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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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sich der Rektor an mich. »Und du, E’lir Kvothe, wirst dich in Zukunft anständiger betragen.« Seine strengen Worte wurden dadurch konterkariert, dass Elodin direkt neben ihm begonnen hatte, die Melodie von Esel, dummer Esel zu summen.
    Ich schlug den Blick nieder und zwang mich, ein ernstes Gesicht zu wahren. »Jawohl, Sir.«
    »Ihr dürft jetzt gehen.«
    Ambrose machte auf dem Absatz kehrt und stürmte hinaus, doch noch bevor er durch die Tür war, begann Elodin zu singen:
    Er ist ein feiner Esel, man sieht’s am stolzen Schreiten.
    Und für ’nen roten Heller darf jeder auf ihm reiten.

    Der Gedanke, dass ich mich öffentlich entschuldigen musste, ging mir gewaltig gegen den Strich, aber wie heißt es doch so schön: Ein gutes Leben ist die beste Rache. Und so beschloss ich, nicht mehr an Ambrose zu denken und meinen neuen luxuriösen Lebensstil im Goldenen Ross zu genießen.
    Das gelang mir jedoch nur zwei Tage lang. Am dritten Tag hatte das Wirtshaus plötzlich einen neuen Besitzer. Der kleine, stets vergnügte Caverin war durch einen großen, schlanken Herrn ersetzt worden, der mir mitteilte, meine Dienste würden nicht mehr benötigt. Er forderte mich auf, bis zum Einbruch der Dunkelheit meine Gemächer zu räumen.
    Das war ärgerlich, aber ich kannte auf dieser Seite des Flusses mindestens vier oder fünf ähnlich gute Wirtshäuser, die jederzeit die Gelegenheit ergreifen würden, einen Musiker zu engagieren, der das Abzeichen des Eolian errungen hatte.
    Doch der Wirt des Rosenhof weigerte sich, auch nur mit mir zu sprechen. Der Weiße Hirsch und der Gasthof Zum Kronjuwel waren mit ihren gegenwärtigen Musikern zufrieden und benötigten sonst niemanden. Im Fahlen Pony ließ man mich über eine Stundelang warten, bis mir klar wurde, dass man mich auf höfliche Weise ignorierte. Als man mich dann auch in der Königseiche abwies, schäumte ich vor Wut.
    Das war Ambrose. Ich wusste zwar nicht, wie er das geschafft hatte, aber ich wusste, dass er dahinter steckte. Vielleicht hatte er die Leute bestochen, oder er hatte das Gerücht verbreiten lassen, dass jedes Wirthaus, das einen bestimmten rothaarigen Musiker beschäftigte, künftig von einem großen Kreis reicher Adliger gemieden würde.
    So fing ich also an, die übrigen Wirtshäuser auf dieser Seite des Flusses abzuklappern. Die Nobeladressen hatten mich abgewiesen, aber es gab ja auch noch zahlreiche schlichtere Schenken. Im Laufe der nächsten Stunden versuchte ich es im Hirtenruh , im Keiler , in der Fassdaube und im Herold . Ambrose hatte ganze Arbeit geleistet: Niemand war interessiert.
    Es war schon früher Abend, als ich zum Anker’s kam, mittlerweile nur noch angetrieben von blanker Wut. Ich war fest entschlossen, es in jedem einzelnen Wirtshaus auf dieser Seite des Flusses zu versuchen.
    Anker persönlich stand auf einer Leiter und nagelte außen am Haus ein Brett fest. Ich ging zu ihm, und er sah zu mir hinab.
    »Du bist das«, sagte er.
    »Wie bitte?«, fragte ich verwirrt.
    »Da kam einer vorbei und hat gesagt, wenn man einen rothaarigen Jungen engagierte, hätte das jede Menge Unannehmlichkeiten zur Folge.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf meine Laute. »Das bist doch wohl du.«
    »Nun«, sagte ich und richtete den Tragegurt meines Lautenkastens. »Dann will ich deine Zeit nicht vergeuden.«
    »Noch vergeudest du sie nicht«, sagte Anker, kam von der Leiter herunter und wischte sich die Hände am Hemd ab. »Der Laden könnte ein bisschen Musik gut vertragen.«
    Ich sah ihn forschend an. »Hast du denn gar keine Angst?«
    Er spie aus. »Dieses verdammte Geschmeiß bildet sich ein, es könnte die Sonne aufkaufen.«
    »Dieser hier könnte sich das wahrscheinlich sogar leisten«, sagteich grimmig. »Und den Mond noch dazu, und dann würde er beide als Buchstützen verwenden.«
    Anker schnaubte verächtlich. »Der kann mir gar nichts anhaben. Solche Leute verkehren hier nicht, also kann er mir auch nicht die Kundschaft vergraulen. Und der Laden gehört mir, also kann er ihn nicht aufkaufen und mich dann rausschmeißen wie den armen alten Caverin …«
    »Jemand hat das Goldene Ross aufgekauft?«
    Anker sah mich forschend an. »Wusstest du das nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis ich diese Neuigkeit verdaut hatte. Ambrose hatte das Goldene Ross gekauft, nur damit ich mein Engagement verlor. Nein, dazu war er zu gerissen. Er hatte die Kaufsumme wahrscheinlich einem Freund geliehen und das Ganze als Unternehmenshandel

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