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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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normalerweise alle wieder auf.«
    »Wie heißt sie?«
    »Filipa Lindenbaum.«
    Henning drückte die Eins und wartete darauf, dass im Büro jemand abhob. Kjell meldete sich. »Hör zu, wir haben uns selbst verarscht. Kannst du Suunaat auftreiben? Sie soll eine Leiche aus der Maria-Notaufnahme abholen.«
    Kjell gab sich nicht mit einem Befehl zufrieden. Nachdem Henning berichtet hatte, riet er Kjell, die Überwachungen zu beenden.
    »Ich bin mir nicht sicher«, überlegte Kjell. »Vielleicht haben wir uns doch nicht selbst auf den Arm genommen.«
    »Noch wissen wir gar nichts«, sagte Henning und legte auf. Seine großartige Theorie vom Vortag war einfach weg, als hätte er sie auf einem Zettel in seiner Hose von gestern vergessen. »Wurde ein Angehöriger verständigt?«

    »Die Klinik hat es noch während der Wiederbelebungsversuche versucht«, sagte Carlgren. »Aber niemand hob ab. Wir haben vorhin geklingelt. Es ist gleich dort drüben.«
    Henning kratzte etwas von dem Eis ab, das sich innen auf die Scheibe gelegt hatte. Die Eltern wohnten in der kleinen Seitenstraße, die an der Westkurve des Sportplatzes entlanglief, und konnten vom Fenster aus den ganzen Platz betrachten.
    »Wann habt ihr es probiert?«
    »Bevor wir zu dir kamen.«
    »Und der Platzwart? Kann ich mit dem sprechen?«
    Die beiden Polizisten nickten einträchtig, als hätten sie die Antwort einstudiert und ewig auf die Frage gewartet. Sie stiegen aus.
    Ludvik Nykvist wohnte noch näher, gleich auf der anderen Seite der Straße. Der Ringvägen, eine der wenigen schneefreien Straßen des Viertels, lag grau, breit und verlassen da wie eine Salzwüste. Ausgerechnet als Henning hinüberwollte, bog das einzige Auto dieser Nacht in die Straße ein und zwang Henning, in der Mitte der Bahn zu warten.
    Ludvik Nykvist hatte sich nicht hingelegt. Er öffnete sofort und führte die drei in die Küche, die wohl so alt war wie er. Er weiß, dass das Mädchen tot ist, dachte Henning. Der Alte musste seit Stunden dagesessen haben.
    Henning legte ihm die Hand auf die Schulter. »Dir geht es nicht gut, oder?«
    Nykvist schniefte trotzig und schob den Männern die Metallkanne hin. Sie enthielt bitteren, schwarzen Kaffee, der noch ganz frisch duftete. Auf dem Fensterbrett stand eine halb geleerte Flasche Reimersholmer. Den hatte der hagere Körper des Alten jedoch gut verkraftet.
    »Du hast das Mädchen gekannt, ja?«, fragte Henning, nachdem die drei Polizisten andächtig ihre Tassen leergetrunken hatten.

    Nykvist nickte und setzte für jeden noch einmal die Kanne an. »Lange. Die war schon als Kleine da.«
    Wie lange, das konnte er nicht sagen. Irgendwann tauchten die Kinder zum ersten Mal auf. Erst nach einigen Besuchen auf dem Platz begann Nykvist, sich ihre Gesichter zu merken. Über die Eltern wusste er nichts.
    »Viele aus dem Viertel verbringen ihre ganze Freizeit dort.«
    Sie trieben nicht immer Sport, meist lungerten sie nur herum, wie Jugendliche es eben tun müssen. Nykvist war ein großzügiger Platzwart. Er ließ sie sogar trinken, denn wenn sie es bei ihm nicht durften, gingen sie hinüber in den Tantolunden.
    »Im Sommer sind sie oft im Skinnarvikspark. Vorne bei den Klippen.«
    »Kenne ich«, sagte Henning und deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Ich bin in der Brännkyrkagatan aufgewachsen und immer in der alten Fabrik herumgekrochen, bis ich zwölf war.«
    Der Alte winkte ab. Über die Kindheit in der Brännkyrka brauchte man ihm nichts zu erzählen. Nun stiegen ihm Tränen in die Augen, und er wandte sich zur schwarzen Fensterscheibe ab.
    »Ich kann dir sagen, dass es keine Rolle spielt, was du gemacht hast und wie du es gemacht hast.«
    Nykvist ballte die Fäuste.
    »Ich habe nur eine Frage an dich«, sagte Henning zum Rücken des Alten. »Wann hast du das Mädchen davor zuletzt gesehen?«
    »Das ist schon her. Sie war vor etwa einer Woche plötzlich weg.«
    »Und davor? War sie jeden Tag da?«
    Nykvist nickte. »Auf dem Eis.«

    »Lief sie gut?«
    Der Alte drehte sich wieder zu Henning. »Keiner läuft gut. Die Mädchen stehen in Gruppen auf dem Eis herum und sprechen über Jungen. Zwischendurch drehen sie eine Runde und halten sich dabei an den Händen.«
    »Wann machst du auf?«
    »Um neun.«
    »Leg dich hin. Wir setzen uns später auf die Ränge.«
    Henning stand auf und dankte für den Kaffee. Carlgren und Wannfors erhoben sich träge. Stühle scharrten über die Kacheln.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Carlgren draußen im

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