Der Name Der Dunkelheit
Schlafzimmer zusammen war.«
Mit einer kaum wahrzunehmenden Straffung seines Gesichts schlug die Erwartung in Entsetzen um. »Woher weißt du davon?«
»Von dem Film? Am Morgen haben sie mich angerufen und mich gebeten, sein Telefon zu durchsuchen und ein Redirect-Programm darauf zu installieren.«
Er schlug mit der Faust auf sein Kirschbaumfurnier. Sicherlich hatte er dergleichen noch nie getan. »Das ist illegal!«
»Ist es nicht. Leidenschaft ist nicht illegal.«
Ragnar seufzte. »Ich meine das Telefon. Das habe ich nicht genehmigt.«
»Sie haben die Gunst der Stunde genutzt.«
»Wie lang ist der Film?«
»Etwa zehn Stunden.«
»Mit dir in der Hauptrolle?«
So war es leider. In der Rolle als ausgehungerte Vampiretta. Sie musste Ragnar erzählen, wie alles begonnen hatte, und auch, was später daraus geworden war.
»Der hat sich also an dich herangemacht, ja? Nicht du dich an ihn?«
»Glaubst du mir nicht?«
»Wusste er, wer du bist?«
»Darüber wurde gesprochen, ja.«
»Wetten, dass Joakim Karlström in seinem Prozess darauf zu sprechen kommt?«
»Was willst du damit sagen?«
»Überleg mal.«
»Er hat mir bereits im Aufzug schöne Augen gemacht. Da wusste er es noch nicht.«
»Wenn es einer versteht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, dann Joakim Karlström. Wir hatten auch schon ersonnen, eine weibliche Ermittlerin unter ihn zu legen, die Idee aber wieder verworfen, weil es rechtlich prekär ist.«
»Mir musst du nichts vorwerfen. Ich habe ihn ahnungslos kennengelernt und will nur, dass dieses Video verschwindet.«
»Wo liegt für dich das Problem?«
»Die Sache war ein Versehen und wirft ein falsches Licht auf mich.«
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Erst sah es wie Hohn aus, aber dafür war in seinem Wesen kein Platz. »Ich verstehe«, sagte er knapp.
Sofi erklärte, dass es ein besonderer Abend gewesen sei. Sie hatte sich in einer ganz bestimmten Lage ihrer Freundin Maja angeschlossen. Mit ihr war alles so leicht. Und sich in dieser Lage Maja anzuschließen, war, als rannte man zu einem Feuerlöscher,
wenn man bloß eine Weihnachtskerze ausblasen wollte. »Das Video kommt mit Sicherheit in Umlauf. Zumindest aber Gerüchte darüber.«
»Wie sollte das passieren?«
»Alle, mit denen ich bei der Polizei begonnen habe, sind jetzt bei der Bezirkspolizei.«
»Deine ganze Anfängerklasse?«
Sofi nickte.
»Die freuen sich, die Einzige aus ihrem Kreis, die es bis zur Reichskrim geschafft hat, nackt auf einem Video zu sehen?«
»Ich war immer vorsichtig und habe nie etwas offenbart, was man gegen mich verwenden könnte.«
»Ich glaube eher, es verhält sich umgekehrt. Weil du so bist, wie du bist, halten dich die Leute für überheblich oder unnahbar.«
Ragnar wusste ganz schön viel. Vor allem über sie.
»Die Dummen vielleicht.«
»Die sind immer die Mehrheit, Sofi. Wenn man nichts über dich weiß, denkt man sich etwas aus. Was Karlström betrifft, da sind wir bislang nicht über die Frage hinausgekommen, woher er das ganze Geld hat.«
Für Sofi und den Rest der Welt warf das überhaupt keine Fragen auf. »Er hat vor fünfzehn Jahren klein angefangen und war eben sehr gewitzt. Das hat er mir selbst erzählt.«
»Als er aus New York zurückkam, besaß er keine Öre. Sein erstes Lokal gehörte ihm gar nicht, wusstest du das?«
»Nein.«
»Alle Lokale gehören einer Kapitalgesellschaft hier in Stockholm, an der er nur 30 Prozent hält. Den Rest wiederum hält eine Kapitalgesellschaft in Luxemburg.«
»Solange er Steuern zahlt, ist doch alles in Ordnung.«
»Steuern zu zahlen ist überhaupt der einzige Zweck dieses Lokals und aller seiner Vorgänger! Um es kurz zu machen: An
einem Wochenende nimmt er drei Millionen ein, an den anderen Tagen weniger. Wir sind uns sicher, dass die Hälfte des Umsatzes fiktiv ist.«
»Geldwäsche? So etwas weist man doch im Handumdrehen nach.«
»Wenn das Lokal dauernd leer, aber der Umsatz hoch ist, dann ja. Hier jedoch wurde jede Flasche Champagner nicht nur bezahlt, sondern auch getrunken.«
»Verstehe ich nicht.«
»Stell dir eine kriminelle Organisation vor, die in Schweden sehr viel Geld mit Drogen umsetzt. Bargeld, natürlich. Es soll ins Ausland. Meist besteht es aber aus kleinen Scheinen. Dieses räumliche Volumen über die Grenze zu bringen oder in große Scheine zu wechseln, ist viel schwieriger, als man sich vorstellt.« Ragnar breitete die Arme aus, damit Sofi sich das räumliche Volumen vorstellen
Weitere Kostenlose Bücher