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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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dick.«

    »Hast du den Fahrer im Visier?«, fragte Kullgren den Scharfschützen.
    »Ja.«
    »Können wir den Wagen verschlüsselt anfunken?«
    »Auf keinen Fall. Ich frage nach der Telefonnummer.«
    Eine Weile verging, bis die Treppenhausbeleuchtung wieder ansprang. Der Polizist trat ins Freie. Hinter ihm erschien Henning Larsson. Der hob unauffällig den Daumen herauf zu den Fenstern des Theaters. In der anderen Hand hielt er sein Telefon.
    Bei Kullgren klingelte es.
    »Was hast du vor?«
    »Ganz ruhig«, antwortete Larsson. »Ich gehe nur etwas nachprüfen. Lasst euch von mir nicht aus dem Konzept bringen.«

DIE TIEFE

SAMSTAG 29. DEZEMBER

52
    Polizeiinspektor Carlgren steuerte den Wagen mit dem kindischen Ehrgeiz, den allerkürzesten Weg zu kennen. Er fuhr um zahlreiche Ecken, bis es endlich auf der Hornsgatan geradeaus ging und Henning nicht mehr auf der glattgesessenen Polizeiwagenrückbank herumrutschte.
    Der Beifahrer war Polizeiassistent Wannefors. Er drehte sich zu Henning um. »Entschuldige, aber als du neulich mit deinem Kollegen auf der Rückbank gesessen bist, hast du gesagt, wir sollen ein Auge offen halten.«
    Henning winkte ab. »Schon gut. Wir werden ja sehen.« Er hätte nicht viel darauf gegeben, wenn das Timing nicht so gut gepasst hätte.
    Sie bogen in den Ringvägen ein. Vor dem Tor des Sportplatzes am Zinkensdamm hielt der Wagen auf dem Gehweg.
    Henning musste warten, bis der Beifahrer ihm von außen die Tür öffnete. »Hast du einen Schlüssel für das Tor?«
    Carlgren nickte. Der Sportplatz war von einer Mauer eingefasst, stand den Anwohnern aber offen. Nur in der Nacht wurde das Gitter geschlossen. Es gab an beiden Längen überdachte Tribünen mit drei Sitzreihen. Im Sommer spielten die Jugendlichen hier Baseball, im Winter lag eine Eisschicht auf dem Rasen.
    In der Hoffnung, seine dunkle Eingebung würde Henning Larsson an Ort und Stelle eher überzeugen, wiederholte Carlgren alles noch einmal und deutete auf die Gegentribüne.

    Der Platzwart Ludvik Nykvist hatte das Tor gegen 22 Uhr abschließen wollen. Davor lief er stets die Tribüne ab und fegte dabei den Schnee von den Sitzen. Die Kälte hatte jedoch längst alle vertrieben, deshalb war das Flutlicht zu dieser Zeit bereits ausgeschaltet gewesen.
    »Das Mädchen hat dort gesessen.«
    »Gesessen?«
    »Ihr Oberkörper war zur Seite gekippt. Sonst hätte er sie früher bemerkt. Er hielt sie für bewusstlos. Also hat er sie hierher zum Tor gebracht und in den Sanitätsraum gelegt, damit sie nicht weiter auskühlt. Der ist gleich da um die Ecke. Die Ambulanz hat das Mädchen in Wärmefolie gehüllt und zur Maria-Klink gebracht.«
    »Dorthin?«, fragte Henning.
    Den Männern klapperten beim Reden die Zähne. Nichts drang einem mehr in die Poren als das kalte Morgengrauen. Obwohl der Himmel noch einige Stunden lang schwarz bleiben würde.
    »Alle Jugendlichen mit einer Alkoholvergiftung kommen dorthin. Außerdem ist es nicht weit.«
    Der Notarzt hatte nach der Abfahrt bemerkt, dass er den Puls nicht nur wegen der Kälte nicht spüren konnte. Es gab keinen Puls. Deshalb leitete er die Wiederbelebung ein. Jedoch vergeblich. Auch in der Notaufnahme waren alle Versuche gescheitert. Um 22 Uhr 12 hatte der Arzt sie für tot erklärt.
    Henning rieb sich die Handflächen und schlug vor, wieder in den Wagen zu steigen, um dort weiterzureden. Hier drau- ßen stieß man beim Sprechen solche Dunstwolken aus, dass man sein Gegenüber nicht mehr sah.
    Carlgren schaltete den Motor ein.
    »Ihr beiden hattet also zu dieser Zeit noch nichts mit der Sache zu tun«, fragte Henning. »Verstehe ich das richtig?«
    »Das hatten wir«, antwortete Carlgren. »Als der Notruf eintraf,
wurden wir herbeordert. Aber als wir ankamen, war die Ambulanz schon wieder weg. Damit schien der Fall für uns erledigt.«
    Der jüngere Wannfors fuhr mit einem Ruck herum und sah Henning an. »Die Ärzte waren natürlich bestürzt, weil ihnen das Mädchen abgekratzt ist.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Vierzehn. Der Platzwart hat den Sanitätern erzählt, das Mädchen habe noch nicht dort gesessen, als er zehn Minuten zuvor das Flutlicht gelöscht hat. Alle gingen von einer Alkoholvergiftung aus.«
    Nachdem sie den Tod festgestellt hatten, maßen die Ärzte die Kerntemperatur des Mädchens. Daraufhin alarmierten sie die Polizei.
    »Okay«, sagte Henning und nahm sein Telefon. »Ist das Mädchen noch dort?«
    Carlgren nickte. »Tote gehören in Maria nicht zum Alltag. Am Morgen wachen

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