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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Phantombild zu sich. »Ist das die endgültige Version? Wenn ja, dann raus damit.«

    »Ich erledige das.« Sofi stand auf und trug ihr Aluminiumschälchen und die Gabel zur Spüle.

37
    Sofi sandte das Bild an alle Zeitungsredaktionen und verfasste einen kurzen Aufruf dazu. Dort würde das Bild in zwei Stunden in den Internetausgaben veröffentlicht werden. Für die gedruckten Ausgaben war es leider schon zu spät. Da der Mann immer nur in Södermalm gesehen worden war, entwarf Sofi ein Flugblatt, das sie auf dem Spezialdrucker in der Presseabteilung vervielfältigte. Die Leute von der Schutzpolizei würden es im Morgengrauen den Zeitungsverteilern in die Hand drücken und sich selbst an den großen U-Bahn-Stationen aufstellen. Bis zum Mittag würde jeder zweite Södermalmer den Mann mit dem Hut kennen.
    Sofi hastete in den sechsten Stock zurück. Sie durfte auf keinen Fall Ragnar Annerbäck verpassen. Seine Abteilung nahm den gesamten Nordtrakt der sechsten Etage ein. Ragnar war ein Mensch, der immer einen Pullover über seinem Hemd trug und regelmäßig Resümees zog. Deshalb ließ er seine Abteilung in den letzten Tagen des Jahres alle Arten von Abschlussberichten verfassen. Den Gesichtern seiner Mitarbeiter war anzusehen, dass sie selbst nicht wussten, wozu das gut sein sollte. Sofi schlich über den ausgestorbenen Flur. Am Ende des Ganges sank sie auf die Knie und spähte unter der Tür hindurch. Da war noch Licht. Sie wusste nicht, wie Ragnar reagieren würde, aber wenn sie seine Hilfe wollte, dann musste sie offen sein. Das begriff sie, wenn auch eher theoretisch.
    Sie hatte Glück. Ragnar wollte gerade seine filigrane Hornbrille abnehmen. Das war stets die letzte Handlung seines Arbeitstages. Seinen Kirschbaumschreibtisch hatte er bereits aufgeräumt.
Sofi trat ganz beiläufig ein und setzte sich auf den Besucherstuhl. Es kam vor, dass sich die Leute aus der sechsten Etage abends auf ein kurzes Gespräch besuchten, wenn sie noch irgendwo Licht sahen.
    »Ich habe gehört, dass du im Banana ermittelst.«
    Ragnar hörte augenblicklich auf, seine Dokumente in die Mappe einzusortieren.
    »Nicht gerade gehört, mach dir keine Sorgen.«
    »Also bist du darauf gestoßen?«
    »In gewisser Weise.«
    Sofi machte Knopfaugen. Das stimmte die Menschen milde.
    Ragnar nahm seine Hornbrille nun tatsächlich ab, hielt sie in beiden Händen mit Daumen und Zeigefinger und betrachtete die Gläser von allen Seiten, als prüfte er, ob er sie putzen müsse. »Sofi … Johansson.« Bei ihrem Vornamen klappte er den linken Bügel ein, bei ihrem Nachnamen den rechten. »Es beunruhigt mich, dass du darauf zu sprechen kommst. Von allen Ermittlern der schwedischen Polizei möchte ich am wenigsten dich dabeihaben.«
    Sofi regte sich nicht.
    »Wie du vielleicht weißt, leite ich die Ethikkommission. Du bist in diesem Jahr neunmal in einer ernsten Situation und zweimal in einer sehr ernsten Situation gelandet. Zweimal hätte also jemand ums Leben kommen können, dabei liegt euer Anteil an Erstermittlungen bei nur zwölf Prozent. Mit deinem Quotienten aus dem Vorjahr könnte man dich sogar für eine Drogenermittlerin aus Bogotá halten. Und jedes Mal hätte man die Gefahr minimieren können, wenn zuvor minimal geplant worden wäre.«
    Ragnar verstummte. Es dauerte eine ganze Weile, bis Sofi etwas sagte.
    »Ich bin Todesermittlerin. Deine Zahlen hast du alle aus abgeschlossenen
Ermittlungsakten. Vor und bei einem Einsatz sieht die Beurteilung einer Aktion immer ganz anders aus. Wir haben eine ganz andere Ermittlungsdynamik als ihr. Meine Gruppe macht die gefährlichen Fälle, und niemand aus meiner Gruppe ist so viel unterwegs wie ich. Mein Gefahrenquotient steht völlig im Einklang mit meinen Aufgaben.«
    Sofi verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich gebe dir voll und ganz recht. Mordermittlungen sind das Richtige für dich. Da muss man Spannung in die Sache bringen und sie zur Entscheidung treiben, aber hier bei uns in der Wirtschaftsabteilung kauern wir lange in der Deckung und beobachten nur. In diesem Fall vier lange Jahre lang. Ich will dich da nicht dabeihaben.«
    »Und ich will nicht mitmachen. Wir haben also dasselbe Ziel. Deshalb bin ich hier.«
    »Worum geht es?«
    »Deine operative Einheit von der Bezirkspolizei hat mich gefilmt, als ich mit Joakim Karlström zusammen war.« Ragnar hielt das augenfällig für die Einleitung, so erwartungsvoll, wie er auf die Fortsetzung wartete. »Also, in seinem Schlafzimmer … in seinem

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