Der Name Der Dunkelheit
zwei Seiten arbeitete.
Linda und Ida staunten jedoch, als Maja ihnen erzählte, auf welches Abenteuer sich Sofi eingelassen hatte. Eine Affäre hatten sie ihr anscheinend nicht zugetraut. Dabei gab es stets einen Menschen, den Sofi interessanter fand als alle anderen.
»Ich habe nicht vor, ihm meine Adresse zu verraten«, sagte Sofi, und es war mindestens zur Hälfte wahr.
»Aber er kreuzt dauernd bei mir auf.«
»Ich habe nicht vor, mich mit einer solchen Affäre ins Verderben zu stürzen.«
Linda, deren Schwerpunkt neben der Malerei auf verhängnisvollen
Affären lag, schüttelte energisch den Kopf. »Wenn ein Verhältnis nicht ins Verderben führt, bringt es dich künstlerisch nicht weiter.«
60
Bei seiner Rückkehr ins Polizeigebäude fand Kjell seine Kollegin Barbro genauso vor, wie er sie eineinhalb Stunden zuvor verlassen hatte: auf dem Boden kniend in Unterlagen vertieft. Ihr Hintern ragte empor. Als sie aufschaute, war ihr Gesicht rot angelaufen.
»Hast du Snæfríðurs Berichte überflogen?«, fragte er.
»Nein. Sollte ich das tun?«
»Snæfríður hat den Namen beim Wetteramt im Zusammenhang mit einem Computerprogramm gehört. Wenn wir Pech haben, hast du den Namen auf einem ihrer Berichte gelesen.«
Solche Déjà-vus kamen bei einer Ermittlung ständig vor, weil der größte Teil der Arbeit darin bestand, die Akten immer wieder durchzulesen. Deshalb seufzte Barbro jetzt.
Kjell warf seine Jacke auf den Schreibtisch und kniete sich neben sie.
»Das müsste im Spurenordner zu Elin sein«, sagte sie. Um herauszufinden, welcher der aufgeschlagenen Ordner das war, mussten sie alle umdrehen.
Vom Flur drang Lärm ins Zimmer. Henning lief an der offenen Tür vorbei und geradewegs zum Besprechungsraum, dicht gefolgt von zwei Uniformierten und einer weiteren Person. Sie hörten undeutliche Worte und die Tür zuschlagen. Dann stand Henning vor ihnen.
»Du hast ihn!«, sagte Kjell. »Sehr gut!«
Hennings Gesicht war rot vor Kälte, und noch ein bisschen
röter aus einem anderen Grund. »Ich bin ganz schön wütend! Zwei Stunden lang habe ich mir die Beine in den Bauch gestanden, während der Kerl mit seinen Freunden im Kino saß.«
»Trotzdem sehr gut!«
»Was macht ihr da?«
Kjell berichtete von Barbros Visionen. Er wollte Henning nicht sagen, dass Jon Ardelius inzwischen wichtiger war als Hampus. Aber er musste es tun.
»Nein«, erwiderte Henning und griff in seine Jackentasche, um sein berüchtigtes Knäuel aus winzigen Notizzetteln hervorzuziehen. »Es gibt Neuigkeiten aus dem Skiparadies. Sie haben das Telefon in der Hütte überprüft, weil Filipa Lindenbaum ja kein eigenes Telefon haben durfte. Damit hat sie in den Tagen vor ihrem Verschwinden ein Dutzend Telefonate geführt, alle nach Stockholm.«
»Mit wem?«
Neuer Zettel: »Freundinnen. Wir haben noch nicht alle Nummern identifiziert, aber Nellie ist dabei. Und jetzt kommt es!« Neuer Zettel. »Am letzten Abend hat sie ihn angerufen.« Henning deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Er ist der letzte Mensch, der mit ihr Kontakt hatte.«
Barbro stand auf und klopfte sich den eingebildeten Staub von der Hose. Dann nahm sie ein Zitronendrops. Das Lutschen unterbrach sie nur für die Anmerkung, dass ungewiss war, ob Filipa aus eigenem Antrieb nach Stockholm gekommen oder hierher verschleppt worden war.
Hennings Antwort stand auf dem nächsten Zettel. »Sie haben ihre Skisachen in einem Schließfach am Bahnhof von Storlien entdeckt. Ihre Fingerabdrücke sind am Türgriff, also stimmt die Aussage des kleinen Mädchens, mit dem Snæfríður gesprochen hat: Filipa hatte vor, nach Åre zurückzukommen.«
Kjell schlug vor, dass Barbro das Verhör übernahm, solange
Hennings Gesicht noch nicht die normale Blässe wiedererlangt hatte. Bei Verhören war sie die zweite Wahl nach Snæfríður.
Henning stimmte zu. Er hatte ohnehin genug von dem Kerl. Der ganze Tag war eine verdammte Einheit. Alles lief gleichmäßig schlecht. »Wie war der Name, den Barbro wiedererkannt haben will?«, fragte er.
»Ardelius. Jon Ardelius.«
»Der steht auf der Kundenliste.«
»Welche Kundenliste?«
»Die vom Telia-Laden! Barbro hat versucht, über die Kundenliste herauszufinden, wie der Mann hieß, der erst bei Elin eingekauft und dann einen großen Latte mit ihr getrunken hat.«
»Bist du sicher?«
»Ich war doch dabei, als sie die Liste mit dem Hotelchef durchgegangen ist. Ich habe eine Kopie.« Henning lief zu seiner Ablage und zog ein Bündel
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