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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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entsprechenden Stimmung ist, kannst du eine Menge Geld mit diesem Stein verdienen.«
    Es war ein gutes Geschäft. Von Manet wusste ich, dass Lodensteine sehr wertvoll und selten sind. Sie sind nicht nur wegen ihrer magnetischen Wirkung so begehrt, sondern auch, weil in solchen Brocken Himmelseisen oft seltene Metalle enthalten sind. Ich gab ihm die Hand. »Also gut, abgemacht!«
    Er schüttelte sie mir mit ernstem Blick. Dann, gerade als er nach den Zügeln greifen wollte, fragte ich: »Und was gebt Ihr mir für das Sattel- und Zaumzeug?«
    Einen Moment lang fürchtete ich, dass mir der Kessler dieses Nachkarten verübeln würde. Doch statt dessen lächelte er verschmitzt. »Kluger Junge«, kicherte er. »Es gefällt mir, wenn sich jemand traut, eine kleine Zulage zu verlangen. Was hättest du denn gern? Ich habe hier eine sehr schöne Wolldecke. Oder lieber ein gutes Seil?« Er zog eine Seilrolle aus den Bündeln auf dem Rücken des Esels. »Es ist immer gut, ein Seil dabei zu haben. Oder wie wäre eshiermit?« Er hielt eine Flasche empor und zwinkerte mir zu. »Ein ausgezeichneter Obstwein. Ich gebe dir alles drei für das Sattel- und Zaumzeug deines Pferds.«
    »Eine Decke könnte ich gut gebrauchen«, erwiderte ich. Dann fiel mir etwas ein. »Habt Ihr irgendwelche Kleider in meiner Größe? Ich habe in letzter Zeit einen ziemlichen Verschleiß an Hemden.«
    Der alte Mann hielt inne, das Seil und die Weinflasche in Händen, zuckte dann die Achseln und begann erneut in seinem Gepäck herumzuwühlen.
    »Habt Ihr irgendetwas über eine Hochzeit hier in der Gegend gehört?«, fragte ich. Kessler hielten stets die Ohren offen und bekamen eine Menge mit.
    »Die Hochzeit bei den Mauthens?« Er machte ein Bündel los und fing an, in einem anderen herumzuwühlen. »Die hast du leider verpasst. Sie war gestern.«
    Bei der Beiläufigkeit, mit der er das sagte, krampfte sich mir der Magen zusammen. Wenn es dort zu einem Blutbad gekommen wäre, hätte der Kessler zweifellos davon erfahren. Plötzlich kam mir der entsetzliche Gedanke, dass ich mich für nichts und wieder nichts in Schulden gestürzt hatte und ganz umsonst hierher geritten war. »Wart Ihr dort? Ist dort irgendetwas Ungewöhnliches geschehen?«
    »Da ist es ja!« Der Kessler drehte sich wieder um und hielt ein schlichtes graues Hemd empor. »Nicht sehr schick, aber neu. Na ja, fast neu.« Er hielt es mir vor die Brust, um zu sehen, ob es passte.
    »Die Hochzeit?«, erinnerte ich ihn.
    »Was? Oh, nein. Ich war nicht da. Muss aber ein ziemliches Ereignis gewesen sein. Mauthen hat seine einzige Tochter verheiratet. Und das wurde wohl in großem Stil gefeiert. Die Vorbereitungen gingen monatelang.«
    »Dann habt Ihr also nicht gehört, dass dort irgendetwas Ungewöhnliches geschehen wäre?«, fragte ich, mit einem flauen Gefühl im Magen.
    Er zuckte die Achseln. »Wie gesagt, ich war nicht da. Ich war in den letzten Tagen beim Eisenhüttenwerk.« Er nickte in Richtung Westen. »Hab mit den Schürfern und den anderen Leuten dort Handel getrieben.« Er griff sich an die Schläfe, so als fiele ihm gerade etwas ein. »Apropos: Ich habe oben im Gebirge einen Brassie gefunden.« Er wühlte wieder in seinen Bündeln herum und zog eine flache, dickwandige Flasche hervor. »Wenn du keinen Wein magst – vielleicht etwas Stärkeres?«
    Ich wollte schon den Kopf schütteln, doch dann fiel mir ein, dass dieser selbstgebrannte Schnaps mir beim Säubern meiner Wunde nützlich sein konnte. »Ja, vielleicht«, sagte ich. »Das käme auf das Angebot an, das jetzt auf dem Tisch liegt.«
    »Einem ehrlichen jungen Mann wie dir«, sagte er, »gebe ich die Decke, die beiden Flaschen und das Seil.«
    »Das ist sehr großzügig von Euch. Aber statt des Seils und des Obstweins hätte ich lieber das Hemd. Alles andere wäre nur unnützer Ballast, und ich muss jetzt noch ein ganzes Stück zu Fuß gehen.«
    Er guckte ein wenig säuerlich, zuckte dann aber die Achseln. »Wie du willst. Die Decke, das Hemd, der Schnaps und drei Jots.«
    Wir schüttelten einander die Hand, und ich half ihm noch, Keth-Selhan zu beladen, weil ich mich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass er es als Kränkung empfand, dass ich sein vorletztes Angebot ausgeschlagen hatte. Zehn Minuten später brach er gen Osten auf, und ich ging in Richtung Norden, über den grünen Hügel, nach Trebon.
    Ich war froh, dass ich die letzte halbe Meile zu Fuß gehen konnte, denn das half mir, Rücken und Beine wieder ein wenig zu

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