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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Elin am Strand erfroren, wären die Totenstarre und alle anderen Todeszeichen um gute zehn Stunden vor der Kältestarre eingetreten. Zumindest hätten wir Spuren von Todeszeichen sehen müssen.«
    »Ist sich Suunaat sicher?«, erkundigte sich Henning. »Sie kann beide Starren auseinanderhalten?«
    »Das kann sie. Sie sind von unterschiedlichem Wesen.« Kjell warf einen letzten Blick auf den Zettel, bevor er ihn wieder in der Manteltasche verschwinden ließ. »Die ATP-Werte sind nach dem Eintritt des Todes nicht abgefallen. Sie sind also nicht gestorben und dann langsam gefroren, wie es bei einem Selbstmord zu erwarten gewesen wäre. Sie waren bereits sehr ausgekühlt, als sie starben. Doch die dazu nötige Kälte gab es
draußen nicht. Die Kälte, die das verursachte, muss künstlich und so groß gewesen sein, dass sie die Körper einfror, bevor jeder postmortale Prozess einsetzen konnte.«
    »Sehr spitzfindig! Dann war Judits Körper länger gefroren. Sie ist zur gleichen Zeit wie Elin gestorben, wurde allerdings erst zwei Tage später entdeckt.«
    Kjell sah auf. »Guter Punkt, Henning. Suunaat hat darauf keine Antwort. Aber es muss wohl so sein. Hat einer von euch noch Zweifel an unserer Arbeitstheorie?«
    Die Frauen schwiegen, was man als Nein verstehen musste.
    Barbro räusperte sich. »Das Mittel ist bloß in den Vereinigten Staaten zugelassen?«
    Kjell nickte. Auf Barbros Stirn entdeckte er Zweifel. »Hast du Einwände?«
    »Ich überlege nur. Beide hatten eine Verbindung zu Amerika. Bei Judit ist sie stärker. Elin war für kurze Zeit Austauschschülerin.«
    »Da Flunitrazepam in Schweden verboten ist, muss das Mittel aus dem Ausland stammen. Dieses spezielle Mittel kann man hier in Drogenkreisen beschaffen. Suunaat findet es naheliegend. Unter den Mitteln seiner Art ist es am stärksten.« Kjell wand sich endlich aus seinem Mantel und stand dann auf, um ihn an den Haken zu hängen. Als er zum Tisch zurückkehrte, blieb er hinter seinem Stuhl stehen und sah Henning an. »Henning, du hast von Anfang an geahnt, dass es kein Selbstmord war, oder?«
    »Ja«, antwortete Henning mit einer für ihn ungewöhnlichen Klarheit. Sonst liebte er Andeutungen, das Einstreuen von Zweifel und offene Schlüsse.
    »Das Lied, ja?«
    »Das Lied.«
    »Gab es bei Judit auch ein Lied?«
    Henning schüttelte den Kopf. In ihrer Wohnung hatten sie
einen winzigen Player gefunden, und die Musikanlage im Keller war leer gewesen.
    »Henning, ich will, dass du das Profil entwickelst.« Kjell zog einladend seinen Stuhl zurück und lief um den Tisch, um Hennings Platz einzunehmen.
    »Elin Gustafsson«, begann Henning nach dem Wechsel. »Bis wir auf den Rollstuhl gekommen sind, sah die Sache wie ein astreiner Selbstmord aus. Nun stellen wir uns die Frage: Sollte es wie ein Selbstmord aussehen?« Henning drehte den Kopf. Zu Sofi.
    Sie verneinte. »Der Täter ist sehr intelligent und hat keine technischen Spuren hinterlassen, wenn man von dem Schlafmittel absieht. Dafür aber Widersprüche, die keiner übersehen kann. Elins Rollstuhl zum Beispiel oder die komplizierte Sache mit der Körpertemperatur. Wollte der Täter den Mord vertuschen, hätte er diese Widersprüche vermieden.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Fundstelle und Vorgehensweise sind arrangiert. Die ganze Vorgehensweise ist das Gegenteil einer Vertuschung.«
    Henning lächelte. »Ich glaube, dass der Sinn des Mordes die Inszenierung eines Selbstmords war. Der Selbstmord ist das, was die Szene darstellt. Ihr Gehalt. Das klingt ganz schön abgehoben, was?«
    Kjell lächelte milde. »Dann soll uns das Bild also keinen Selbstmord zeigen, sondern den Selbstmord nur zitieren.«
    »Vergesst den Selbstmord«, mischte sich Sofi ein. »Diese Idee stammt aus unseren Köpfen, aus unserer Routine. Das Bild zeigt nicht den Tod der Frauen, sondern ihr Leben. Eine charakterisierende Szene aus ihrem Leben. Allerdings erstarrt.«
    Kjell richtete sich auf. »Wir haben es also mit einem massiv gestörten Täter zu tun. Einem Psychopathen.«
    »Auf jeden Fall.«

    Barbro saß seit einigen Minuten über ihr aufgeschlagenes Notizheft gebeugt da und schwieg.
    »Barbro, du hattest ein anderes Drehbuch für diese Besprechung, oder?«
    Sie seufzte. »Ich bekomme Elin und Judit einfach nicht zusammen. Sie sind völlig unterschiedlich. Judit hat beinahe siebenhundert Kontakte in ihrem Telefon gespeichert.«
    Kjell winkte ab. »Sie musste ganz von vorne in Stockholm beginnen. Bestimmt hat sich jede beiläufige

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