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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Kriminalermittler vollständig in Stockholm versammelt ist.«
    Theresa kratzte sich am Kopf, was wegen ihrer dicken Locken gar nicht so einfach war.
    Für Tholander war es wieder an der Zeit, seine Brille abzunehmen, um sie zu polieren. »Das ist interessant. Unser Auftrag besteht schließlich in der Frage, ob sich die Tötungsserie gegen die Reichsmord richtet, oder nicht?«
    Kullgren schrak auf und warf einen Blick auf seine Notizen. Die Schrift von Henning Larsson war schwer zu entziffern. »Ja, offiziell lautet unser Auftrag: Prüfen, ob uns jemand verarscht! Oder ob wir uns selbst verarschen! «
    Theresa hob den Daumen. Tholander nickte knapp. Er erkannte Humor durchaus, hatte jedoch nie Lust zu lachen.
    »Soll ich den ganzen Stapel mit reinnehmen?«
    »Nähä, das sollst du nicht. Du sollst nur nicht so voreilig sein.«
    Dass Tholander sich setzte, konnte Theresa als Aufforderung verstehen, mit dem Vortrag fortzufahren.

    »Also dann der dritte Stapel. Das sind die eigentlichen Fälle von Cederström. Die Tötungen, die von Anfang an die Reichskriminalpolizei gehen. Hier ist er Voruntersuchungsleiter. Es sind neunzehn Stück seit seinem Antritt. Was davor lag, haben wir weggelassen, weil sich die vier Kernmitglieder der Gruppe damals noch nicht kannten.«
    »Neunzehn?«
    »Nur drei kommen in Frage. Bei den anderen sind die Täter tot oder im Gefängnis. Vor allem im Gefängnis.«
    »So, ganz langsam, Kleine!« Tholander begann jede seiner Aussagen mit einem kurzen Wort, das er gerne dehnte. »Dein Ansatz geht gänzlich von etwas aus, was man sich als Rache vorstellen muss. Deine Lösung liegt also in der Vergangenheit.«
    »Äh, ja, ein Psychopath.«
    Tholander sah sie skeptisch an.
    »Na ja, ich sollte die Akten sichten. Was für einen Ansatz soll ich sonst haben?«
    »Also, das kannst du vergessen. Die Psychopathen sind alle mit ihren Internetblogs beschäftigt. Außerdem sind sie zwar gefährlich, aber nie raffiniert.«
    »Du meinst, sie sind zu sehr von sich selbst eingenommen, um andere so täuschen zu können?«
    Tholander hob die Brauen. Das war ohne jeden Zweifel ein neunzigprozentiges Ja.
    Kullgren reckte sein Kinn. »Jerker, darf ich dich mal fragen, was du von der Sache hältst?«
    »Ich persönlich halte die Sache für eine perfekte Aktion, deren Ziel ich nicht verstehe. Um zwei Frauen zu töten und wie Schaufensterpuppen zu drapieren, muss man ein Psychopath sein. Das steht unabhängig vom Ziel fest.«
    Theresa neigte ihren Oberkörper vor, um zum Gegenangriff überzugehen. »Das klang aber gerade noch anders.«

    »Es gibt einen Unterschied zwischen einem Psychopathen aus der Vergangenheit und einem Psychopathen, der in die Zukunft plant. Das kapierst du wohl.«

36
    Als Henning den Wagen anhielt und durch das Seitenfenster zum Eingang des Nordischen Museums spähte, öffnete dort eine Gestalt die schwere Tür und kam die Treppe hinab in direkter Bahn auf ihn zu. Er erkannte Hulda erst, als sie die Tür öffnete und sich neben ihn setze.
    »Wo ist dein Regenmantel geblieben?«
    Hulda blickte überrascht an sich herab. Sie trug eine schwarze Winterjacke. »Es schneit doch nicht mehr.«
    Den Regenmantel hatten Henning und wohl auch alle anderen Menschen für ein festes Merkmal an Hulda gehalten, für eine Lebensanschauung. Er hatte so gut zu ihrem Verhalten gepasst. Anscheinend trug sie ihn nur, wenn Regen oder Schnee vom Himmel kam. Und genau dafür wurden Regenmäntel gemacht.
    Henning wendete den Wagen und fuhr in die Innenstadt zurück. Über den Bewegungsdrang des Mädchens wunderte er sich längst nicht mehr. Am Nachmittag hatte Snæfríður ihm erklärt, dass Hulda ihre Kindheit im Freien verbracht hatte. Und wenn es draußen zu ungemütlich wurde, was in den Westfjorden Islands etwa elf Monate im Jahr der Fall war, dann hatte der Großvater ihr von der großen weiten Welt vorgelesen, wo es viel mehr gab als Grashalme, schwarze Felswände und das Meer.
    Eine Weile fuhren sie schweigend, bis Henning eine rote Ampel zum Anlass nahm. »Ich möchte, dass du in den nächsten Tagen daheim bleibst.«

    »Rumsitzen?«
    Henning brummte.
    »Sitzen und glotzen, so sagt ihr doch?«
    »Es hat wieder eine Tote gegeben. Derselbe Täter.«
    »Und da hast du Zeit, mich vom Museum abzuholen? Was machen wir heute?«
    »Als wir uns gestern getroffen haben, kamst du da nicht von der Kirche?«
    »Hier sind überall Kirchen.« Hulda wählte zwei in der näheren Umgebung der roten Ampel aus und deutete auf

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