abpumpen. Übrig blieb das Bodenrelief.
    »Der Grund fällt vom Nord- zum Südufer ab. Dort um Långholmen herum fließt also die Hauptströmung. Deshalb liegen die Mälarwerft und die Schiffe mit größerem Tiefgang im Süden am Söder Mälarstrand.«
    »Und die Motorboote im Norden am Norr Mälarstrand.«
    »Ganz genau!« erwiderte Måns und drückte beschwingt mehrere Tasten auf seiner Tastatur.
    Im leeren Mälarbecken erschien ein roter Faden. Er wand sich um Långholmen und reichte bis zum Norrström, dem Hauptkanal am Reichstag. Weitere Fäden entstanden und wanden sich wie Muskelfasern umeinander. Immer mehr Fäden in anderen Farben kamen hinzu, und als Snæfríður sie nicht mehr auseinanderhalten konnte, geschah etwas Neues: Die Fäden vereinigten sich erst zu dickeren Schläuchen, bekamen eine ganz neue Dynamik, bildeten Massen mit Farbverläufen. Oben rechts stand der 24. Dezember, 15 Uhr 00. Die Sekundenanzeige raste. Måns’ Finger sauste auf eine Taste. Alles stoppte. 15 Uhr 01 und 19 Sekunden.
    »Da hat Odins Auge Alarm geschlagen.«
    Sie betrachteten den erstarrten Mälarstrom, bevor Snæfríður sich nach ihrer Tasche umsah und sie auf dem Tisch neben der Boje entdeckte. Sie holte die Ermittlungsakte.
    »Die Boje wurde um 15 Uhr 01 beschädigt?«, fragte sie.

    »Ja.«
    »Aber ihr seid erst um sieben dort eingetroffen.«
    »Wir mussten das Boot klarmachen.«
    Snæfríður fand die Zeittabelle in der Akte. Die Gerichtsmedizin legte den Todeszeitpunkt auf die Stunde zwischen ein und zwei Uhr in der Nacht fest. So lange hätte Elin tot dort sitzen müssen, damit ihr Körper auf die Temperatur abfiel, die Suunaat am Strand gemessen hatte. Das war unmöglich, wenn man Esbjörn Fors glaubte, denn am Morgen hatte er sie nicht gesehen. Dafür aber bei seiner zweiten Tour um 15 Uhr 15. Vierzehn Minuten zuvor war die Boje beschädigt worden. Da blieb nur eine Erklärung: Elin war erst seit 15 Uhr 01 am Strand gewesen. Und die Kernkörpertemperatur ließ nur einen Schluss zu: Jemand hatte sie zu der Stelle gebracht, lange, nachdem sie gestorben war, und vierzehn Minuten, bevor Esbjörn Fors zu seiner zweiten Runde eintraf.
    »Ist es möglich, mit dem Programm zu bestimmen, wohin die Strömung den Rollstuhl getrieben hat?«
    »Natürlich. Das Programm ist phänomenal. Eigentlich müsste man dafür den Nobelpreis bekommen.«
    »Willst du damit sagen, dass du das alles programmiert hast?«
    »Ich? Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wie Mimir funktioniert.«
    »Funktioniert?«
    »Mimir kennt jeden Kubikmeter Wasser auf 42 Kilometern Länge. Und das auf dieser lahmen Kiste. Sie hat nicht mal acht Gigabyte Arbeitsspeicher. Aber auf einem tragbaren Computer liefe es auch.«
    »Das beruht alles auf den Daten, die die Bojen liefern?«, erkundigte sich Snæfríður.
    »Wir haben nur dreihundert Bojen. Weiter den Fjord hinauf
reicht unser Etat noch nicht. Ohne das Programm würden wir achttausend Bojen und mehrere Großrechner brauchen. Wir können uns nicht erklären, wie es solche komplexen Szenarien erstellt. Alles Chaostheorie, weißt du.«
    Måns wechselte in eine andere Ansicht, bei der wieder einzelne Fäden erschienen. Es mussten Millionen sein.
    »Die Sache hat einen

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