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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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als für ein weiteres Trimester aus der Bibliothek verbannt zu sein. Ich würde Euch alles Geld geben, das ich besitze, obwohl es nicht viel ist. Ich würde unbezahlt hier in der Bibliothek die niedersten Dienste verrichten, um mich würdig zu erweisen. Ich weiß, dass Ihr in der Prüfungszeit unter Personalmangel leidet …«
    Lorren sah mich an, seine ruhigen Augen wirkten beinahe neugierig. Ich hatte den Eindruck, dass mein Flehen ihn nicht kalt ließ. »All das würdest du tun?«
    »Ja, all das würde ich tun«, sagte ich in vollem Ernst, und Hoffnung blähte mir die Brust. »All das und jede weitere Buße, die Ihr verlangt.«
    »Es ist nur eines erforderlich, damit das Hausverbot aufgehoben wird«, sagte Lorren.
    Es kostete mich große Mühe, ein wildes Grinsen zu unterdrücken. »Ich tue alles, was Ihr wollt.«
    »Beweise die Geduld und Besonnenheit, an der es dir bisher gemangelt hat«, sagte Lorren mit ausdrucksloser Stimme und senkte den Blick wieder auf das Buch, das aufgeschlagen vor ihm auf dem Tisch lag. »Guten Morgen.«

    Am nächsten Morgen weckte mich einer von Jamisons Laufburschen in meinem riesigen Bett im Goldenen Ross aus tiefem Schlaf. Er teilte mir mit, dass ich um Viertel vor zwölf auf die Hörner genommen werden sollte. Man beschuldigte mich des ungebührlichen Verhaltens gegenüber einem Mitglied des Arkanums. Ambrose hatte Wind von meinem Lied bekommen.
    Die nächsten Stunden plagte mich eine leichte Übelkeit. Genau das hatte ich vermeiden wollen: Eine Gelegenheit sowohl für Hemme als auch für Ambrose, alte Rechnungen mit mir zu begleichen. Und noch schlimmer, wegen dieser Sache würde mein Ansehen bei Lorren noch weiter sinken – was auch immer dabei herauskam.
    Ich traf zu früh im Meistersaal ein und war erleichtert, als ich sah, dass dort eine viel entspanntere Atmosphäre herrschte als damals, als man mich wegen des Vergehens gegen Hemme auf die Hörner genommen hatte. Arwyl und Elxa Dal lächelten mir zu. Kilvin nickte. Ich war froh, dass ich unter den Meistern auch Freunde hatte, die einen Ausgleich zu meinen Feinden bildeten.
    »Also gut«, sagte der Rektor in geschäftsmäßigem Ton. »Wir haben zehn Minuten bis zur nächsten Prüfung. Ich möchte nicht hinter den Terminplan zurückfallen, also werden wir das jetzt schnell abhandeln.« Er sah sich unter den Meistern um, und alle nickten.»Re’lar Ambrose, begründe deine Beschwerde. Du hast eine Minute.«
    »Ihr habt eine Abschrift des Liedes vorliegen«, sagte Ambrose hitzig. »Es ist verleumderisch. Es zieht meinen guten Namen in den Schmutz. Für ein Mitglied des Arkanums ist es eine Schande, etwas Derartiges zu tun.« Er schluckte und biss die Zähne zusammen. »Das ist alles.«
    Der Rektor wandte sich an mich. »Hast du irgendetwas zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    »Das Lied ist geschmacklos, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es sich herumsprechen würde. Ich habe es auch nur ein einziges Mal gesungen.«
    »Na gut.« Der Rektor überflog das Blatt vor ihm und räusperte sich. »Re’lar Ambrose, bist du ein Esel?«
    Ambrose erstarrte. »Nein, Sir«, sagte er.
    »Besitzt du«, er räusperte sich erneut und las nun von dem Blatt ab, »ich zitiere, ›ein ellenlanges Gemächt‹?« Einige Meister konnten sich ein Grinsen kaum verkneifen. Elodin versuchte es erst gar nicht.
    Ambrose wurde rot. »Äh, nein, Sir.«
    »Dann verstehe ich nicht, was das Problem sein soll«, sagte der Rektor knapp angebunden und ließ das Blatt auf den Tisch fallen. »Ich beantrage, dass der Vorwurf des ungebührlichen Verhaltens in den Vorwurf des groben Unfugs umgewandelt wird.«
    »Ich unterstütze den Antrag«, sagte Kilvin.
    »Sind alle dafür?« Bis auf Hemme und Brandeur hoben alle die Hand. »Antrag angenomen. Als Strafe wird festgesetzt: Ein förmliches Entschuldigungsschreiben an –«
    »Um Himmels willen, Arthur«, unterbrach Hemme ihn. »Verlange doch wenigstens eine öffentliche Entschuldigung.«
    Der Rektor funkelte Hemme an und zuckte dann die Achseln. »… ein förmliches Entschuldigungsschreiben, das noch vor Beginn des Herbsttrimesters zu veröffentlichen ist. Sind alle dafür?« Alle hoben die Hand. »Antrag angenommen.«
    Der Rektor stützte sich mit den Ellenbogen auf und sah zu Ambrose hinab. »Re’lar Ambrose, du wirst künftig davon absehen, unsere Zeit mit derlei belanglosen Beschwerden zu vergeuden.«
    Ambrose kochte vor Wut. Es war, als stünde ich neben einem Ofen. »Jawohl, Sir.«
    Dann wandte

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