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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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er.
    Hulda hob die Augenbrauen.
    »Kennst du Långholmen?«
    Sie nickte.
    Henning betrachtete wieder die Frau. Der Mann half ihr gerade aus der Jacke. Elins Lähmung war von anderer Natur. Ihrer Krankenakte nach betraf sie den gesamten Körper, verursachte
ein dumpfes Gefühl auf der Haut und sorgte dafür, dass Elin sich zuweilen gar nicht oder nur mit Mühe rühren konnte. Als wären all ihre Glieder auf einmal eingeschlafen, hatte der Arzt im Bericht vermerkt. Dann verschwand die Lähmung wieder, und Elin schien wochenlang gesund.
    Henning hatte den Arzt angerufen. Seit zwei Wochen hatte sie sich in einer Lähmungsphase befunden. Auch wenn sie es zum Strand geschafft hätte, meinte der Arzt, niemals hätte sie den Sonnenschirm aufstellen und aufspannen können.
    »Wir werden verarscht«, murmelte Henning. »Entweder tut es ein anderer, oder wir tun es selbst.«

DIE KÄLTE

DONNERSTAG 27. DEZEMBER

27
    Das Telefon piepste schon zum zweiten Mal in dieser Nacht. Hatte sie gerade geschlafen? Sie zweifelte daran. Mit dem roten Knopf brachte sie das Gerät zum Schweigen und glitt aus dem Bett. Beim ersten Mal war sie im Flur herumgewandert und hatte auf den Streamer gestarrt, der leise surrte und das Bild der Kamera draußen im Treppenhaus aufzeichnete. Doch geschehen war nichts. Frau Bergenström aus dem Dritten hatte den Fehlalarm ausgelöst.
    Diesmal setzte sie sich lieber gleich auf den zotteligen Teppich und wartete. Ihr Blick war schräg auf den Briefschlitz gerichtet, bis sie gähnen musste. Da erst fiel ihr auf, dass das gelbe Lämpchen am Streamer gar nicht leuchtete. Sie schlich ins Schlafzimmer zurück und prüfte das Telefon. Der Anruf war gar nicht von der Kamera gekommen. Sofi hatte vergessen, ihr einen eigenen Klang auf ihrem Telefon zuzuteilen. Sie drückte auf Rückruf. Eine Männerstimme meldete sich.
    »Sofi? Ich dachte, du schläfst.«
    »Per?«
    »Entschuldige die Störung. Bist du zu Hause?«
    »Das bin ich.«
    »Am besten ziehst du dich an und kommst her. Ich habe etwas, das du dir mal anschauen solltest.«
    »Ich bin krankgemeldet. Vielleicht solltest du lieber Kjell informieren.«
    »Ich bin oben bei der Sofiakirche.«

    Sofi eilte hinüber in die Küche. Hinter dem Fenster begann gleich der Park, in dessen Mitte die Kirche stand. Der Park war nicht groß, aber so hügelig, dass sie die Kirche auch im Winter, wenn die Baumkronen kahl waren, nicht sehen konnte. »Was ist dort?«
    »Lieber wäre mir, wenn du dich anziehst und herkommst.«
    Um 5 Uhr 32 verließ Sofi das Haus. Eine unerwartete Klarheit schlug ihr ins Gesicht: Der Schnee fiel nicht mehr! Nach drei Tagen war der Himmel wieder nachtschwarz und die Luft kälter. Deutlich kälter.
    Die Nachbarn würden sich freuen, wenn sie später aus dem Haus kamen und sahen, dass ihre Autos nicht nur unter einem Schneeberg lagen, sondern der Schneeberg nun auch noch festgefroren war, dachte Sofi und stapfte um das Haus. Der Park begann gleich hinter ihrem Küchenfenster mit einem steilen Hügel. Beim Hochklettern musste man sich mit den Händen abstützen und an den Sträuchern festhalten. Das erwies sich jetzt bei der Kälte und der gefrorenen Schneedecke als unangenehm. Noch unangenehmer war der rutschige Abstieg auf der anderen Seite. Ein zweiter Hügel stand ihr bevor. Dort oben sah sie bereits den angestrahlten Turm der Sofiakirche.
    Mit schmerzender Lunge erreichte sie den Vorplatz und stockte. Während die Kälte in die Wangen zwickte, war sie unter der Kleidung ganz schön ins Schwitzen gekommen. Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke auf und wedelte ein wenig mit dem Revers, bis ihr auffiel, dass sie noch ihren rosafarbenen Pyjama unter der Jacke trug.
    Suunaat Kjærgaard saß in ihrem Wagen und machte sich im Schein der Deckenlampe Notizen auf ihrem Klemmbrett. Per Arrelöv trat mit zwei anderen Technikern und einer Frau aus einem dunklen Winkel und kam auf sie zu.
    »Das ist Birgitta Romberg«, sagte Per.

    Unter Birgittas Uniformmütze lugte fingerbreit ein blonder Haaransatz hervor.
    Sofi streckte Birgitta die Hand hin. »Bist du von der Katarina-Wache?«
    »Nein. Nachts sind wir von der Maria-Wache auch hier im Osten zuständig.«
    »Birgitta ist von der Lokalen und war als Erste hier.« Per machte keine Anstalten, Sofi vorzustellen. Das hatte er wohl schon vor ihrer Ankunft getan. Er deutete zur Tür. »Geh allein rein und mach dir ein Bild.«
    Offenbar hatte Per eigenmächtig entschieden, sie herzuholen, obwohl Birgitta hier das

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