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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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sprach das nie aus, aber uns war klar, dass er uns mehr als nur Konzentration und Können lehrte. Er lehrte uns kämpfen.
    Elxa Dal führte genau Buch über die Ergebnisse. Und von den achtunddreißig Studenten war ich der einzige, der bisher ungeschlagen war. Mittlerweile mussten selbst die dümmsten und missgünstigsten Kommilitonen einräumen, dass meine schnelle Aufnahme in das Arkanum mit Dusel wohl eher nichts zu tun hatte.
    Diese Duelle konnten auch ganz einträglich sein, denn es wurde heimlich dabei gewettet. Wenn wir auf uns selber setzen wollten, erledigten Sovoy und ich das für einander. Auch wenn ich in der Regel nicht viel Geld dafür übrig hatte.
    So war es auch kein Zufall, dass Sovoy und ich zusammenstießen, als wir unsere Sachen packten. Ich steckte ihm unter dem Tisch zwei Jots zu.
    Er steckte sie ein, ohne mich anzusehen. »Meine Güte«, sagte er leise. »Da ist aber heute jemand siegessicher.«
    Ich zuckte beiläufig die Achseln, war in Wirklichkeit aber ein wenig nervös. Ich hatte das Trimester vollkommen ohne Geld in der Tasche begonnen und mich seither mit Ach und Krach über Wasser gehalten. Am Tag zuvor hatte Kilvin mir zwei Jots gezahlt, für eine Spanne Arbeit in seiner Werkstatt. Und das war das gesamte Geld, das ich besaß.
    Sovoy wühlte in einer Schublade herum und holte Sympathiewachs, Bindfäden und ein paar Metallstücke daraus hervor. »Aber ich weiß nicht, was ich für dich herausholen kann. Die Quoten werden immer mieser. Ich schätze mal, mehr als drei zu eins ist heute nicht drin. Wärst du trotzdem noch mit dabei?«
    Ich seufzte. Diese schlechten Wettquoten waren der große Nachteil davon, dass mich bisher niemand besiegt hatte. Am Vortag hatte die Quote sogar nur zwei zu eins betragen, was bedeutete, dass ich zwei Pennys einsetzen musste, um die Chance zu haben, einen Penny zu gewinnen. »Ich habe da einen kleinen Plan«, sagte ich. »Setz erst, wenn wir die Bedingungen abgemacht haben. Dann solltest du mindestens drei zu eins gegen mich rausholen können.«
    » Gegen dich?«, murmelte er. »Nur wenn du gegen Dal antrittst.« Ich wandte das Gesicht ab, damit er nicht sah, dass ich bei diesem Kompliment ein wenig rot wurde.
    Dal klatschte in die Hände, und alle eilten auf ihre Plätze. Ich sollte gegen Fenton antreten, einen jungen Mann aus Vintas. Er stand auf Platz zwei unserer Rangliste. Ich respektierte ihn als einen der wenigen in diesem Seminar, die mir durchaus gefährlich werden konnten.
    »Also gut«, sagte Elxa Dal und rieb sich die Hände. »Fenton, als Rangniederer hast du die Wahl der Waffen.«
    »Kerzen.«
    »Und welche Verbindung?«, fragte Dal, das Ritual befolgend. Bei Kerzen war es entweder das Wachs oder der Docht.
    »Docht.« Fenton hielt ein Stück Docht empor, so dass alle es sehen konnten.
    Dal wandte sich an mich. »Welche Verbindung?«
    Mit schwungvoller Gebärde zog ich etwas aus der Tasche. »Strohhalm.« Ein Raunen ging durch die Runde. Das war eine lächerliche Verbindung. Ich konnte bestenfalls auf einen Wirkungsgrad von drei bis fünf Prozent hoffen. Fentons Docht war zehnmal wirksamer.
    »Strohhalm?«
    »Strohhalm«, sagte ich mit etwas mehr Selbstsicherheit als ich empfand. Wenn das die Quote nicht in die Höhe trieb, wusste ich auch nicht weiter.
    »Also dann Strohhalm«, sagte Dal leichthin. »E’lir Fenton, da Kvothe ungeschlagen ist, hast du die Wahl der Quelle.« Leises Gelächter in der Runde.
    Mir sank das Herz in die Hose. Damit hatte ich nicht gerechnet. Normalerweise wählte der die Quelle, der nicht die Waffe gewählt hatte. Ich hatte vorgehabt, das Kohlenbecken zu wählen, da ich wusste, dass die große Hitze mein selbst auferlegtes Handicap wettmachen würde.
    Fenton grinste. »Keine Quelle.«
    Ich verzog das Gesicht. Nun konnten wir nur aus unserer eigenen Körperwärme schöpfen. Das war ungeheuer schwierig und auch nicht ungefährlich.
    Ich hatte keine Chance. Und ich würde dabei nicht nur den Status des Unbesiegten einbüßen, sondern hatte auch keine Möglichkeit, Sovoy zu signalisieren, dass er meine letzten beiden Jots nicht auf mich setzen sollte. Ich versuchte seinen Blick zu erhaschen, aber er stand bereits mit einer Hand voll Studenten in leisen, intensiven Verhandlungen und achtete nicht mehr auf mich.
    Fenton und ich gingen wortlos zu einem großen Arbeitstisch und setzten uns einander gegenüber. Elxa Dal stellte jeweils eine dicke Kerze vor uns hin. Das Ziel bestand darin, die Kerze des Gegners zu entzünden

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