Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
Vom Netzwerk:
sie.
    »Sofia, Renstiernas Gatan.«
    Ihre Augen funkelten. »War da die Tote?«
    »Und zwar genau zu der Zeit, als wir beide uns hundert Meter weiter amüsiert haben.«
    Hulda hob den Daumen. Die Sache war nach ihrem Geschmack. Bevor sie die Straße hinaufgelaufen und Henning begegnet war, hatte sie eine gute Viertelstunde vor der Kirche gestanden, weil Orgelmusik aus dem Inneren drang. Kurz vor dem Ende des Gottesdienstes kam eine junge Frau mit Kinderwagen heraus, zehn Minuten später die Schar der anderen. Hulda beschrieb jeden der zweiunddreißig Personen ausführlich, am Ende den Pfarrer und den Organisten. Sie hatten die Kirche verriegelt.
    »Genaues Beobachten ist nicht dein Problem«, fand Henning am Ende ihres Berichts. »Dreißig Kirchenbesucher mehr, und man könnte beinahe von einer Sehstärke sprechen.«
    »Ich habe überhaupt kein Problem.«
    »Garkeins?«
    »Man muss sein Los hinnehmen, dann ist das Leben leicht.«
    »Aber Hunger hast du doch wenigstens?«
    »Ja.«
    Andere Leute in die Ecke zu philosophieren, das war eine
Leidenschaft der Isländer. Das hatte Henning inzwischen begriffen.
    Als er eine Stunde später ins Büro zurückkehrte, saßen seine drei Kolleginnen betreten am Besprechungstisch.
    »Was sagt Hulda?«, fragte Snæfríður.
    »Sie hat zwei Männer mit Hut aus der Kirche kommen sehen. Beide waren gebrechlich und hatten ihre Frauen dabei.«
    »Hast du ihr die Zeichnung gezeigt?«
    Henning nickte. Er nahm die drei Polizistenmenüs, die er aus dem Mäster Anders mitgebracht hatte, aus der Tüte und verteilte sie an die Frauen.
    »Schade«, sagte Barbro. »Es wäre das Sahnehäubchen gewesen.«
    »Worauf?«, erkundigte sich Henning.
    »Er ist es«, antwortete Snæfríður und legte ihre Linke auf die Phantomzeichnung. Sie hatte die beiden Verkäuferinnen aus dem Telia-Laden einbestellt. »Der Mann, den Andrine und Ann-Marie mit Elin in der Espressobar gesehen haben, ist der Mann, den Astrid Blom in Judits Kellerabteil gesehen hat.«
    »Die trugen beide einen Hut«, wandte Henning ein.
    »Wir haben sehr umfangreiche und schwierige Tests gemacht. Es handelt sich um ein und dieselbe Person.«
    »Tatsächlich? Dann ist er die Verbindung. Und jetzt?«
    Barbro nickte. »Wir sind alle müde und gehen ins Bett, sobald wir das hier aufgegessen haben.«
    Barbro hatte bei den Polizeistationen in Södermalm herumgefragt. Dort wusste man nichts von einem Mann mit Hut, doch das bedeutete nicht mehr, als dass er nicht mit der Polizei in Kontakt gekommen war.
    Sofi hatte alle Vermisstenmeldungen überprüft, die in den letzten zwei Wochen in Stockholm eingegangen waren. Ohne jeden Erfolg. Nur ein einziger Mann war vermisst worden. Er hatte die Nacht nach einem Streit mit seiner Frau im Hotel verbracht.
»Eine verschwundene Frau hätte uns einen enormen Vorsprung gegeben«, sagte sie. »Falls es überhaupt ein drittes Opfer geben wird. Das erfahren wir morgen Nacht. Wenn er wieder zwei Tage wartet.«
    Sie legte ihre Gabel ab. Die Gegend um Hennings Wohnung hatte sie bereits ausbaldowert. Er wohnte seit einem Jahr am Mosebacke Torg mit Blick auf das Theater. Vom Fjord sah er aus dem dritten Stock leider nur ein winziges Dreieck.
    »Drei Stellen eignen sich«, erklärte Sofi. »Zunächst die Felsterrasse des Lokals. Die ist zwar im Winter verschlossen, aber man blickt von dort über die ganze Stadt. Das könnte unserem Psychopathen als Bühne für seine Szene gefallen. Die zweite Möglichkeit ist die alte Holztelefonzelle auf dem Platz. Und zuletzt die Sitzbänke auf dem Platz selbst. Mehr Möglichkeiten gibt es eigentlich nicht. Diese drei müssen wir morgen Abend überwachen.«
    Henning war nicht gerade begeistert, dass er die Nummer drei sein sollte, aber sonst kam nur Barbro in Frage. Snæfríður arbeitete erst seit kurzer Zeit in der Gruppe, und Theresa Julander war schon vor Monaten zur Säpo gewechselt. Die Wahl zwischen ihm und Barbro war aus einem einzigen Grund auf ihn gefallen. Er wohnte wie Kjell und Sofi in Södermalm, Barbro jedoch am Strandvägen auf der anderen Seite des Fjords.
    »Bei Barbro müssen wir aber auch Leute postieren«, sagte Henning. »Nichts gibt uns Gewissheit, dass er sich wie in einem klassischen Theaterstück an den geschlossenen Raum hält. In diesem Falle Södermalm.«
    »Der Raum ist ihm auf jeden Fall wichtig«, antwortete Sofi. »Immerhin errichtet er seine Szenen in der Nähe unserer Wohnungen.«
    »Vielleicht sind wir morgen Abend schon weiter.« Henning zog das

Weitere Kostenlose Bücher