Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
Vom Netzwerk:
Lebkuchen.
    »Nimm Platz«, sagte Zweigkberg und betrachtete das Formular. »Eine RS-3 mit Restlichtverstärker braucht ihr also. Wie lange denn?«
    »Drei Tage?«
    »Hier steht ›Wohnungsüberwachung Långholmsgatan 7‹. Da braucht ihr wahrscheinlich auch den Streamer dazu.«
    Sofi nickte. Zweigkberg verschwand in einem angrenzenden Raum. Kurz darauf hörte sie ihn in Regalen kramen und eine Schachtel herausziehen.
    Er kehrte zurück und schaltete seinen Computer ein. »Die Fernüberwachung ist nicht besonders gut. Besser wäre ein Telefon.« Zweigkberg nahm den Rekorder aus dem Karton, schloss ihn an den Computer an und programmierte Sofis Telefonnummer in den Speicher.
    Schließlich griff er noch einmal in den Karton und hob eine kleine Kamera zwischen Zeigefinger und Daumen hervor. »Sobald sich etwas bewegt, läuft sie und sendet die Daten an den Streamer. Gleichzeitig ruft sie dich an.« Er packte alles in den Karton und steckte einen Zettel dazu. »Hier ist der Link. Und hier ist das Passwort. Damit kannst du das Bild auch sehen, wenn du nicht in der Nähe bist.«

24
    Nun verstand Snæfríður, warum die Leute vom Wetteramt nicht hatten warten wollen. In kürzester Zeit würde eine geschlossene Eisfläche auf dem Wasser liegen. Überall bildeten sich bereits Schollen, die unter dem Bug des Schiffes zerbarsten. In der Enge zwischen Essingen und Gröndal schimmerte
die Wasseroberfläche schon richtig weiß. Es gab keine stillen Pausen mehr, in denen nur der Motor und das Schwappen zu hören waren. Måns stürzte zur Reling und rief Peter auf der Brücke etwas zu. Der Diesel drehte höher, und hinten am Heck, wo Snæfríður saß, vermischte sich eine Abgaswolke mit der Seeluft. Die war ihr aus der Kindheit vertraut, vermisst hatte sie sie jedoch in all den Jahren nicht.
    Sie schlang die Arme um ihren Leib, damit der Wind nicht unter ihre Jacke kroch. Das Schiff passierte die Brücke. Der Fjord weitete sich, und damit wurde auch das Eis weniger. Das Boot hielt sich in der Fahrrinne. Måns hangelte sich am Brückenhäuschen vorbei und begann, am Heck die Riegel des Krans zu lösen. Snæfríður stand auf, um nicht im Weg zu sein.
    »Wir lassen gleich die Fische ins Wasser«, schrie Måns gegen den Wind an. Er grinste dabei, als hätten sie sich zu einem geheimen Plan verbündet.
    Die Fische waren aus Metall, glichen kleinen Raketen von einem Meter Länge und besaßen Flossen am Heck. Måns löste den letzten Riegel. Die Fische begannen, am Stahlseil zu baumeln, und senkten sich einer nach dem anderen langsam zum Wasser hinab. Snæfríður sah zu, wie sich beim Eintauchen ein Rand aus Wirbeln und Schaum um sie bildete.
    Sie folgte Måns in die Kajüte unter der Brücke.
    Er schloss die Tür. Die Monitore liefen bereits. »Also, jeder Fisch hat ein Seitensichtsonar. Der Computer errechnet aus den drei Signalen ein räumliches Bild.«
    »Verstehe!«, sagte Snæfríður.
    »Der Rollstuhl wird eher wie ein Würfel aussehen.«
    Der Boden sah tatsächlich aus wie in der Simulation im Labor. Die Hauptströme hatten Furchen in den Boden gespült wie bei einem Canyon.
    »Das da sind alte Furchen«, erklärte Måns. »Da verlief der
Hauptstrom vor einem Jahrtausend. Damals waren die Ufer noch nicht befestigt.«
    »Verstehe!«, sagte Snæfríður.
    Nach einigen Felsen war das erste Artefakt, das auftauchte, allerdings das Gegenteil eines Würfels.
    »Das ist Nummer 208.«
    Trotz des krümeligen Bildes sah man Odins Auge 208 an einem Seil im Wasser taumeln.
    Måns deutete zum Fenster. »Da vorne kommt die Bucht.«
    Der Motor ratterte. Mit tieferem Brummen änderte das Schiff den Kurs. Über Funk verständigten sich Måns und Peter darauf, die Bucht in Kreisen abzusuchen.
    »Kannst du den Bildschirm im Auge behalten?«, sagte Måns eine halbe Stunde später zu Snæfríður. »Ich klettere mit meinem Computer hinauf zu Peter. Wir suchen auf der berechneten Route.«
    Måns war es nach langem Grübeln gelungen, die Strömung zu bestimmen, in der sich der Rollstuhl bewegt haben musste, falls er es aus der Bucht geschafft hatte. Das Schiff verließ das Strandbad und bewegte sich an der Küste von Långholmen entlang. Snæfríður glaubte, etwas gefunden zu haben, und meldete es nach oben, aber ihr Fund entpuppte sich als Verankerung einer Badeplattform. Zum Felsbad hin nahm das Gefälle deutlich zu. Vor der Westbrücke wendete das Boot und fuhr in etwas weiterer Entfernung vom Ufer zur Bucht zurück. Dort verstummte der Motor.

Weitere Kostenlose Bücher