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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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versteckt war.
    Schließlich gab ich vier kostbare Jots von meinem Ersparten für Papier und Druckerschwärze aus und löste den Gefallen ein, den Jaxim mir noch schuldete. Ein Freund von ihm arbeitete in einer Druckerei, und mit seiner Hilfe stellten wir über hundert Exemplare des Schreibens her.
    In der Nacht vor dem Trimesterbeginn brachten Wil, Sim und ich diese dann auf jeder glatten Oberfläche an, die wir beiderseits des Flusses finden konnten. Wir nutzten dazu einen fabelhaften alchemischen Klebstoff, den Simmon eigens für diesen Anlass zusammengebraut hatte. Er ließ sich wie Farbe verstreichen, war nach dem Trocknen aber glasklar und stahlhart. Unsere Anschläge hätte man nur mit Hammer und Meißel wieder wegbekommen.
    Im Nachhinein betrachtet war es so töricht, wie wenn man einen schon wütenden Stier noch weiter reizt. Und vermutlich war diese Eselei der Hauptgrund dafür, dass Ambrose mich schließlich zu töten versuchte.

Kapitel 62
    Blumen

    A uf den dringenden Rat von mehreren Seiten hin beschränkte ich mich in dem nun folgenden Trimester auf drei Studienfächer. Ich studierte weiterhin Höhere Sympathie bei Elxa Dal, besuchte die Mediho und setzte meine Lehre bei Manet fort. Mein Stundenplan war auf angenehme Weise ausgefüllt, aber nicht so überladen wie im Trimester zuvor.
    Die größte Mühe gab ich mir im Handwerkszentrum. Nachdem ich bei meiner Suche nach einem Schirmherrn in einer Sackgasse gelandet war, war mir klar, dass mir das Handwerk die beste Chance auf finanzielle Unabhängigkeit bot. Gegenwärtig arbeitete ich für Kilvin und erledigte für einigermaßen geringen Lohn relativ banale Tätigkeiten. Doch wenn ich meine Lehre erst einmal abgeschlossen hatte, würde sich das ändern. Hinzu kam, dass ich dann auch eigene Projekte verfolgen und die Ergebnisse gewinnbringend verkaufen konnte.
    Falls. Falls es mir gelang, Devi wenigstens die Zinsen zu bezahlen. Falls ich es irgendwie schaffte, das Geld für die Studiengebühren aufzubringen. Und falls ich meine Lehre bei Manet abschließen konnte, ohne dass ich bei den gefährlichen Arbeiten, die tagtäglich im Handwerkszentrum verrichtet wurden, umkam oder zum Krüppel wurde …

    Vierzig oder fünfzig von uns hatten sich in der Werkstatt versammelt, um die neue Lieferung anzusehen. Einige Studenten saßen auf den steinernen Werkbänken, um besser sehen zu können, undetwa ein Dutzend war zu den Laufstegen unter dem Dach hinaufgestiegen, wo sich auch Kilvins Hängelampen befanden.
    Ich erblickte dort oben Manet. Er war schwer zu übersehen: drei Mal so alt wie die übrigen Studenten, mit wilder Haarmähne und grauem Bart. Ich stieg auch die Leiter hinauf und stellte mich zu ihm. Er lächelte und klopfte mir auf die Schulter.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich. »Ich dachte, das wäre nur was für die Grünschnäbel, die etwas Derartiges noch nicht gesehen haben.«
    »Ich dachte, ich spiele heute mal den pflichtbewussten Mentor«, sagte er mit einem Achselzucken. »Und außerdem ist dies heute wirklich sehenswert, und sei es auch nur wegen der Gesichter, die alle machen werden.«
    Auf einer Werkbank stand ein großer, zylindrischer Behälter, etwa ein Meter zwanzig hoch und sechzig Zentimeter breit. Die Ränder waren versiegelt, allerdings ohne dicke Schweißnähte, und das Metall sah brüniert aus, was mich vermuten ließ, dass es kein einfacher Stahl war.
    Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen und sah zu meinem Erstaunen Fela inmitten der anderen Studenten stehen und darauf warten, dass die Vorführung begann.
    »Ich wusste gar nicht, dass Fela hier arbeitet«, sagte ich zu Manet.
    Er nickte. »Klar. Seit zwei Trimestern, glaube ich.«
    »Es wundert mich, dass ich sie gar nicht bemerkt habe«, sagte ich und sah zu, wie sie sich mit einer anderen Frau unterhielt.
    »Das wundert mich auch«, sagte Manet und kicherte. »Aber sie ist nicht oft hier. Sie bildhauert und arbeitet mit Ziegeln und Glas. Sie kommt wegen der Werkzeuge, nicht wegen der Sygaldrie.«
    Der Glockenturm schlug die Stunde, und Kilvin sah sich langsam im Raum um. Ich hatte keinen Zweifel, dass er sofort bemerkte, wer fehlte. »Den werden wir jetzt ein paar Spannen lang in der Werkstatt haben«, sagte er und wies auf den in der Nähe stehenden Metallbehälter. »Fast zehn Gallonen einer flüchtigen Chemikalie: Regim Ignaul Neratum .«
    »Er ist der Einzige, der es so nennt«, flüsterte Manet. »Das ist Knochenteer.«
    »Knochenteer?«
    Er nickte. »Es ist

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