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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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sein.
    »Ist sie das?«
    »Die Boje? Ja, das ist sie.«
    Kjell ging wie hypnotisiert auf die riesige Kugel zu, als näherte er sich einem fremden Hund, über dessen Gutmütigkeit er sich nicht sicher war.

    »Du bist doch der irre Typ in dem Kajak, nicht wahr?«
    »Das Ding hätte mich um ein Haar fertiggemacht.«
    Der Kerl schmatzte laut. Sich im halb gefrorenen Wasser aus einem gekenterten Kajak zu befreien, hätte anstrengend werden können. Das sah er jetzt ein.
    »Du bist hoffentlich nicht gekommen, um dich an der Boje zu rächen. Ich habe sie gerade flottgemacht.«
    »Ich bin wegen Jon Ardelius hier. Meine Kollegin behauptet, dass er bei euch arbeitet.«
    »Wie kommt sie darauf?«
    »Sie hat den Namen hier gehört.«
    »Das da ist Ardelius.« Er deutete auf einen flimmernden Bildschirm.
    »Der Computer?«
    »Wir haben damit ausgerechnet, wo sich der Rollstuhl hätte befinden müssen. Wenn er dort gewesen wäre.«
    »Ich möchte es mir gern anschauen.«
    Kjells Interesse kam gut an. Offensichtlich interessierte sich die Welt sonst nur für Endergebnisse. Sie nahmen beide vor dem Bildschirm Platz. Der zweite Stuhl stand wahrscheinlich noch von Snæfríðurs Besuch da.
    Kurven schlängelten sich dahin, überlagerten einander oder blinkten.
    »Er rechnet gerade. Das muss ich erst unterbrechen.«
    In zwei Ecken des Raumes bliesen elektrische Heizungen Luft herein. Trotzdem bildeten sich auf den Fensterscheiben so viele Eisblumen, dass man nicht mehr hinaussehen konnte. Kjell sank ein wenig in sich zusammen. Wenn Ardelius nur irgendein System oder ein Mathematiker war, dann hatte Filipa ihn vielleicht erwähnt, ohne damit den Nachhilfelehrer zu meinen.
    »Ist dies das Mimir-Programm, das den Untergang meines Hauses voraussagt?«

    »Ja, es rechnet für uns Strömung und Wassermenge im Mälaren aus. Die Daten erheben wir mit den Bojen.«
    »Odins Augen. Verstehe. Sehr originell, die Namen.«
    »Fanden wir auch.«
    »Was hat das nun mit Ardelius zu tun? Ist er der Schöpfer?«
    »Schöpfer?«
    »Ein altmodisches Wort für Programmierer.«
    »Ardelius hat nur den Algorithmus entwickelt. Er arbeitet mit einem Programmierer zusammen, der daraus dann die Software entwickelt.«
    Eine Landkarte erschien. Zwischen den Konturen strömten Linien dahin.
    Kjell beugte sich vor und versuchte, sein Haus zu bestimmen. »Im Långholmen-Kanal gibt es ja überhaupt keine Strömung. Keine einzige rote Linie. Das hätte ich dir allerdings auch sagen können.«
    »Die Messdaten sind ganz frisch. Der Kanal ist bis zum Grund gefroren.«
    »Habe ich dich richtig verstanden? Ardelius arbeitet gar nicht beim Wetteramt?«
    »Nein. Als das Projekt entwickelt wurde, hat unsere Zentrale in Linköping die Aufgabe ausgeschrieben. Die fragten auch Ardelius, weil er Schwede ist und sich als Mathematiker mit nichtlinearer Mathematik beschäftigt.« Und tatsächlich nahm Ardelius den Auftrag nicht nur an, sondern lieferte dem Wetteramt mehr, als man erwartet hatte. »Solch ungeheure Datenmengen lassen sich eigentlich nur mit Spezialrechnern auswerten. Wir wissen nicht, wie er es geschafft hat. Das Programm ist nicht einmal besonders groß, es passt auf eine CD.«
    »Ihr wisst nicht, wie es funktioniert?«
    »Ardelius hat es nicht verraten. Aber das Programm macht so ungeheuer exakte Vorhersagen, dass wir uns ganz schön
wundern. Das ist etwa so schwierig, wie das Wetter vorauszusagen.«
    »Jedoch mit Wasser.«
    »Wasser verhält sich träger, und der Datenraum ist begrenzt, dennoch ist unseren Experten keine Formel bekannt, die das bewältigen könnte.«
    Kjell überlegte, was Sofi gemacht hätte. »Seid ihr nie auf die Idee gekommen, in das Programm hineinzuschauen?«
    »Das können wir nicht. Es ist binär.«
    »Hast du seine Adresse?«
    »Nur die seiner Firma. Die sitzt in der Nähe von Dublin in einer irischen Kopie des Silicon Valley.«

59
    Sofi Johansson trommelte mit den Fingern auf der Ladentheke. Der Verkäufer kramte seit fünf Minuten im Hinterzimmer. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber die ganze Zeit hören.
    »Hallo?«, rief sie halbherzig, denn inzwischen wurde ihre Zeit knapp. Sie war in drei Minuten mit Linda Cederström verabredet. Außerdem hatte am Vormittag Anna Issaro all ihre Schülerinnen mit einem Telefonanruf an die Tanzstunde am Abend erinnert und die Folgen des Versäumnisses wie eine unheilbare Krankheit geschildert.
    Sie hörte den Verkäufer heranschlurfen. Sein streng zu einem Zopf frisiertes Haar war vom Kramen ein

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